Vier Frauen spielen mit dem Feuer

28.3.2011, 14:00 Uhr

Zwei nahezu zeitgleich entstandene Werke, die aber dennoch unterschiedlichen Welten angehören, bildeten die Klammer für den Knaller des Abends: Maurice Ravels 1902/3 entstandenes Streichquartett F-Dur. Ein impulsives Meisterstück, das den Künstlerinnen alles abverlangte, was die Artistik hergibt. Schon das Allegro moderato zum Eingang reizt die volle Palette der Ausdrucksmöglichkeiten aus. Im wilden Pizzicato stürmt der zweite Satz mit elegischem Mittelteil und explosivem Schluss davon, bevor der langsame dritte Satz versonnen mit Klangfarben spielt und dabei die Atmosphäre von Debussys Nachmittag eines Fauns beschwört.

Atemberaubend dann das Finale, mit dem Ravel rhythmisch wie harmonisch neue Seiten des Genres Streichquartett aufschlägt. Die vier Fürther Vollblutmusikerinnen meisterten dieses Bravourstück mit überlegener Technik und einer Leidenschaft, die männliche Kollegen eher selten an den Tag legen. Da ist nämlich keine oberflächliche Brachialgewalt am Werk, sondern ein Feuer, das von innen heraus leuchtet und eine Kraft, die man den Damen nicht ansieht.

Die Klammer wiederum waren Beethovens noch jugendlich durchglühtes Streichquartett op. 18/5 A-Dur von 1799 zum Auftakt und das Kaiserquartett op. 76/3 C-Dur von Joseph Haydn aus dem Jahr 1797 - Beethoven, der Vertreter des neuen, unabhängigen Künstlertyps, und Haydn, der noch den Adel hofiert und seine zuvor komponierte (National-)Hymne „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ nach allen Regeln der Variationenkunst im Adagio auswalzt. Angenehm enthält sich das Eilisen Quartett hier dem Pathos und lotet dafür die Spannungsbögen mit überlegenem Charme aus. Die ganze Leichtigkeit des Seins blitzt auf, bevor der Abend mit einer Karl Jenkins' "Palladio" ausklingt.

Brilliant funkelte freilich schon der Auftakt mit Beethoven. Wie auch bei Haydn steht der große Mozart bei ihm noch im Hintergrund, aber mit unterschiedlichem Gewicht. Grandiose Intensität verleihen die Künstlerinnen der Interpretation durch ihre homogene Emphase. Da werden die Pausen zur Musik, stockt der Atem vor entscheidenden Zieltönen, leben die Tempi, und die Dynamik bekommt in lupenreinen Sforzati immense Durchschlagskraft.

Die dominierende Anja Schaller (1. Violine) und das Energiebündel Irene von Fritsch (Cello) bilden mit Karoline Hofmann (Bratsche) und Maria Schalk (Violine) einen Klangkörper, dessen Kraft im Blickkontakt auf Augenhöhe, im subtilen Einvernehmen und in überlegener Selbstsicherheit liegt.