Volksmusik - gar nicht antiquiert!

19.5.2019, 19:27 Uhr
Volksmusik - gar nicht antiquiert!

© Foto: Markus Kohler

Die fünf Bandmitglieder von Alma treten bei den "Wirtshausmusikanten" im BR auf, werden zum Ö1-Klassik-Treffpunkt eingeladen. Den Mix aus traditionell alpiner Volksmusik mit cleveren Arrangements barocker Musettes und Fundstücken der Weltmusik werfen die Musiker wie ein locker-luftiges Kostüm über ihren Auftritt, trotzdem bleiben sie ohne Schminke und Verkleidung authentisch. Da ruft nicht nur der Berg mit grünem Almwiesenflair, auch geheime Träume dürfen geradezu selbsttherapeutisch einen paradiesischen Ort reflektieren – stammt "almas" doch aus dem Spanischen und bedeutet dort Seele.

Eine zünftige Stub’n-Musik haben sie nach Fürth mitgebracht, dem in experimentellem Crossover-Mix erfahrenen Passagen-Publikum boten sie augenzwinkernd und ohne Noten sportiven Gipfelsturm und alpine Entschleunigungsfantasie.

Dabei machen sie nicht Halt im Voralpenland, lassen im spannungsvoll fugierten Beginn des "Danske Valse" sofort gemütliches Wohlfühlen aufkommen, die Assoziation eines Jodlers im grellen Wüstensand "Moroccos" herausspringen. Mit "Kiahmelcher & Landler" oder dem "Möderndorfer Sommervalsen" tauchen sie heimatverbunden in die originäre alpenländische Volksmusik ein, servieren Ländler, Polka und Jodler vokal und instrumental wie die exquisite Menüfolge einer bodenständigen Sterneküche.

Zumeist haben die Schwestern Lacherstorfer und Marie-Theres Stickler diese Arrangements wie Konfiserie-Miniaturen herausgeformt, und selbst wenn der Geiger Matteo Haitzmann es in seiner verschmitzten Ansage nicht thematisiert hätte: Bei diesen Ingredienzen ist "keine Angst vor Kitsch" angebracht.

In "Fumosus & Nordans" dringt Kammermusik in die Almenstube, lassen sanft wirbelnde Klang-Rauchschwaden an ein Bachsches Präludium mit Imitation von Bläsern im Akkordeon denken. Nicht nur ein Revival gibt es für den oberösterreichischen Sinfoniker Anton Bruckner: Die Instrumentalfassung seiner Motette "Tota pulchra es" spult als Rewind seine Lebensgeschichte zurück und trifft den jungen Komponisten als Tanzgeiger auf dem dörflichen Volksfest.

In "Questa Mattina" führt Evelyn Mair mit anrührendem Mezzo ihrer Stimme in den Süden Italiens, lässt atemlose Zuhörer verzweifeltes Liebesleid und Todessehnsucht ergreifen; Sekunden tiefster Stille danach waren wie Augenblicke herrlichster Musik. Hochspannung gleicher Bandbreite zeigten auch die beiden Zugaben: In der "Damenjagd" ging es wahnsinnig virtuos durch die Volksmusik der Steiermark, der Andachtsjodler schien wie von einer anderen, reinen Welt zu kommen.

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