Von Friseuren, Gatten und Spülmaschinen

11.3.2013, 22:00 Uhr
Von Friseuren, Gatten und Spülmaschinen

© Seilkopf

Den ersten Beifall des Abends bekam die Gastgeberin, die städtische Gleichstellungsbeauftragte Hilde Langfeld, die in ihr Grußwort einige klare Botschaften packte. Einmal mehr forderte sie die gleiche Bezahlung für Frauen und Männer, die Einführung eines gesetzlich geregelten Mindestlohns und die Eindämmung von Niedriglöhnen.

Dann aber gehörte die Bühne der Grünen Scheune der Altstadtkirche St. Michael den vier Kabarettistinnen, die Eigenheiten und Besonderheiten von Frauen augenzwinkernd aufs Korn nahmen und auch so manches aktuelle Thema aufgriffen. Sie schlüpften dafür in verschiedene Rollen und gaben bekannte Lieder mit selbst gereimten Texten zum Besten. Die musikalische Begleitung übernahm Christel Opp am Klavier, die gemeinsam mit Petra Sieber, Gabi Siegel und Marion Wörnlein seit sechs Jahren kabarettistische Programme erarbeitet.

Bei der Aufführung am Abend des Frauentages war der rote Faden, der sich durch das Programm zog, sogar zu sehen: ein Knäuel roter Strickwolle. Mit den Nadeln spießten die Kabarettistinnen Thema für Thema auf — Patchworkfamilien zum Beispiel, in denen man schon mal die Übersicht zwischen all den „Ex“- und den aktuellen Partnern verlieren könne. In einer nachgestellten Planungsrunde für Volkshochschulangebote durften Bauch-Beine-Po-Schnupperkurse, Haarwurzel-Entspannungstraining, Spazierstockverteidigung, Selbsthilfekurse an der Computermaus sowie Urnentöpfern und Sargschreinern für ein „sozial verträgliches Altern“ nicht fehlen.

Göttliche Autorität

Auch die Idee, im Zuge der Gleichberechtigung eine Frau zum Papst zu wählen und dafür in einer Castingshow drei Bewerberinnen antreten zu lassen, kam bei den Zuschauerinnen gut an. Gewählt wurde diejenige, die „mit göttlicher Autorität Männer zum Teufel schickt“.

Es wurde selbstironisch eingeräumt, dass sich Frauen beim Wechsel von Bankkonten und Ehemännern schwer tun. Dass sie beim Verlust ihres bewährten Friseurs allerdings völlig durchdrehen können, gaben die Künstlerinnen überzeugend mit einem eigenen Song über „Alex“ wieder, für den sie viel Beifall ernteten. Nachgespielte Szenen einer Ehe boten so mancher Zuschauerin die Möglichkeit, sich und den eigenen Partner wiederzuerkennen: vom Kleinkrieg über nicht ein- und ausgeräumte Spülmaschinen, verlorene Socken und vergessene Verabredungen bis zum Wunsch des hauseigenen Stubenhockers nach Ruhe und Gemütlichkeit.

Auch Lehrreiches durfte nicht fehlen: Zur Melodie des Hochzeitsmarsches wurden im Tonfall einer Predigt Passagen aus dem „Handbuch für gute Ehefrauen“ aus dem Jahr 1955 vorgetragen. Das Publikum erfuhr, wie Frau sich selbst, ihr Heim und die Kinder adrett herrichtet, damit der Hausherr zufrieden ist, wenn er nach der anstrengenden Arbeit nach Hause kommt. Man möge ihn nicht mit Beschwerden und Problemen belästigen, lautete eine Empfehlung. Und wenn überhaupt, dann nur mit „leiser, sanfter Stimme“ sprechen. „Und vergessen Sie nicht, dass seine Gesprächsthemen wichtiger sind als Ihre.“ Das Publikum amüsierte sich bestens und ließ sich gegen Ende des Abends gern zum Tanz nach „Schmidtchen Schleicher“-Melodie animieren.

 

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