Verflixte Wespen: Sie sind wieder da

12.8.2020, 14:00 Uhr
Verflixte Wespen: Sie sind wieder da

© Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Gastronomen und Bäcker müssen es wissen: Das ultimative Mittel gegen die Wespenplage ist ... noch nicht erfunden. Die einen schwören auf eine aufgeschnittene Zwiebel, die anderen auf kokelndes Kaffeepulver. Im Internet ploppen Ratgeberseiten auf – viele davon empfehlen ätherische Öle, Ansprühen mit Wasser oder ein Schälchen mit angeritztem Obst abseits der Terrasse. Durchgefallen sind bei den meisten Münzen aus Kupfer.


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Ein Anruf bei einer hiesigen Bäckereikette endet ernüchternd: Man gibt lieber keine Auskunft zu diesem Thema. Die allgemeingültige Regel scheint allen bekannt zu sein: Erlaubt ist alles, was die Tiere am Leben lässt. Denn Wespen sind geschützt, und das nicht ohne Grund. Sie sind die Ordnungshüter der Natur, reinigen Pflanzen von Läusen und halten die Insektenpopulation in Schach. Ein Volk vertilgt pro Tag 3000 verschiedenste Kleintiere.

Was viele verzweifelte Hobbygärtner aufhorchen lassen wird: Die Feldwespe mit ihren im Flug nach hinten hängenden gelben Beinen hat den bisher feindlosen Buchsbaumzünsler zum Fressen gern. Voraussetzung ist nur, dass der Buchs nicht zu dicht ist, damit sie hineinfliegen kann.

Dieses Argument verwendet zum Beispiel Reinhard Scheuerlein, wenn er ein Plädoyer für Frankens derzeit unbeliebtestes Tier hält. "Wir sollten sie für die begrenzte Zeit dulden", sagt der Chef des Bundes Naturschutz (BN) in Fürth. Das heißt: im Spätsommer lieber drinnen Kuchen essen, Erschütterungen in der Nähe der Nester vermeiden.

Doch sobald sich Bäckerkunden und -angestellte anhaltend bedroht fühlen, Menschen allergisch auf Wespengift reagieren oder Kinder noch zu klein sind, um bei einer Attacke besonnen zu handeln, hört bei vielen die Tierliebe auf. In solchen Fällen – oder auch wenn Wespennester an Stellen liegen, die man oft passieren muss – empfiehlt Scheuerlein den Geplagten, sich an die untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes zu wenden.

Dort oder beim Ordnungsamt der Stadt Fürth kann man sich zunächst Rat holen. Der Fürther Amtsleiter Jürgen Tölk hat derzeit verstärkt mit derlei Anfragen zu tun. Auch er bittet in einem ersten Schritt um Milde für die Wespe: "Sie ist ein sehr wichtiges Tier und hat einen Sinn in der Nahrungskette." So schützt manchmal ein simples Fliegengitter davor, dass die Tiere in die Wohnung schwirren.

"Wenn alles nichts hilft, Ängste oder Allergien da sind oder sie ihren Bau an einer Tür haben, durch die man ständig gehen muss, dann verweisen wir an Schädlingsbekämpfer." Um ein Nest professionell beseitigen zu lassen, sei keine Genehmigung erforderlich, denn die Wespe stehe nicht unter besonderem, sondern allgemeinem Naturschutz.

Trotzdem bittet Fürths BN-Chef Scheuerlein um Differenzierung. Denn was da "wepsert" um unsere Eiscreme kreist, ist hauptsächlich die Deutsche und die Gemeine Wespe. Viele andere der 630 Arten in Deutschland, von denen einige wie die Sächsische Wespe die pappmaché-artigen, grauen Nester an Gebäuden, in Dachböden, Garagen und Gartenhäusern errichten, verhalten sich unauffällig.

Benutzte Nester werden nicht neu bezogen

Sie sind auch erst im Spätsommer zu sehen, wenn sich ihre Völker auflösen und sie irrlichternd ihrem Tod entgegenfliegen. Die jungen Königinnen überwintern und gründen im Frühjahr ein neues Volk – nie am selben Ort. "Benutzte Nester werden nicht wieder bezogen, diese Befürchtung ist unbegründet."

Die zwei genannten, aggressiveren Arten nisten in Hohlräumen, Vogelhäusern und Mäuselöchern. Sie wegzupusten, sei nicht effektiv, denn Wespen reagieren auf Kohlendioxid gereizt. "Da hilft nur Ruhe bewahren", rät Scheuerlein.

Haben Sie ein Rezept, das die Wespen zuverlässig fernhält? Lassen Sie es uns in den Kommentaren oder per Mail an redaktion-fuerth@pressenetz.de wissen.

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