Südstadt: Heftiger Gegenwind für Baufirma

15.12.2016, 16:00 Uhr
Südstadt: Heftiger Gegenwind für Baufirma

© Foto: Hans-Joachim Winckler

An der Ecke von Au- und Flößaustraße liegt ein Grundstück, das in dieser Gegend seinesgleichen suchen dürfte. Nach hinten gerückt, steht eine denkmalgeschützte Villa aus der Gründerzeit, davor erstreckt sich Rasen. Prächtige Bäume grenzen das Areal zu den beiden Straßen ab.

Mit dieser Idylle könnte es bald vorbei sein. Die Immobilienfirma Bauhaus hat die Freiflächen vor der Villa gekauft, um sie zu bebauen. Drei Mehrfamilienhäuser sind geplant mit vier bis sechs Geschossen, 29 Wohnungen und einer Tiefgarage. Von den gut 20 Bäumen müssten die meisten weichen.

Widerstand formiert sich unter den Anwohnern, beim Bund Naturschutz (BN) und der Südstadt-SPD. Knifflig: Sie alle wissen nur zu gut, dass Wohnraum in Fürth Mangelware ist. Trotzdem solle gerade dieses Areal nach Möglichkeit verschont bleiben oder in kleinerem Stil bebaut werden. Beim BN klingt das so: „In Fürth ist weiteres Potenzial für Wohnbau immer noch vorhanden, so dass nicht jede denkbare Fläche unbedingt umfassend genutzt werden muss.“ Es sei zwar grundsätzlich richtig, Baulücken zu schließen und Grundstücke nachzuverdichten, in den einzelnen Stadtteilen müssten aber auch „Qualitäten wie wertvoller Baumbestand“ berücksichtigt werden.

Vertreter der Südstadt-SPD hatten den FN schon im Sommer gesagt, dass man trotz des großen Bedarfs an Wohnraum die Balance zu wahren habe. Gebäude dürften nicht um jeden Preis und in jeder verbliebenen Baulücke hochgezogen werden. Grüne Inseln wie an der Austraße hätten großen Nutzen für das Stadtklima.

Zum Hinterhaus degradiert

Entsetzen herrscht bei einigen Anwohnern angesichts der Baupläne. Die historische Villa werde zum Hinterhaus degradiert und verliere den Bezug zum öffentlichen Raum, klagt einer von ihnen. Was dem Landschaftsarchitekten Michael Voit besonders missfällt: Die von Bauhaus angestrebte Nutzung geht – zum Beispiel bei der Zahl der Geschosse – sogar über das hinaus, was der geltende Bebauungsplan gestatten würde. Dabei sei dieser uralt und dringend überholungsbedürftig.

Der BN hat den Bebauungsplan aus den 60er Jahren sogar „als Wurzel allen Übels“ ausgemacht. Mit „Uralt-Plänen“ wie diesem seien immer noch weite Teile des Stadtgebiets überzogen. Sie sehen umfangreiche Bebauungen vor, klagt der BN, ohne „tatsächliche Gegebenheiten wie etwa dem Baumbestand“ zu berücksichtigen. Naturschützer und Anwohner fordern daher die Kommune auf, den für das Villen-Grundstück geltenden Plan so schnell wie möglich zu ändern.

Baureferent Joachim Krauße hat dazu eine klare Meinung: Sollte die Stadt der Forderung nachkommen, könnte das Konsequenzen haben. Er geht davon aus, dass Bauhaus als Eigentümer des Grundstücks Schadenersatz fordern wird – schließlich ging die Firma beim Kauf des Grundstücks sowie bei ihren Planungen von anderen Voraussetzungen aus. Was das die Stadt kosten würde, könne niemand voraussagen, meint Krauße.

Dafür, dass sein Amt dem Bauträger ein zusätzliches Geschoss genehmigen wollte, gebe es einen Grund: Bauhaus habe im Gegenzug die Grundfläche der Gebäude etwas reduziert. Städtebaulich sei die Höhe vertretbar.

Angesichts der Proteste an der Austraße spielt Krauße heute den Ball zurück an die Politik. „Für uns als Verwaltung ist es schwer zu bewerten, ob dort überhaupt gebaut werden soll und falls ja, in welchem Umfang.“ Entscheiden soll daher der Bauausschuss. Auf eine Beschlussempfehlung, wie sonst üblich, verzichtet das Bauamt.

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