Trillerpfeifen aus Milchtüten

1.8.2011, 11:00 Uhr
Trillerpfeifen aus Milchtüten

© Hans-Joachim Winckler

Um die kleine Zeltstadt auf der Wiese beim Rodelhang springen seltsame Gestalten. Manche tragen einen Krampenhut auf dem Kopf, andere Tiermasken auf der Nase, und alle sind guter Dinge. Kein Wunder, denn sie haben Schätze entdeckt und verarbeitet, von denen sie beim Aufwachen nicht ahnten, dass es sie gibt.

Deckel und Wände von Milchtüten zum Beispiel. Mit Erbsen und ein wenig Hilfe von Bryan Hillesheim, Chef der Instrumentenwerkstatt im Land der wunderbaren Wertstoffe, werden daraus Trillerpfeifen. Oder Luftballonhaut. Kombiniert mit stabilen Kartonröhren, Filmdosen und Schnur verwandelt sie sich in eine Korkenschleuder.

Der sechsjährige Laurin hat so eine Spaßwaffe gebaut. Als er sie vorführt, fliegt der Korken in hohem Bogen durch die Luft. Laurin juchzt vor Freude, und Freund Marcel (7) muss gleich testen, wie weit sein Korken fliegt. Belustigt schauen die Eltern zu. Während die Jungs immer wieder von Zelt zu Zelt auf Entdeckungsreise gehen, sitzen sie auf einer Bank am Rand und wirken ein wenig verfroren.

Lutz Krutein, der die Schule der Phantasie mit Ulrike Irrgang leitet, gewinnt den herbstlichen Temperaturen Gutes ab: „So haben wir für jedes einzelne Kind Zeit.“ Das gilt auch für die Schmuckwerkstatt, wo jetzt der größte Betrieb herrscht. Ein gutes Dutzend Köpfe beugt sich über Kleinigkeiten wie Strohhalme, Stoffreste, Styroporteilchen. Tabea Specht (16) und andere Jugendliche, die den Besuchern des Sommernachtsballs bei einer „Re-Fashion Catwalk-Show“ vorgeführt haben, was sich so zaubern lässt aus Mülltüten und Co., assistieren jüngeren Kindern beim kreativen Wiederverwerten. Heraus kommt dabei Hübsches wie Celinas zwei Handtäschchen aus geblümtem Stoff, Flechtwerk und Kleber. „Eine ist für meine Mama, die andere für mich“, sagt die Sechsjährige und hält einen 30-Euro-Schein hoch. Spielgeld, das unbedingt in die Tasche muss.

Heidi und Wolfgang Kusber stehen unterdessen etwas ratlos am Rand der Zeltstadt. Sie hatten sich mit Enkel Henry aufgemacht ins Land der wunderbaren Wertstoffe, doch der Dreijährige bog kurzerhand ab ins Land der wunderbaren Träume und liegt nun selig schlafend in seinem Buggy.