Walden und Niemietz: Musik, die ins Herz trifft

18.4.2019, 18:00 Uhr
Walden und Niemietz: Musik, die ins Herz trifft

Tatsächlich schlägt das Trio seine Zuhörer über die volle Länge ihres Auftritts in seinen Bann. Das liegt zum einen an der Bühnenpräsenz der Sängerin. Mit ihrem Pagenkopf, ihrer klaren Stimme und Modulation und ihrer herzigen, ihren Zuhörern zugewandten Art strahlt Sara Niemietz eine Aura von Unschuld aus, einen bedingungslosen Glauben an die Macht der Musik, die eben nicht einfach bloß zur Unterhaltung für zwei Stunden dient, sondern tatsächlich die Herzen erreicht und die Seelen verändert.

Zum anderen liegt es an der Art der Darbietung. Ganz egal, ob eigene Kompositionen oder Cover-Versionen: Das Trio spielt jedes Lied betont langsam, kostet jede Note aus und erfüllt die Songs mit einer Inbrunst und Intensität, wie man sie sonst auf der Kirchenempore oder zu später Stunde in der Waldhütte vernimmt.

Entdeckung der Langsamkeit

Da gibt es durchaus Überraschungen: "I Put a Spell on You" verlässt den Voodoo-Zirkel und wird zur Liebeserklärung der unbeschreiblich weiblichen Art; "Up from the Skies", eine oft überhörte Hendrix-Nummer, betört durch sein schleppendes Tempo; die Beatles-Ballade "I will" kommt geradezu in Zeitlupe daher und bezaubert mit dem Charme eines Gute-Nacht-Lieds. Und die Zugabe, Ben E. Kings "Stand by me", gewinnt durch den Verzicht auf die hart akzentuierte Rhythmik des Originals geradezu hymnische Qualitäten.

Im Grunde intonieren Sara Niemietz und Snuffy Walden (Letzterer begnügt sich mit der Leadgitarre und singt nur sporadisch mit) ihr gesamtes Repertoire im Gewand von Gute-Nacht-Liedern für Erwachsene. Das Kunststück besteht darin, dass sich eben kein Song wie der andere anhört, sondern trotz des betont geruhsamen Vortrags seine Eigenart behält. Und dass über den Abend hinaus eine untergründige Botschaft vermittelt wird: Egal, wie schlimm es draußen in der Welt zugehen mag, es gibt etwas, was alles Unglück und Herzeleid überdauert. Und dieses Gefühl verklingt nicht mit dem letzten Akkord, sondern begleitet die Zuhörer auf ihrem Weg nach Hause.

 

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