Talauen als perfekter Hochwasserschutz

6.6.2013, 22:00 Uhr
Talauen als perfekter Hochwasserschutz

© Mark Johnston

Herr Kitowski, sind Sie froh, nicht Bauhofleiter in Regensburg oder Passau zu sein?

Kitowski: Sagen wir, ich bin froh, dass ich es in Fürth sein darf. Die Leute in den Krisengebieten müssen gerade Außergewöhnliches leisten. Sie haben aber aufgrund vergangener Erfahrungen auch eine andere Einstellung zum Hochwasser.

Auch bei uns führten die Flüsse enorme Wassermassen, die Rednitz kratzte an der Meldestufe 4.

Kitowski: Es war tatsächlich ein besonderes Hochwasser, weil nach einer kurzen Entwarnung noch eine zweite Welle anrollte. Schon Meldestufe 3 ist bei uns eher selten. Gut, Straßen mussten gesperrt werden, aber wie hoch das Wasser wirklich war, bekam der Bürger ja kaum mit. Das verdanken wir unseren Talauen. Ich hoffe, das bleibt den Fürthern angesichts der Bilder aus dem Fernsehen im Bewusstsein.

Zielen Sie auf Bauvorhaben an den Talrändern ab?

Kitowski: Na ja, ob da ein Balkon wie an der Flutbrücke ein paar Meter in die Auen ragt, ist für das Hochwasser nicht relevant. Mir geht es um Begehrlichkeiten, die Panzerstraße in Stadeln und die Fuchsstraße in Dambach anzuheben, damit sie nicht so leicht überflutet werden können.

Was spricht dagegen?

Kitowski: Die Straßen vor den dortigen Brücken laufen jeweils durch eine Mulde, in der das Wasser natürlich länger stehen bleibt. Das ärgert viele Autofahrer. Diese Mulden sind aber gewollt – beim Brückenneubau an der Fuchsstraße vor vielen Jahren waren sie sogar Vorschrift. Denn: Heben wir die Straßen an, schaffen wir Barrieren, die den Wasserabfluss verändern. Wir sollten aber alle heilfroh sein, dass wir Täler haben, in denen nichts drin steht.

Und dem Autoverkehr droht bei Hochwasser regelmäßig der Infarkt...

Kitowski: Wir haben das Problem, dass die sogenannte Flutmulde mitten durch Fürth verläuft, da muss jeder drüber. Wir haben aber nur drei hochwasserfreie Übergänge: die Regnitzbrücke in Vach, die Billinganlage und die Südwesttangente. Wenn man sieht, wie sehr der Verkehr in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen hat, ist das zu wenig.

Wo könnte ein vierter Übergang entstehen?

Kitowski: Schwierig. Eine Talbrücke würde nicht nur viel Geld kosten, sondern auch automatisch Verkehr anziehen und damit Anwohner belasten. Aber der angedachte Hüttendorfer Damm würde die Situation schon erleichtern.

Was ließe sich für weniger Geld verbessern?

Kitowski: Der Fußgängersteg an der Fuchsstraße ist uralt und steht schon bei mittlerem Hochwasser unter Wasser. Hier würde ich mir einen neuen, höheren Steg wünschen.

Die Pegelstände sind am Mittwoch rasant gefallen. Wann können Sie die beiden Talübergänge denn wieder öffnen?

Kitowski: Auch am Donnerstag noch nicht. Die Flüsse sind zwar wieder in ihrem Bett, aber jetzt drückt das Wasser aus den vollgesogenen Wiesen nach. Wenn wir von Gewittern mit heftigem Regen verschont bleiben, hoffe ich, dass wir die Sperren zum Wochenende aufheben können. Bereits offen sind der Radweg an der Pegnitz unterhalb des Frankenschnellwegs und die Verbindung zwischen Karlsteg und Ludwigsbrücke. Darf ich noch einen Appell loswerden?

Nur zu!

Kitowski: Leider versuchen immer wieder Autofahrer – sogar Lkw – trotz Sperre, durch das Wasser zu fahren. Weil es heutzutage viele große, geländegängige Wagen gibt, trauen sich das leider auch immer mehr Menschen zu und holen sich dabei eine Unterbodenwäsche ab. Vor allem an der Fuchsstraße, wo unsere Trinkwasserbrunnen sind, ist das unverantwortlich.

 

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