Von den Sterbenden über das Leben lernen

14.3.2009, 00:00 Uhr
Von den Sterbenden über das Leben lernen

© Roland Fengler

Herr Hanke, es gibt gewiss einfachere Dinge, als einen Sterbenden in seinen letzten Tagen zu begleiten . . .

Hanke: Sicher. Ich vergleiche es gerne mit einer sehr intensiven Reisebegleitung, bei der die Helfer auch Tränen zulassen dürfen. Viele gewinnen unheimlich viel Kraft aus der Dankbarkeit, weiterleben zu dürfen. Aber trotz allem sollten diese Aufgabe Menschen übernehmen, die gefestigt im Leben stehen.

Wie sieht die Sterbebegleitung aus?

Hanke: Die Helfer werden zunächst in den so genannten Hospizappartements in Zirndorf eingesetzt. Sie sollen mit Betroffenen und deren Angehörigen Gespräche führen oder kleinere Besorgungen für die Bettlägrigen erledigen. Außerdem werden sie darin geschult, in Fragen der Antragstellung von Pflegestufen oder Schwerbehindertenausweisen zu helfen. Wenn möglich, und es gewünscht wird, sitzen sie dann auch am Sterbebett, wenn es zu Ende geht. Wichtig ist, dass immer der Betroffene im Mittelpunkt steht. Er bestimmt Gesprächsthema und die Dauer der Unterhaltung. Es ist mehr die Aufgabe der Helfer zuzuhören und Fragen zu beantworten, als selber Fragen zu stellen.

Wie groß ist die Nachfrage nach Sterbebegleitung vom Hospizverein?

Hanke: Sie wächst stetig. Das ist auch der Grund, warum wir zusätzliche Ehrenamtliche benötigen. Der Grund für die hohe Nachfrage ist, dass dem Sterben heute ein weitaus höhere Aufmerksamkeit geschenkt wird als früher.

Wie werden die Ehrenamtlichen vorbereitet?

Hanke: Sie bekommen vom Hospizverein eine Ausbildung bezahlt, die wir wiederum aus einer Spende der Fürther Firma Bruder finanzieren. Die Ausbildung umfasst 40 Stunden an zwei kompletten Wochenenden. Dazu kommen weitere 40 Stunden Weiterbildung. Die Helfer sind versichert und bekommen auf Wunsch Supervision. Im Gegenzug verpflichten sie sich, zwei Stunden pro Woche ehrenamtlich tätig zu sein.

Wie viele Ehrenamtliche suchen Sie?

Hanke: Derzeit haben wir 70, wovon sich aber in der Regel 20 in einer Auszeit befinden, die man nach einer schweren Begleitung nehmen kann. Daher wollen wir dieses Jahr noch 15 weitere ausbilden. Jeder Helfer wird pro Jahr etwa bei drei bis sieben Begleitungen eingesetzt.

Herr Hanke, warum sollte sich jemand Ihrer Meinung nach diese schwere Aufgabe antun?

Hanke: Die Helfer bekommen ein unvermutet breites Spektrum an Lebensweisheiten zurück. Wer aufmerksam zuhört, lernt aus den Gesprächen mehr über die Tücken und Freuden des Lebens, als er je aus einem Film oder Buch ziehen könnte. Es ist geradezu ein Schatz an Weisheiten, den man unbewusst geschenkt bekommt. Und wenn man zurückblickt auf das Erlebte mit dem Sterbenden, sieht man, wie viel Kraft und Schönheit in diesem Leben gesteckt hat, und das baut wieder auf.

Interview: JOHANNES ALLES

Wer sich dafür interessiert, ehrenamtlich Sterbende zu begleiten, kann sich beim Hospizverein Fürth melden, Telefonnummer (01 79) 2 40 24 38, oder per E-Mail buero@hospizverein-fuerth.de. Der nächste Ausbildungstermin ist vom 22. bis 24. Mai.