Strahlend schön: Langenzenner Kirche wird renoviert

25.11.2017, 11:00 Uhr
Strahlend schön: Langenzenner Kirche wird renoviert

© Hans-Joachim Winckler

"War Christo bei Ihnen?", wurde Dekan Friedrich Schuster nach dem Erntedankgottesdienst von einer Besucherin gefragt. Die Anspielung hatte zur Folge, dass sich die Laune des Hausherren, der zur Zeit im gelben Sicherheitshelm vor dem Altar steht, sofort aufhellte. Der Hinweis auf den Verpackungskünstler vom Reichstag und dem Iseo-See ließ Friedrich Schuster die Flucht nach vorn antreten: "Wir sagen doch vom Leben auch oft, dass es eine Baustelle ist, nun ist die Kirche eben auch eine."

Strahlend schön: Langenzenner Kirche wird renoviert

© Fotos: Hans-Joachim Winckler

Die Ursprünge des Gebäudes der Langenzenner Stadtpfarrkirche, ein kunsthistorisch einmaliges Baudenkmal, reichen zurück bis ins Jahr 1390. Jedenfalls wurde das älteste Stück Holz, das die Zimmerleute aus dem Dachstuhl geborgen haben und das Architekt Jürgen Hofmann untersuchen ließ, in diese Zeit zurückdatiert. Bei der Pfarrkirche geht man davon aus, dass sie um 1289 gebaut wurde, 1388 niedergebrannt und dann erneuert worden ist. Daran beteiligt waren auch die hohenzollerschen Burggrafen von Nürnberg.

Restauriert wurde viel in Langenzenn im Laufe der Jahrhunderte. Das letzte Mal legten Bauleute und Restauratoren in den 70er Jahren Hand an. Und wie: Denkmalschützerin Christine Müller sei wenig amüsiert, wenn sie sich den Ausdünstungen der seinerzeit präparierten Kunstschätze nähere, erzählt Architekt Hofmann. Er kommt vom Nürnberger Architekturbüro Fritsch-Knodt-Klug, Fachleute für historische Gemäuer, die für die Sanierung der Jugendherberge auf der Nürnberger Burg 2016 den Touristik-Preis erhielten.

Jürgen Hofmann steigt mit Dekan Schuster ins Gewölbe über dem Chorraum der Kirche. Hier ist man dem Himmel ganz nah. Blau getönte Fresken aus der Zeit der Gotik strahlen an diesem sonnigen Novembervormittag in der festlichsten Himmelsfarbe, erleuchtet vom Licht aus historischen Glasfenstern mit Szenen aus dem Leben Christi. Fenster, die die Kaiser Wilhelm I und Wilhelm II, beide bekanntlich Hohenzollern, für den Langenzenner Kirchenbau gestiftet haben.

Schützendes Glas

Das Buntglas wird in den nächsten Wochen Scheibe für Scheibe ausgebaut und im Kloster zwischengelagert. Vom Stadtraum her wird ein schützendes Vorglas vor den Fenstern angebracht. Kein Dieseldampf soll den Malereien länger schaden.

Die Renovierung der Stadtpfarrkirche kostet 3,8 Millionen Euro. Bauherr ist das Staatliche Hochbauamt Erlangen-Nürnberg, die Evangelische Kirche hat das "Nieß"- oder Nutzrecht für den Bau und muss wiederum bei Immobilien-Bayern Miete für die Gemeinderäume im Kloster bezahlen.

Dekan Schuster lobt die Bauleute, die um Rücksicht bemüht sind, damit der "geistliche Betrieb" reibungslos läuft. Schreiner Weimer hat für das Verkündigungsrelief von Veit Stoß, die Preziose schlechthin, eine solide "Einhausung" gebaut. So kommt kein Stäubchen an die Kunst. Dafür, dass auch der Sonntagsmantel der Kirchenbesucher sauber bleibt, sorgt Erika Jochim. Sie hat in diesen Tagen doppelte Arbeit und saugt jeden Sitzbelag und wischt die Kirchenbänke.

"Die Franken mögen ihre Kirche halt gern ordentlich", meint der Hausherr, der als "Bauaufseher" derzeit neben der Dekansarbeit noch einen veritablen Zweitberuf zu versehen hat.

Schuster ist ein Mann mit einem großen Herzen und in das hat er die Zimmerleute mit eingeschlossen: "Das schaffen wir bis zum Ersten Advent 2018." Im Dachgebälk über dem Langhaus weist Architekt Hofmann mit großer Geste nach vorn, über blitzsaubere Kuppeln und die ausgeputzten Zwischenräume. Dort befindet sich das Gewölbe des Augustiner-Chorraums: "60 Tonnen Bauschutt haben wir von hier oben abtransportiert", stöhnt er jetzt noch. Über die Jahrhunderte ist man hier Mörtel, Ziegel und anderen Schmutz losgeworden. Sechs Männer brauchten drei Wochen, um Eimer für Eimer nach unten zu expedieren. Dieser Aufwand ist die Ursache für einen Verzug der Zimmerleute, bedauert Hofmann und zeigt auf weitere "Kleinigkeiten".

Der historische Dachstuhl über dem Langhaus ist ein Original aus dem 14. Jahrhundert. An Mauerlatten und Kanthölzern aus Fichte und Kiefer hat der Zahn der Zeit genagt, sie werden ausgebessert. Bei diesen Arbeiten entdeckten die Zimmerer ein wunderschönes altes Fenstermaßwerk und einen Ball aus historischem Leder, den hatten wohl einst Kinder ins Gebälk befördert.

Unten im Kirchenraum mit seiner zauberhaften Rosenkapelle zeigt Dekan Schuster nahe beim Kreuzabnahmealter, der ebenfalls "eingehaust" ist, den Schriftzug "Andreas", der sich, gründlich gesäubert, klar vom Wandputz abhebt. In akribischer Kleinarbeit werden auf diese Weise alle Fresken und Wandbemalungen mit einem Schwamm abgetupft: "geschupft" sagt Schuster. Er hat den Restauratoren über die Schulter geschaut und war beeindruckt von der Sorgfalt, mit der die Farben wieder leuchtend gemacht werden.

Sobald die Malerei restauriert ist, braucht es ein zeitgemäßes Lichtkonzept und eine Heizung. Friedrich Schuster sagt, dass Denkmalschützer eine Sitzbankheizung favorisieren. Die vermag die Menschen warm zu halten, ohne dass die Luft im Kirchenraum eine Temperatur annimmt, die der Kunst schädlich werden könnte.

 

 

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