Unterwegs in neuen Denkräumen

18.5.2011, 17:05 Uhr

2012 und 2013/14 sollen die Dependancen in Schnaittach und Schwabach folgen. Durch seine neue Ausrichtung und eine breitere thematische Vielfalt soll sich das museumspädagogische Konzept deutlich von den bisherigen Führungen unterscheiden, die der Verein „Geschichte Für Alle“ konzipierte.

Wie Museumsleiterin Daniela Eisenstein bei einem Pressegespräch gestern betonte, ist es das Ziel der Museumspädagogik, „neue Denkräume zu eröffnen, in denen Empathie, Einfühlungsvermögen und Dialogfähigkeit gefördert werden“. Museumspädagogin Katrin Thürnagel erläuterte anhand eines Beispiels, wie dieser Anspruch erfüllt werden soll. Ausgehend vom ausgestellten Verlobungsring eines protestantisch-jüdischen Paares und dessen Biografien, sollen Jugendliche nachempfinden, was es etwa für Liebespaare bedeutete, nicht heiraten zu dürfen.

Noch begreifbarer wird Geschichte und Kultur, wenn die Exponate nicht in Vitrinen verschlossen bleiben, sondern wenn Kinder und Jugendliche sie direkt in die Hand bekommen — beispielsweise das rituell genutzte Widderhorn, den Schofar, oder eine Besamimbüchse mit duftenden Gewürzen. Die neue Methodik und Didaktik basieren auf dem Prinzip „Neugierde“. Ausgehend vom Objekt, sollen junge Besucher, aber auch Erwachsene zur kommunikativen Auseinandersetzung animiert werden.

Die neuen Führungskräfte — für die Museen in Fürth, Schnaittach und Schwabach rekrutierte das Museum 18 Mitarbeiter, die zum Teil gerade geschult werden — sollen die Besucher auch anregen, Themen zu verknüpfen und Bezüge zur Gegenwart herzustellen, wie etwa die Frage nach Menschenrechten.

Authentischer Lernort

Auch Alexander Küßwetter, Erster Vorsitzender des Trägervereins des Jüdischen Museums Franken, sieht den besonderen Bildungsauftrag des Hauses im interkulturellen Lernen: „Für ei-nen außerschulischen und authentischen Lernort ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen spielerische Zugänge zur jüdischen Geschichte und Kultur zu bieten.“ Eine besondere Kooperation ist daher das Museum mit dem Helene-Lange-Gymnasium eingegangen, um die Krautheimer-Krippe als Dependance zu nutzen und die besondere Geschichte dieses Gebäudes in den Schulalltag zu integrieren.

Das neue Führungsprogramm knüpft an die Lehrpläne der Schulen an. Bürgermeister und Schulreferent Markus Braun freut sich vor allem „über den Brückenschlag zur Grundschule“, da jüdische Kultur in den ersten bis vierten Klassen bisher nicht vermittelt wurde. Oberstufenklassen können in Seminaren und Workshops selbst forschend zu Werke gehen.

Auch Lehrern bietet das Jüdische Museum Franken nun spezielle Fortbildungen an. Geplant ist noch in diesem Jahr eine Fortbildung mit Literaturempfehlungen zur Geschichte im Nationalsozialismus und nach 1945. Als Gastvortragende wird Christine Becker, Witwe von Schriftsteller Jurek Becker („Jakob, der Lügner“), nach Fürth kommen.