Wählen trotz Coronavirus: Fürths OB appelliert an die Bürger

14.3.2020, 10:00 Uhr
Schon 2014 war die Wahlbeteiligung in Fürth nicht sehr hoch. Politiker hoffen, dass diesmal trotz Coronavirus wieder mehr Menschen ihr Stimmrecht nutzen.

© Hans-Joachim Winckler Schon 2014 war die Wahlbeteiligung in Fürth nicht sehr hoch. Politiker hoffen, dass diesmal trotz Coronavirus wieder mehr Menschen ihr Stimmrecht nutzen.

Die Staatsregierung hält daran fest: Die Kommunalwahl am Sonntag findet statt. Eine Ansteckung mit dem Erreger Sars-CoV-2 sei dort unwahrscheinlich, sagen Experten, etwa der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), Peter Walger. Empfohlen wird, aufs Händeschütteln zu verzichten und auf Hygiene zu achten.

"Wenn dort jemand wider Erwarten Schleim abhustet und der nächste hineinfasst, gilt die gleiche Regel wie sonst auch", sagte Walger dem BR. "Bitte Hände waschen! Erst danach sollte man sich wieder ins Gesicht fassen." Zeigt jemand Krankheitssymptome wie Niesen oder Husten, sollte man zwei Meter Abstand halten.


Kommentar: Corona testet unsere Hochleistungsgesellschaft


In Fürth werden sämtliche Wahllokale – darunter sind viele Schulen – zudem vor und nach der Öffnung zusätzlich gründlich gereinigt, erst für die Wähler, dann für die Schüler, Lehr- und Verwaltungskräfte, wie die Stadt Fürth betont. Dasselbe gelte für die Zugänge, Hallen, Flure und Toilettenanlagen dieser Schulen. Seifenspender und Handtuchhalter werden aufgefüllt. Die Ablageflächen der Wahllokale sollen regelmäßig abgewischt werden. Das städtische Wahlamt empfiehlt allen, ihren eigenen Stift für die Stimmabgabe mitzubringen.

Aus Sorge um sich oder andere sind 15 bis 20 Wahlhelfer abgesprungen, sagt Bürgeramtsleiter Rainer Baier auf FN-Nachfrage. Die Stadt rief daher ihre Mitarbeiter dazu auf, auszuhelfen. Alle Helfer will man bestmöglich schützen, so wurden etwa Einmalhandschuhe geordert. Fraglich ist, ob die bestellten Flaschen mit Desinfektionsmittel rechtzeitig ankommen.

Die Briefwahl hat Baier zufolge zuletzt leicht angezogen; 500 bis 600 Anträge gingen pro Tag ein. Insgesamt hat die Stadt bisher rund 17.600 Unterlagen ausgestellt. Baier hatte – noch bevor das Coronavirus die Region erreichte – sogar mit einer größeren Nachfrage gerechnet.

Das Bemühen, die Verbreitung des Erregers zu verlangsamen, bremst derweil den Endspurt der Parteien im Wahlkampf. Die Grünen etwa haben in Stadt und Landkreis den Haustürwahlkampf beendet und mehrere Veranstaltungen abgesagt. "Es ist der erste Abend seit Monaten, an dem ich keinen Termin habe", sagte Kamran Salimi, der OB-Kandidat der Grünen, am Donnerstag. Auch auf die für Samstag geplante Abschlussfeier in der Adenaueranlage verzichtet seine Partei. Die SPD hat nach den Worten von Rathauschef Thomas Jung ohnehin nur noch Wahlkampf im Freien geplant.

Wie andernorts wurden auch in der Kleeblattstadt mehrere Wahlpartys offiziell abgesagt. Manche Parteivertreter wollen den Ausgang der Abstimmung aber in kleinerer Runde gemeinsam verfolgen. Die Veranstaltung im Landratsamt am Sonntagabend wird ebenfalls zur geschlossenen Gesellschaft.



Er befürchte schon ein wenig, dass die Angst vor dem Coronavirus die Wahlbeteiligung drückt, sagt Salimi. Ähnlich geht es Dietmar Helm, der für die CSU ins Rennen um den Chefsessel im Rathaus geht. Und auch Amtsinhaber Jung sieht die Gefahr – zumal schon 2014 nur 45,2 Prozent der Fürther Wähler ihr Kreuzchen machten. Jung appelliert daher an alle, "ihre Bürgerrechte wahrzunehmen". Man habe nur alle sechs Jahre die Chance, die weitere Richtung fürs Rathaus vorzugeben. Nürnbergs OB Ulrich Maly habe es wunderbar formuliert, sagt Jung: Man sollte den Lieblingsstift mitnehmen und die Lieblingspartei wählen.

Verwandte Themen


1 Kommentar