Wählen -„sonst können wir die Demokratie schließen“

15.3.2014, 16:00 Uhr
Wählen -„sonst können wir die Demokratie schließen“

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Thomas Pledl, 19, SpVgg-Jungprofi mit Erstwohnsitz in Fürth: Wählen ist für mich Pflicht. Ich finde, wer nicht wählen geht, verpasst die Chance, sich politisch einzubringen, und darf sich hinterher auch nicht beschweren, wenn ihm was nicht passt. Für mich ist es ja die erste Kommunalwahl. Ich hab’ die Briefwahl genutzt und meine Entscheidung schon getroffen. So kann ich mich am Sonntag voll auf das Spiel gegen den 1. FC Union Berlin konzentrieren und hab’ nicht noch einen anderen Termin.

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Paul Heinz Bruder, 54, geschäftsführender Gesellschafter der gleichnamigen Spielwarenfirma: Ich bin in Fürth geboren, ich lebe schon immer hier und ich habe ein großes Interesse an meiner Heimatstadt. Vor diesem Hintergrund halte ich es als Demokrat für wichtig, das kleine Gewicht der eigenen Stimme in die Waagschale zu werfen, wenn es darum geht, die Leute zu bestimmen, die in den nächsten Jahren über die Geschicke der Stadt entscheiden. Ich gehe auch zur Landtags-, Bundestags- oder Europawahl. Aber speziell bei der Kommunalwahl hat jeder Bürger direkten Einfluss auf sein unmittelbares Umfeld. Diese Möglichkeit gilt es zu nutzen. Ich geh’ jetzt seit über 30 Jahren zur Wahl und vielleicht (lacht) hab’ ich ja schon besonders viel erreicht.

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Ute Weiherer, 57, Kabarettistin und Schauspielerin: Sie fragen eine Alt-Linke, warum sie noch wählen geht. Was soll ich sagen? Dass ich was bewegen kann in der Politik, das dachte ich, als ich für Willy Brandt Wahlkampf gemacht hab’ — 1972, nach dem Misstrauensvotum. Im Lauf der Zeit hat sich eine gewisse Ernüchterung eingestellt. Aber auch wenn ich es manchmal widerwillig tue, finde ich, man sollte wählen. Gerade junge Leute sollten wissen, dass das ihr Recht und ihre Pflicht ist. Sonst können wir die Demokratie wegen allzu träger Nachfrage schließen. Es gibt ja sowieso schon so viele Nicht-Wähler und viele, auch junge Leute, die gar nicht wissen, wie man wählt. Dabei kann man gerade bei der Kommunalwahl Sympathien und Antipathien direkt verteilen, man kann Leute nach vorne wählen oder abstrafen. Ich häufle immer, und am Sonntag mach’ ich das wieder, auf einer unbequemen Bank in einem Schulzimmer am Kirchenplatz.

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Jörg Sichelstiel, 52, evangelischer Dekan: Anders als unser Bundespräsident Joachim Gauck und all die Menschen aus der früheren DDR bin ich mit Wahlen groß geworden. Ich habe immer wählen dürfen und das auch immer als Chance, als ein Stück Freiheit und Selbstverständlichkeit gesehen. Ich muss in unserem Land keine Angst vor Verfolgung haben, nur weil ich wählen gehe. Ich muss keine Wahl-Manipulationen befürchten. Und ich habe das Glück, die Wahlzettel verstehen zu können, weil ich lesen kann. Ich meine, all das zeigt, welch ein hohes Gut die Chance zur Wahl ist, was für ein kostbarer Schatz. Es ist ein Schatz, den man hüten muss und nicht durch Wegbleiben geringschätzen darf.

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