Waffenamnestie: Fürther Behörden ziehen erste Bilanz

29.12.2017, 06:00 Uhr
Waffenamnestie: Fürther Behörden ziehen erste Bilanz

© Thomas Scherer

Hans-Peter Kürzdörfer sind die Folgen des Amoklaufs von Winnenden noch in Erinnerung. Auch damals, im Jahr 2009, gab es eine Waffenamnestie, illegale Waffen konnten also straffrei abgegeben werden. Die Behörden – Kürzdörfer leitet das Fürther Ordnungsamt – hatten nach dem Unglück streng darauf zu achten, dass private Waffenbesitzer ihr Arsenal im unzugänglichen Waffenschrank aufbewahren. "Viele wollten den Einbau sicherer Schlösser oder die Anschaffung teurer Waffenschränke nicht, es wurde überdurchschnittlich viel bei uns abgegeben", berichtet Kürzdörfer. Dabei ging es nicht nur um Schusswaffen. Unter anderem landete im Amt ein Schießkugelschreiber, und einer gab einen Regenschirm ab, in dem sich ein Degen verbarg. Schräges Zeug also, das mit der laufenden Generalamnestie wenig zu tun hat. Seit Juli 2017 und noch bis 1. Juli 2018 können nämlich Waffen aus unerlaubtem Besitz straffrei bei Behörden abgegeben werden.

Waffenamnestie: Fürther Behörden ziehen erste Bilanz

© Thomas Scherer

"Dabei geht es in erster Linie um Schusswaffen", erklärt Michael Petzold. Der Polizeisprecher nimmt einem jede Hoffnung, dass sich in der Asservatenkammer rubinbesetzte Dolche und silberne Schwerter finden. Im Zuge der Amnestie werden zum Beispiel Waffen ehemaliger Wehrmachtssoldaten vorbeigebracht, die beim Hausbau irgendwo unter den Dachlatten festgeschraubt worden sind und nach Jahren gefunden werden.

Nicht im Jutesack

Wer das scharfe Erbteil abgeben möchte, sollte es nicht im Jutesack zu Polizei, Landratsamt oder Stadt tragen. Kürzdörfer bittet darum, dass man vorher anruft. "Wir geben Anweisung, wie der Transport erfolgen kann. Mindestens in eine Decke eingehüllt", rät er. "Wir holen auch ab, wenn sich jemand nicht raustraut."

Polizeisprecher Petzold weist darauf hin, dass man die Waffenbesitzkarte mitbringen sollte, so es eine gibt. Dieses Schriftstück hat nichts mit dem Waffenschein zu tun. "Der Waffenschein berechtigt zum Tragen einer geladenen Waffe im öffentlichen Raum", sagt Petzold. Fahrer von Geldtransporten sind – hoffentlich – klassische Waffenscheinbesitzer. Die Waffenbesitzkarte dagegen braucht man für den Munitionserwerbsschein, um Kugeln kaufen zu können. Damit dokumentieren zum Beispiel Schützen ihre Gewehre, mit denen sie in den sportlichen Wettkampf gehen. Wobei sie ihre "Sportgeräte" entweder in mehreren Teilen oder unzugänglich in einem abschließbaren Koffer, auf keinen Fall aber schussbereit transportieren dürfen. Für Jäger gilt übrigens das Gleiche.

Beliebtes Kaliber 22

Frank Bauer, aus dem Sachgebiet Sicherheit und Ordnung im Landratsamt, hat seit September von zwölf Personen Besuch gehabt, die ihm 15 Schusswaffen vorbeibrachten. "Gewehre vom Kaliber 22" registrierte er hauptsächlich. Das sei eine Waffe, höher in der Wirkung als ein Luftgewehr. Bis in die 70er Jahre hinein war die "22er" in der Landwirtschaft im Gebrauch: "Früher hat man damit Ratten geschossen."

Im Landratsamt kommen die Gewehre in den alarmgesicherten Waffenkeller, dann gehen sie ans Landeskriminalamt nach München. Kuriosa werden im Unterricht den Polizeischülern gezeigt, gewöhnliche Schießeisen werden vernichtet, so Bauer.

Wenn man die Zahlen vergleicht, kriegt das Ordnungsamt der Stadt die meisten "heißen" Sachen ins Haus. Kürzdörfer spricht von etwa 50 bis 80 Waffen innerhalb eines Jahres, egal ob Amnestie gilt oder nicht. Wobei die Behörde auch darauf achtet, ob Waffenbesitzer altersbedingt ihre Schusswaffen abgeben sollten oder aufgrund eines ungünstigen Führungsstils: "Unzuverlässigkeit, Trunksucht, Körperverletzungen" seien Delikte, so Kürzdörfer, die seine Mitarbeiter auf den Plan rufen und Waffen beschlagnahmen lassen.

Die Beamten geben schöne Stücke – wie Regenschirme mit Degen – ins Kriminalmuseum im Fürther Rathauskeller. Anderes muss zum LKA. Wie etwa die Handgranate, die vor einigen Jahren mal in der Aldi-Tüte am Türknauf hing, weil gerade Mittagspause war und der Besitzer offenbar nicht warten wollte.

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