Tunnel soll Verkehrsinfarkt in Stein verhindern

21.2.2014, 08:00 Uhr
Tunnel soll Verkehrsinfarkt in Stein verhindern

© Horst Linke

Mit sichtlicher Freude stellte Rainer Popp, Bereichsleiter Straßenbau im Staatlichen Bauamt Nürnberg, im Steiner Rathaus das Konzept vor, das seine Behörde entwickelt hat und das nach ersten vorsichtigen Schätzungen 130 Millionen Euro kosten wird.

Unter der Überschrift Ortsumgehung Stein/Eibach skizzierte Popp folgenden Verlauf: Die von Ansbach kommende Bundesstraße 14 endet vor Stein auf der Höhe des Ortsteils Oberweihersbuch. Von da an werden 5,1 Kilometer in Richtung Süden und Nürnberger Hafen neu gebaut, der bisherige Abschnitt durch Stein wird herabgestuft und ist dann nicht mehr länger Bundesstraße. Die Trasse verläuft zwischen Deutenbach und der kleinen zur Stadt Stein gehörenden Ortschaft Bertelsdorf.

Unter dem Rednitztal durch

Vor dem Rednitztal, für das strenge Naturschutzauflagen gelten, geht es in zehn Meter Tiefe. Es folgt ein fast zwei Kilometer langer Tunnel, der Fluss, Talgrund und Bebauung in Nürnberg-Reichelsdorf unterquert. An der Wiener Straße/Vorjurastraße, also in unmittelbarer Nähe des Nürnberger Hafens, kommt der Verkehr wieder ans Tageslicht.

Die Entlastung für die Stadt Stein, durch deren Mitte derzeit bis zu 32000 Fahrzeuge rollen, wäre immens. Insbesondere der Schwerlastverkehr - Prognosen sprechen davon, dass er bis 2025 um 40 Prozent steigen wird - wäre größtenteils aus der Stadt herausgehalten. Auf genaue Zahlen dazu wollte sich Popp allerdings nicht festlegen lassen, denn noch liege kein Verkehrsgutachten vor. Wie Bürgermeister Kurt Krömer ausführte, leide die Stadt seit dem Ausbau des Nürnberger Hafens als Güterverteilzentrum immer mehr unter den mit Containern beladenen Lastern. Aktuell werden 1700 Lkw pro Tag gezählt.

Keine Alternative

Sowohl Popp als auch Krömer erläuterten ausführlich, dass es zu dem vorgestellten Konzept keine Alternative gebe. Denn in Richtung Norden verhindere das Naturschutzgebiet Hainberg den Bau einer Umgehung, in Richtung Süden sei wegen der Bebauung in Nürnberg eine oberirdische Straße unmöglich.

Anlass zur Euphorie bietet die vorgestellte Konzeption allerdings nicht. Dafür sorgen das Prozedere des Bundesverkehrswegeplans (BVWP), in den der Trassenbau aufgenommen werden muss, und der damit verbundene Zeitplan. Als frühesten Baubeginn nannte Popp das Jahr 2020. Falls alles glatt laufe, könne der neue Abschnitt der B14 in den Jahren 2025 bis 2030 fertig sein.

Bund fällt Beschluss nächstes Jahr

Und es gibt noch viele weitere Fragezeichen. Zwar gilt es als beinahe sicher, dass die Umgehung Stein in den derzeit neu zu erstellenden BVWP, eine Art Prioritätenliste des Bundes für alle Verkehrswege, aufgenommen wird, aber unklar ist, wie weit sie nach vorne rutscht. Aktuell ist man in der Bewertungsphase, in der auch über die Rangfolge entschieden wird. Im nächsten Jahr wird ein Beschluss des Bundeskabinetts über den BVWP erwartet, der 2015 in ein Gesetz mündet.

Danach geht es um die Finanzierung, und auch hier sind hohe Hürden zu überwinden. Zum Beispiel ist bereits vorab festgelegt, dass 70 Prozent der Mittel für Autobahnen verwendet werden. Den Rest teilen sich alle anderen Verkehrswege, von Bundesstraßen über Schienenverbindungen bis hin zu Wasserwegen.

Hartnäckig dranbleiben

Popp musste einräumen, dass seine Behörde fertige Planungen in der Schublade liegen habe, Baubeginn sei aber noch lange nicht, denn es gebe keine Finanzierungszusage.

Bürgermeister Krömer ließ sich davon nicht entmutigen: "So weit wie heute war das Thema Umgehung Stein noch nie." Hartnäckig müsse man dranbleiben, meinte er. Dass er das kann, hat er vorab bewiesen, indem er alle zuständigen Minister immer wieder einlud, sich von der Verkehrssituation in Stein selbst ein Bild zu machen. Schreiben an den Bundesverkehrsminister, ein klares Votum des Stadtrats für die Umgehung und Bürgerpetitionen trugen ein Übriges dazu bei, dass Stein vor einem entscheidenden Schritt zur Entlastung steht.

10 Kommentare