Warmes Trapperfeuer im Stadtmuseum

4.3.2018, 15:19 Uhr
Warmes Trapperfeuer im Stadtmuseum

© Foto: Ulrich Schuster

Wie definiert man den Blues? Da gibt es das übliche Lamento: Job weg, der beste Kumpel liegt bei deiner Frau im Bett und der Revolver beim Pfandleiher. Das könnte man den zivilisatorischen Blues nennen.

Eisis Blues ist anderer Art. In den nördlichen Gefilden Kanadas sieht man tagelang keinen Menschen. Wem da etwas zustößt, der hat keine Hilfe zu erwarten. Da steht man nun mit Kanu, Gitarre und Gepäck vor wilden Stromschnellen und überlegt sich: Abfahrt riskieren? Oder Kanu und Ausrüstung flussab schleppen? Geht die Wildwasserfahrt gut, gibt es am Lagerfeuer ein Triumphlied. Wenn nicht, geht man sang- und klanglos unter.

Irgendwann fällt die Entscheidung. Man schleppt das ganze Gepäck, meilenweit. Und am Abend setzt man sich hin und stimmt den Blues an, weil Rücken und Füße wehtun und man sich nicht getraut hat. Aber man ist am Leben. Das ist der spezifische Wildnis-Blues made in Canada, den der Fürther Thomas Eisenhöfer so liebt.

Vor allem ist es ein erzählender Blues. Peter Galls E-Gitarre, Roland Matusches Kontrabass, Reiner Hofmanns Schlagzeug und seine sporadisch fauchende Mundharmonika ordnen sich alle der rauen Schmirgelpapierstimme Eisenhöfers unter. Der singt auf seiner CD-Vorstellung "Meet the Musher" vom langen Weg nach Hause, sei es in den Wäldern, sei es von der Absturzkneipe ins heimische Bett.

Er erzählt von "Steamboat Mary", die jedem Matrosen und Trapper zu Willen ist, und von der Hochzeit nach drei Tagen Bekanntschaft. Er besingt die Hundeschlittenfahrt bei minus 30 Grad, bei der der Musher — der Schlittenführer — stehend festfriert, und von der "Musher-Rallye" von Fairbanks nach Dawson City, die ihrerseits an eine abenteuerliche Medizinlieferung während einer Epidemie im tiefsten Winter erinnert. Und von seiner Großmutter, die ihm so viele Geschichten erzählte und sich eines Tages auf den Weg in die ganz weiten Gefilde machte, der Morgensonne entgegen. Unüberhörbar steht im Geiste Bob Dylan auf dem Schlitten und treibt seine Bluesdogs durch Schnee und Eis, dem Ofen und Schnaps entgegen.

Ein schöner Stadtmuseums-Abend fürs Herz, ein seelisches Trapperfeuer gegen die bittere Kälte, die ein gestandener Kanadier nur für eine nette Abkühlung hält. Fehlen nur noch Kerzenschimmer und Husky, dann wäre das Glück vollkommen.

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