Tanz für mehr Toleranz

9.3.2012, 13:00 Uhr
Tanz für mehr Toleranz

© Max Mölkner

Ein Mix aus Hip-Hop, Elektro und Rock tönt durch das Erdgeschoss des Jugendhauses Oasis. Choreographin Nancy Gallego-Rico gibt den Takt vor und ruft „Go!“. Auf ihr Zeichen hin beginnen die Mädchen zu tanzen: Die 15 Schülerinnen wirbeln zu der eigens für das Musical komponierten Musik durch den Raum, jeder Sprung sitzt wie im Schlaf.

Fast könnte man bei diesem Anblick vergessen, dass es sich hier um keine professionellen Tänzerinnen, sondern um ganz normale Jugendliche handelt. Als die Musik verstummt, klatscht Nancy Gallego-Rico zufrieden in die Hände: „Gut gemacht!“ Die Mädchen strahlen, der Anfang sitzt. „Wir wollten mal was Großes aufziehen“, erklärt die Choreographin die ursprüngliche Idee hinter dem Musical. Mit ihren Mädchen probt sie schon seit über vier Jahren, die letzten drei Monate davon allein für „Raja & Julian“.

Auffällig sind die verschiedenen Outfits der Schülerinnen: Einige tragen dunkelblaue Shirts, die anderen pinkfarbene. Die 13-jährige Valentina im blauen Hemd klärt auf: „Es geht um zwei Cliquen, die sich nicht ausstehen können. Wir sind arm und tanzen Hip-Hop. Die anderen sind reich und zickig.“ Im echten Leben Freunde, im Spiel Feinde: Sie und ihre Freundin Anna sind die Anführerinnen der jeweiligen Gruppe.

Doch in der Geschichte steckt noch mehr Zündstoff: „Raja aus der armen Clique und Julian von den Reichen verlieben sich“, erzählt Anna. Und die jungen Leute stehen vor einem weiteren Problem. Das Jugendhaus in ihrer Stadt soll geschlossen werden. So müssen sich die Gegner bei aller Verschiedenheit zusammentun, um die Schließung in letzter Sekunde gemeinsam zu verhindern. „Ob ihnen das am Ende gelingt, verraten wir aber nicht“, meint die Choreographin augenzwinkernd.

Nach einer kurzen Ruhepause ist der nächste Tanz an der Reihe. Was so spielerisch aussieht, ist in Wahrheit ein echter Kraftakt und fordert von den Mädchen viel Konzentration. Doch der Spaß ist der Gruppe anzusehen. Selbst kleine Missgeschicke bringen die „Dance Company Latinas“ nicht aus der Ruhe: Bei einem Rad verliert eine Tänzerin ihren Schuh. Aber zur Not geht es auch ohne weiter.

Wie es sich für ein richtiges Musical gehört, wird der Gesang in „Raja & Julian“ ganz groß geschrieben. Dafür arbeitet die Musical-Truppe mit dem Rapper Murat Basak zusammen. Die Rollen sind klar verteilt: „Wir Mädchen tanzen eher, die zwei Jungen, die am Samstag mit dabei sind, rappen“, erzählt Anna. Und auch Nancy Gallego-Rico gesteht: „Tanzbegeisterte Jungs gibt’s hier weniger.“

Derweil ist die Motivation im Tanzensemble ungebrochen hoch. Selbst eine schwere Erkältung, die seit Wochen unter den Mädchen kursiert, hält sie nicht vom Proben ab. „Die kamen zum Teil noch mit Fieber hierher“, erzählt die Choreographin. In ihrer Stimme schwingt Stolz mit.

Ihr Dank gilt auch Birgit Huber, Bürgermeisterin von Oberasbach, und dem Jugendhaus Oasis, das die Räume für die Proben bereitgestellt hat. „Ohne diese Hilfe wäre das hier gar nicht möglich gewesen.“

Allmählich nähert sich die Probe dem großen Finale. „Den Schlusstanz mögen wir am liebsten“, sind sich Valentina und Anna einig. Gemeinsam stehen sie in der Raummitte und tanzen. Nach und nach kommen die Mitglieder der zwei Cliquen dazu, von Rivalität ist keine Spur mehr. Sie tanzen nicht mehr gegeneinander, sie tanzen gemeinsam.

Die Premiere des Musicals findet am Samstag,10. März, ab 18 Uhr in der Turnhalle im Hans-Reif-Sportzentrum (Jahnstraße 16) in Oberasbach statt. Der Eintritt ist frei.

 

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