Synagogenbrand schockt die Gemeinde

20.9.2010, 09:30 Uhr
Synagogenbrand schockt die Gemeinde

© Thomas Scherer

„Das ist natürlich ein Riesenschock für uns“, sagte ein Gemeindemitglied den Fürther Nachrichten. Das Feuer wurde von einer Besucherin des Gottesdienstes, der um 8.30 Uhr stattfinden sollte, entdeckt — gerade noch rechtzeitig, bevor Schlimmeres passieren konnte. Ein massiver Holztisch, auf dem die Kerzen — mit Alufolie unterlegt — aufgestellt waren, und die Vertäfelung im Eingangsbereich der Synagoge standen in Flammen.

Diese hatten bereits die Wände stark verrußt, den zentralen Sicherungskasten verschmort und Glasscheiben zum Bersten gebracht; wenig später hätte das Feuer auf die darüberliegende Holzempore übergegriffen.

Dann, so Christian Donderer, Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr, auf FN-Anfrage, wären die Folgen weit gravierender gewesen. Durch einen offenen Durchgang hätten sich die Flammen ins Treppenhaus des angrenzenden Wohngebäudes ausbreiten können. „Das wäre sehr gefährlich geworden“, sagt der Fachmann.

So jedoch — Glück im Unglück — war der Brandherd schnell gelöscht. Anschließend wurden das Gotteshaus, das Treppenhaus und ebenfalls verqualmte Wohnungen mit Spezialgeräten entlüftet. In einigen Fällen mussten die Helfer die Türschlösser knacken, weil die Bewohner nicht zu Hause waren.

Verletzt wurde niemand, lediglich eine 83-jährige Frau musste kurzzeitig von Sanitätern versorgt werden. Den Sachschaden schätzt Donderer auf 10000 bis 15000 Euro. Für die Gemeinde ist das ein Schlag ins Kontor, zumal das Treppenhaus erst vor einigen Jahren renoviert wurde.

Gemeinde weicht aus

Zudem war die Festfreude an Yom Kippur, dem jüdischen Versöhnungstag, dahin, der in diesem Jahr auch noch auf den wöchentlichen Feiertag Schabbat fiel. Wie tragisch das für die Fürther Juden ist, machte eine Frau mit einem Vergleich deutlich: „Stellen Sie sich vor, bei Ihnen würde es an Heiligabend brennen.“

Der Yom Kippur-Gottesdienst musste nach Auskunft der Vorsitzenden der Kultusgemeinde, Alla Meir, in den Räumen des jüdischen Frauenklubs abgehalten werden. So lange die Brandspuren nicht beseitigt sind, müssen sie auch weiterhin als Ersatz für die Synagoge dienen. Von einem „Ausnahmezustand“ spricht Meir: „Wir machen uns furchtbare Sorgen.“

Wie das Unglück geschehen konnte, ist der Vorsitzenden ein Rätsel. In den 50 Jahren, die sie in Fürth lebt, sei nichts passiert. Doch auch sie kann sich nicht vorstellen, dass böse Absicht dahintersteckt. Einen Schlüssel zur Synagogentür haben nur sie, der Rabbiner und die Putzfrau, übers Treppenhaus könnten sich nur die Bewohner des Gebäudes Zugang verschaffen.

Angesichts dessen sieht auch die Polizei von weiteren Ermittlungen in diese Richtung ab, wie ihr Sprecher Michael Sporrer unserer Zeitung am Sonntag sagte.