Theaterstück mit Gebärdensprache im Lindenhain

3.9.2020, 13:51 Uhr
Theaterstück mit Gebärdensprache im Lindenhain

© Foto: Tim Händel

Ein ewiges Drama in unendlich vielen Facetten: Junge trifft Mädchen. Beide kommen miteinander ins Gespräch. Man entdeckt Gemeinsamkeiten, Vorlieben, Übereinstimmungen. Geile Gefühle erwachen, drängende Triebe, und endlich kommt es zu erotischen Tätlichkeiten. Freude allerorten!

Doch dann zieht das Unwetter auf: Die Mutter stänkert, die Freunde reißen blöde Witze, auf einmal überhäuft das Mädel ihren Typ mit unerfüllbaren Forderungen,

Er will seine Ruhe, beide zanken sich, schimpfen und heulen, versöhnen sich, dann geht alles wieder von vorne los – und so geht es hin und her und rauf und runter. Und endet irgendwann im Scherbenhaufen, im Irrenhaus oder beim Standesamt.

Ein intuitives Drama?

Dafür braucht man doch keine Generalprobe. So ein Drama läuft doch ganz von alleine ab. Da muss man nicht einmal Texte auswendig lernen, man verhält sich einfach so wie immer, gibt den Versuchungen nach, experimentiert herum und schon geht alles von selbst. Als hätte ein sardonischer Regisseur im Himmel die Fäden gezogen.

Indes, das Drama "Nullpunkt" – geschrieben und inszeniert von Michael Christian mit der Theatergruppe des Fürther Clubs "Kopf und Kragen" – beschreibt höchst anschaulich und wirklichkeitsgesättigt die Beziehung zweier junger, also nicht ganz ausgereifter Menschen. Für die Intensität bürgen die Hauptdarsteller Felix Graf und Laura Pröls.

Für die Loopings und Sturzfahrten in der Achterbahn der Gefühle sorgen die ungefragten Kommentare und dummen Sprüche bester Freundinnen und Kumpel. Bettszenen gibt es zwar nicht, dafür die entscheidenden Manöver davor und danach. Für die Action sorgen allerlei Partyszenen und handgreifliche Situationsklärungen.

Doch so ein Theaterstück braucht natürlich Proben und Generalproben. Der im Stahlbad der Liebe therapierte Zuschauer könnte sich getrost zurücklehnen und sich am Spektakel ergötzen. Aber dann blitzen immer wieder Momente auf, bei denen jeder zusammenzuckt.

Trotzdem witzig

"Das habe ich selbst erlebt, genauso oder noch viel schlimmer!" Ausweglose Situationen, Abgründe seelischer Qualen, eines Sophokles, Aischylos oder Euripides würdig. Und doch hat diese Generalprobe für das Stück "Nullpunkt" im "Kopf und Kragen" ihre satyrhaften Momente.

Gleich drei Dolmetscherinnen setzen den Text neben der Bühne in Gebärdensprache um. Eine gehörlose, junge Frau ist bei der Generalprobe dabei und gibt Rückmeldung, inwieweit sie alles versteht.

Hochdramatische Wortgefechte in das Spiel von Händen, Fingern und Armen übersetzt zu sehen, würzt das Spektakel mit einem besonderen Reiz.

Die besondere Zuseherin amüsiert sich jedenfalls prächtig. Auch eine Art, Beziehungsstress zu verarbeiten. Und bestimmt nicht die schlechteste!

Premiere am 6. September

Premiere am 6. SeptemberDie erste Aufführung von "Nullpunkt" ist ins Wasser gefallen, somit ist am Sonntag, 6. September, Premiere im Lindenhain, Kapellenstraße 47, Fürth. Einlass 15.30 Uhr, Beginn 16 Uhr. Die Karten vom ausgefallenen Termin am 30. August behalten ihre Gültigkeit. Live vor Ort wird in Gebärdensprache übersetzt.

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