Teures Fragezeichen in Oberasbach

23.5.2015, 13:00 Uhr
Teures Fragezeichen in Oberasbach

© Foto: Antje Seilkopf

Bei Lothar Schmitt (CSU) ließ die Mitteilung der Raumsperrung von Bürgermeisterin Birgit Huber im Stadtrat die Alarmglocken schrillen, befürchtete er doch, dass der über 30 Jahre alten Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche durch die Anordnung von Stadt und Feuerwehr auf kaltem Weg der Garaus gemacht wird. Bürgermeisterin und Bauamt gaben da allerdings Entwarnung: Bereits seit einiger Zeit, so Birgit Huber, nutze das Jugendhaus auch Räumlichkeiten des alten Bauhofs und habe dadurch mehr Platz. Daniel Morawietz aus der städtischen Verwaltung, der ein Brandschutzgutachten gefertigt und gemeinsam mit FFW-Kommandant Jürgen Stegmann das Oasis unter die Lupe genommen hatte, stellte klar, dass nicht „das halbe Jugendhaus gesperrt wird, sondern 30 Quadratmeter im Dachgeschoss“.

Schon der erste Rettungsweg durch das Gebäude, so heißt es in der Vorlage für die Stadträte, sei „sehr grenzwertig zu sehen“. Wie Morawietz im Gremium erläuterte, besteht etwa in besagtem Geschoss die Gefahr, gegen Dachsparren zu laufen. Wäre diese Fluchtroute durch Flammen oder Qualm versperrt, müsste die Feuerwehr den zweiten Fluchtweg über die Drehleiter sichern. Dies ist aber nicht möglich, da die Dachgaubenfenster nicht groß genug sind. Anders verhält es sich bei der ebenfalls oben befindlichen Teestube, hier haben die Fenster ausreichende Dimensionen.

Wie es mit dem Jugendhaus weiter geht, ist offen. Als die Stadt jüngst zwölf kommunale Immobilien unter dem Gesichtspunkt „Energetische Sanierung“ untersuchen ließ, rangierte die Begegnungsstätte ganz oben auf der Dringlichkeitsliste: Das Gebäude aus dem Jahr 1939 ist quasi ungedämmt, die Heizung steht zum Austausch an, die Beleuchtung wäre erneuerungsbedürftig.

Im Jugendhaus fühlt man sich durch die Sperrungen nicht beeinträchtigt. Man dürfe die Räume mit Kindern nicht begehen, erläutert Jugendhausleiter Matthias Zöllmer. Ein Zimmer werde aber ohnehin nur von Mitarbeitern genutzt, im zweiten hätte früher die Egerländer Blaskapelle unterrichtet, derzeit findet hier nichts statt. Und: „Platz haben wir genügend.“

Bei Planung mitreden

Doch gegen einen Neubau hätte man nichts einzuwenden, sagt Zöllmer, zumal die Stadt signalisiert habe, dass das Jugendhausteam und auch der im Herbst vergangenen Jahres neugegründete neunköpfige Jugendhausbeirat bei den Planungen mitreden dürfe. Schwierigkeiten befürchtet er höchstens in der möglichen Bauphase, in der das Jugendhaus vermutlich in Containern an einen anderen Standort ausgelagert würde: „Da könnte uns Kundschaft verloren gehen.“

Überlegungen zum Thema haben die großen Parteien im Stadtrat schon angestellt. „Wir brauchen ein Jugendhaus“, stellt CSU-Fraktionssprecher Jürgen Schwarz-Boeck fest. Zwar habe das alte Gebäude einen gewissen Charme und die Jugendlichen fühlten sich, so sein Kenntnisstand, dort sehr wohl, aber: „Wir müssen das jetzt alles aufrollen.“ Sollte sich herausstellen, dass die Räumlichkeiten nicht zu vernünftigen Bedingungen zu sanieren seien, müsse man einen Neubau, eventuell in Kombination mit einer Mensa für den Ganztagsbetrieb des benachbarten Schulzentrums, ins Auge fassen. Wobei der CSU-Mann weiß, „dass wir dann schnell bei zwei Millionen Euro sind“.

Die SPD hat sich bereits im zurückliegenden Wahlkampf Gedanken darüber gemacht, ob der Standort an der St.-Johannes-Straße der richtige sei. Zwei Dinge nennt Fraktionssprecher Marco Maurer als grundlegend für die anstehende Entscheidung: Die Kostenfrage und die Wünsche der Jugendhausmitarbeiter. Persönlich sei er kein Fan davon, viel Geld in eine Sanierung zu stecken, sagt Maurer. Aber wenn das Jugendhaus signalisiere, dass die Funktionalität im alten Haus gegeben sei, „müssen wir uns das zusammen überlegen“.

Das Thema Neubau tauchte – etwa beim Architekten-Wettbewerb „Ab in die Mitte“ im Zuge des Stadtentwicklungskonzepts – immer wieder einmal auf. „Politisch gibt es aber noch keine Entscheidung“, stellte Bürgermeisterin Birgit Huber klar. Der Stadtrat muss nun bedenken, wie hoch die auf jeden Fall anstehenden Brandschutzmaßnahmen, aber auch die unabdingbaren energetischen Sanierungsmaßnahmen zu Buche schlagen würden und was im Gegenzug ein Neubau kosten würde. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit dem Awo-Kindergarten an der Kulmbacher Straße, wo man zunächst auf eine Sanierung setzte, sich dann aber doch für einen Neubau entschied, kann die Bürgermeisterin sich ähnliches auch im vorliegenden Fall vorstellen. Entscheiden muss das freilich der Stadtrat. Aber: Egal, was kommt – viel Geld wird die Kommune so oder so in die Hand nehmen müssen.

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