Taschengeld gegen Rasenmähen

21.9.2016, 06:00 Uhr
Taschengeld gegen Rasenmähen

© Foto: Friso Gentsch, dpa/lnw

„Wir wollen, dass alte Menschen möglichst lange zu Hause wohnen können“, stellt Renate Schwarz vom federführenden Quartiersmanagement das übergeordnete Ziel der Taschengeldbörse vor. Oft seien es Kleinigkeiten wie das Erledigen von Besorgungen oder das Aufklauben reifer Äpfel im Garten, für die die Senioren Unterstützung suchten.

Eine der mittlerweile 15 Jugendlichen, die sich als Helfer gemeldet haben, ist die 17-jährige Hannah Wittmann. Seit sie aus dem Urlaub zurück ist, besucht sie alle zwei Wochen das Rentnerpaar Hiesinger, um Staub zu saugen oder den Rasen zu mähen. „Ich mache das gerne, denn die Leute sind nett und man kann sich gut unterhalten“, erzählt die Schülerin.

Die 78-jährige Anneliese Hiesinger indes ist voll des Lobes – über Hannah im Speziellen und die Taschengeldbörse im Allgemeinen. „Das ist eine ganz tolle Erfindung“, meint sie, „und die Hannah macht das ganz wunderbar bei uns.“ Sie selbst habe Probleme mit der Schulter, während ihr drei Jahre älterer Mann Hans nur noch schlecht sehen kann.

Dank der über die Taschengeldbörse vermittelten Hilfe sei das Leben in den eigenen vier Wänden wieder leichter geworden. „Ich war mir nur nicht sicher, ob ich die junge Frau ausnütze“, berichtet Hiesinger von leichten Zweifeln, die ihr aber umgehend genommen wurden. Im Gegenteil, habe Hannah geantwortet, und die Hiesingers freuen sich von der Hilfe abgesehen auch sehr über Hannahs Besuche: „Für mich ist sie fast wie eine Enkelin, und so behandle ich sie auch.“

Ein Nebeneffekt, den Renate Schwarz von Anfang an im Auge hatte, als sie gemeinsam mit Anja Schönekeß und anderen am Konzept der Taschengeldbörse feilte. „Hilfe ist das eine“, so Schwarz, „eine Brücke zwischen Jung und Alt zu bauen das andere.“ Koordiniert wird die Taschengeldbörse – empfohlen wird dabei eine Honorierung von fünf Euro in der Stunde – vom Quartiersmanagement. Mit im Boot sind, neben dem Kulturamt, der Stadtseniorenrat und das Jugendhaus Oasis.

Auf die Idee brachte Renate Schwarz ein ähnliches Projekt in Amberg-Sulzbach. Bis sie es in Oberasbach dann zusammen mit den anderen Einrichtungen umsetzen konnte, gingen noch ein paar Monate ins Land. „Wir haben Wert darauf gelegt, dass das rechtlich alles in trockenen Tüchern ist“, so Schwarz. Hat sie erst einmal Jung und Alt zusammen geführt, bleibt sie mit beiden Seiten in Kontakt, denn auf keinen Fall sollen die Jugendlichen ausgenutzt und als billige Arbeitskraft gesehen werden.

„Die Taschengeldbörse kann und darf kein Ersatz sein, wenn professionelle Hilfe benötigt wird“, stellt Renate Schwarz klar. Für vieles andere – von der Hilfe im Haushalt oder am PC über Vorlesen, der Begleitung zum Arzt oder zu kulturellen Veranstaltungen bis zum Gassigehen mit dem Hund – sei sie jedoch eine gute Alternative.

Eine, die zunehmend gefragt ist, und zwar von beiden Seiten. Flugblätter und Infomaterial mussten jedenfalls schon nachbestellt werden. Wer mehr darüber erfahren möchte, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind oder wie die Vermittlung abläuft, erhält beim Quartiersmanagement Oberasbach, Telefon (09 11) 80 19 35 69, entsprechende Auskünfte. Ebenso unter www.oberasbach.de, wo sich über das Schlagwort „Taschengeldbörse“ im Suchfeld weitere Infos auftun.

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