Streit um Langenzenns "Betongold"

30.10.2019, 12:50 Uhr
Streit um Langenzenns

© Foto: Thomas Scherer

Die Rangaustadt hat zwar hohe Schulden von 14 Millionen Euro (zu Jahresbeginn), verfügt aber über ein Immobilien-Vermögen im Wert von 20 (niedrig bewertet) bis (hoch geschätzt) über 40 Millionen Euro. Ob das Rathaus sich mit diesen Käufen von Grund und Boden weitsichtig verhalten oder überhoben hat, darüber haben sich die Parteien jüngst im Stadtrat einen heftigen Schlagabtausch geliefert.

Das Immo-Portfolio der Zennstadt beginnt am Schießhausplatz, geht über die Bleiche, den Kulturhof, den Denkmalplatz, einige WBG-Wohnzeilen und diverse Gewerbegebiete bis hin zu 54 Hektar Äcker, 32 Hektar Wiesen und 66 Hektar Wald.

"Wie vermarkten wir die interessanten Flächen aktiver als bisher an Investoren?", fragte sich Zweiter Bürgermeister Erich Ammon (Freie Wähler). Alle Immobilien, die vor einem halben Jahr nach dem Willen des Stadtrats auf den Markt gebracht werden sollten, seien im Internet und den Investoren, die schon mal an die Stadt herangetreten sind, angeboten worden, erläuterte Erster Bürgermeister Jürgen Habel (CSU); an Makler habe man sich bisher nicht gewandt. Das könne man nun tun.

Mieter "rausgehauen"?

Irene Franz (SPD) beklagte, dass unklar bleibe, wie lange manche Grundstücke bei der Stadt geparkt bleiben: "Schließlich haben wir an einigen Stellen die Mieter rausgehauen", da sei mehr Tempo gefordert. Habel verwahrte sich gegen diesen Vorwurf und forderte, ihn zurückzunehmen: "Wir haben niemanden rausgehauen. Wir haben gezielte Stadtentwicklungspolitik betrieben."

Die Stadt habe durch die Käufe nachhaltig Vermögen für Langenzenn geschaffen, betonte Birgit Osswald (CSU). Dies ermögliche auch, den Haushalt zu konsolidieren. Allerdings dürfe die Stadt nicht in Panikverkäufe verfallen, sondern müsse in der Niedrigzinsphase vernünftig mit ihrem Vermögen umgehen. Doch auch Osswald plädierte dafür, die Käufe nun zu reduzieren.

Margit Ritter (Bündnisgrüne) meinte ebenfalls, es sei unvernünftig, Hals über Kopf zu verkaufen, aber an vielen Stellen, wo das Stadtbild leidet, müsse man die Entwicklung jetzt angehen: "Ich wünsche mir mehr Dynamik." Markus Vogel (FDP) bezeichnete das "Betongold" Langenzenns als gigantisch. Angesichts der Schuldenlast könne ein privatwirtschaftlicher Betrieb sich solch ein Vorgehen nicht leisten.

"Was wir getan haben, war wohlüberlegt und gezielt", konterte Bürgermeister Habel. "Andernfalls hätten wir heute keine Realschule, keinen Biergarten ,ZennOase‘, keine Yogurteria am Oberen Markt, keine Gewerbebetriebe, die sich auf unseren Flächen neu ansiedeln oder aus der Stadt heraus vergrößern konnten." Man habe viel Vermögen in Immobilien umgewandelt, so Erich Ammon, "zum Wohl der Stadt".

Roland Schönfelder (SPD) wollte das nicht so stehen lassen: Der Schuldenstand sei aufgrund der vielen Immobilienkäufe äußerst hoch, "das kann man nicht wegdiskutieren". Auch die Grüne Ritter betonte, die Grundstücke seien in der Regel auf Pump gekauft worden, da sei kein Vermögen umgewandelt worden.

Melanie Plevka, Bürgermeisterkandidatin der SPD, forderte, Immobilien nach System wieder zu verkaufen und neu zu entwickeln. Andrea Barz (CSU) plädierte dann dafür, die vom Wahlkampf geprägte Debatte zu beenden.

 

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