Fahrbahn wird saniert

Umweltspur in der Nürnberger Straße? Die Stadt bremst

18.10.2021, 11:30 Uhr
Umweltspur in der Nürnberger Straße? Die Stadt bremst

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Kärwa-Ersatz-Sperrung", scherzte jemand im Internet. Die Nürnberger Straße ist im Oktober ja immer dicht – die Michaelis-Kirchweih hat dann Vorrang.

Dass die Straße, eine von Fürths Hauptverkehrsachsen, ausgerechnet jetzt zur Baustelle wurde, ist denn auch kein Zufall: Die Stadt wollte die Kärwa-Zeit, in der der Verkehr stets umgeleitet wird, bewusst für die Fahrbahnsanierung nutzen. Auch ohne Kirchweih und ohne Kärwa-Ersatz zieht sie sie nun durch.

In den nächsten Wochen bekommt die Nürnberger Straße zwischen Kurgartenstraße und Gustav-Schickedanz-Straße also eine neue Fahrbahndecke. Aktuell laufen, wie kurz berichtet, die Vorarbeiten. Vorerst steht nur noch eine Spur zur Verfügung, ab 2. November sind dann Vollsperrungen nötig – in Etappen, damit die Anwohner noch zu ihren Häusern kommen: erst von der Kurgarten- bis zur Jakobinenstraße, dann von der Jakobinenstraße bis zur Otto-Seeling-Promenade, anschließend von dort bis zur Gustav-Schickedanz-Straße. Mindestens bis Mitte November dauern die Arbeiten.

Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, um in der Nürnberger Straße eine Umweltspur einzurichten und die Verkehrswende voranzubringen, finden die Grünen. Gedankenspiele, hier eine solche Spur zu schaffen – sie ist Taxis, Bussen und Radfahrern vorbehalten – gibt es schließlich schon seit längerem. Dem Autoverkehr bliebe dann noch eine Spur.

Auf den Antrag der Fraktion hin beschäftigte sich die Stadtverwaltung mit dem Szenario, winkte im Juli aber ab: Kurzfristig lasse sich die Umweltspur nicht realisieren, die Erneuerung der Fahrbahndecke wiederum könne auch nicht warten.

Das aktuelle Nein zur Umweltspur sei keine Festlegung für immer, stellt Baureferentin Christine Lippert auf FN-Nachfrage klar. Ob sie mittel- oder langfristig doch kommt, sei damit nicht entschieden. "Kurzfristig aber können wir sie nicht herstellen." Die Begründung klingt ähnlich wie im Fall der Gebhardtstraße. Auch dort hatte das Baureferat heuer eine schnelle Entscheidung in Sachen Umweltspur abgelehnt.

Man müsse sich erst die Verkehrsbeziehungen und die Auswirkungen, die Änderungen hätten, genau ansehen, heißt es in beiden Fällen; Kreuzungspunkte müssten womöglich baulich angepasst werden. Nach Ansicht des Baureferats müssen Gebhardtstraße, Nürnberger Straße und die Mobilitätsdrehscheibe, die vor dem Hauptbahnhof entstehen soll, zwingend zusammen betrachtet werden. Und dann sei da noch der Verkehrsentwicklungsplan, so Lippert, der in Arbeit ist. Er soll den übergeordneten Rahmen für die Verkehrsentwicklung in Fürth geben.

Die Grünen überzeugt die Argumentation nicht. "Die Nürnberger Straße ist eine schnurgerade Straße, die Verknüpfungen kann ich nicht erkennen", sagt Stadtrat Harald Riedel, zur Stadtparkseite hin gehen lauter untergeordnete Straßen weg, zur anderen nur die Jakobinen- und die Luisenstraße. Komplexer sei tatsächlich die Situation Gebhardtstraße/Jakobinenstraße, aber auch dafür ließen sich Lösungen finden, sagt er.

Kann die Markierung warten?

Um Zeit für eine Entscheidung zu gewinnen, hatte Riedel vorgeschlagen, dass die Stadt vorübergehend wenigstens auf die Markierung der neuen Asphaltdecke in der Nürnberger Straße verzichtet und sich so die Option einer Umweltspur offenhält. Geht auch nicht, sagt das Baureferat: Polizei und Straßenverkehrsamt fürchten, dass ohne Markierung, selbst wenn es nur vorläufig ist, ein Unfallschwerpunkt in der Nürnberger Straße entstehen könnte. Es handle sich schließlich um einen Teil der B 8, außerdem gebe es hier Anwohnerverkehr, Geschäfte, die beliefert werden, Schüler, die die Straße queren. Man verzeichne wiederholt Unfälle, die "auch auf Spurwechsel und mangelnden Seitenabstand zurückzuführen sind".

"Ich kann nicht nachvollziehen, dass man die Chance verstreichen lässt", sagt indes Riedel – umso mehr, weil bald ein Gutachten zur Radverbindung zwischen Fürth und Nürnberg vorliegen soll. Er rechnet in einem halben Jahr damit. Was, wenn es zeigt, dass die Route Fürther/Nürnberger Straße die beste wäre? Wenn man sich dann doch für eine Umweltspur entscheidet? Dann müsste die Markierung wieder abgefräst werden, "das kostet Geld und man beschädigt den neuen Asphalt".

Heuer hätte man in der Gebhardtstraße und der Nürnberger Straße die Gelegenheiten ergreifen können, findet Riedel. Mit Umweltspuren auf den beiden Achsen hätte man einen "Riesenfortschritt" für den Radverkehr erreicht – in seinen Augen "ohne den motorisierten Individualverkehr wesentlich zu beeinträchtigen".

6 Kommentare