Vlad und Oleksandr: Abschiebung von Fürther Schülern bewegt die Lehrer

8.3.2021, 17:00 Uhr
Schülerinnen und Schüler der Max-Grundig-Schule haben im Februar gegen die Abschiebung ihres Klassenkameraden Vladyslav V. protestiert.
  

© Ron Hübner Schülerinnen und Schüler der Max-Grundig-Schule haben im Februar gegen die Abschiebung ihres Klassenkameraden Vladyslav V. protestiert.  

"Mit Oleksandr fehlt uns nun ein aktiv mitarbeitender, aufgeweckter und interessierter junger Schüler", er habe die Klassengemeinschaft und den Unterricht bereichert, schreibt Klassenleiter Alexander Schlaht im Namen von neun Lehrkräften. Sie unterrichten die fünfte Klasse, der der Elfjährige angehörte.

Die Pädagogen zollen Familie V. großen Respekt. Der Vater habe sich rege mit ihnen ausgetauscht; trotz Sprachbarriere, da sind sie sicher, hätte Oleksandr das Schuljahr bestanden. Von Rückschlägen habe er sich nicht entmutigen lassen.

Am 29. Januar wurden die Eltern mit ihren drei Söhnen im Alter von 21 – Vladyslav ("Vlad") wollte bald Fachabitur machen –, elf und drei Jahren nachts aus dem Bett geholt und sofort abgeschoben. Ihr Asylgesuch war abgelehnt worden, doch galten die V.s als bestens integriert.

Der Stadtrat hat die Rückführung verurteilt. Auch die Seebrücke reagierte bestürzt: Sowohl die Art der Abschiebung als auch die vorherige "Hinhaltetaktik" der Behörden in Sachen Aufenthaltstitel "hinterlässt bei uns den Eindruck, dass hier nur die blanke Abschreckung gegenüber Schutz suchenden und sehr integrationswilligen Menschen demonstriert werden soll".

In der Schule war man sehr besorgt, so Schlaht, als Oleksandr am 29. Januar nicht zum Unterricht in der Notbetreuung erschien.

Nach mehreren Stunden Telefonierens ohne Ergebnis sei eine Nachricht des Vaters eingetroffen; eine offizielle Bestätigung habe der Schulleiter trotz Nachfragen bei mehreren Behörden nicht erhalten. Für die Pädagogen ist die Abschiebung "nicht (er)tragbar". Über Oleksandr sagen sie: "Wir vermissen ihn."