Wasserstoffzüge und S-Bahn-Schwenk: Was tut sich bei der Bahn in Fürth?

19.12.2019, 06:00 Uhr
Wasserstoffzüge und S-Bahn-Schwenk: Was tut sich bei der Bahn in Fürth?

© Hans-Joachim Winckler

Fünf Monate lang – von Oktober 2017 bis März 2018 – saß Christian Schmidt nicht nur als Landwirtschafts-, sondern auch als Verkehrsminister in Berlin am Kabinettstisch. Seitdem ist der 62-Jährige aus Obernzenn zwar nur noch einfacher Bundestagsabgeordneter, Verkehrsthemen treiben ihn aber nach wie vor um. Das liegt zum einen daran, dass ihn manches davon – etwa der S-Bahn-Schwenk – bereits seit über zwei Jahrzehnten beschäftigt. Zum anderen hat Schmidt im Frühjahr dieses Jahres einen Posten im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn bekommen.

Stellt sich die Frage: Wie groß ist dort Ihr Einfluss, Herr Schmidt? "Ich kann nicht auf das operative Geschäft einwirken", räumt der Christsoziale ein. Die Strategieplanung jedoch werde dem Aufsichtsrat vorgestellt. Und: "Ich sitze einmal im Monat mit dem kompletten Vorstand der Bahn zusammen." Da könne man durchaus von "einem intensiven Kontakt" sprechen.

Den FN hat Schmidt am Montag im kleinen Saal des Ludwig-Erhard-Zentrums Auskunft darüber gegeben, welche Entwicklungen es bei den größeren Bahn-Projekten im Raum Fürth gibt.

Wann stirbt der Schwenk?

Der Bau der S-Bahn Richtung Erlangen ist das Dauerthema schlechthin. Im November 2017 erklärte das Bundesverwaltungsgericht die DB-Pläne, die S-Bahn in einem Schwenk durchs Knoblauchsland zu führen, für ungültig. Die Juristen hatten gravierende Mängel, etwa in der Nutzen-Kosten-Analyse, erkannt. Im Fürther Rathaus, wo man dafür eintritt, das S-Bahn-Gleis entlang der bestehenden Strecke zu bauen, herrschte Jubelstimmung – die längst einem Kater gewichen ist. Denn: Während es bei den Prozessgewinnern keine Zweifel gibt, welche Variante nun verwirklicht werden muss, zögert die Bahn noch. Schmidt verteidigt den Konzern: Die Verantwortlichen bremsen ihm zufolge nicht mit Absicht, sondern mussten zunächst eine grundlegende Entscheidung in Sachen Güterzugtunnel abwarten.

Güterzüge unter Tage

Bei Fürth-Kronach sollen Güterzüge eines Tages im Erdboden verschwinden und erst nach sieben Kilometern auf Nürnberger Seite wieder die Oberfläche erreichen. Bis vor kurzem stand im Raum, auf diesen Gleisen auch ICE-Züge fahren zu lassen. Doch diese Idee, so Schmidt, habe man nun verworfen. Weil alles zusammenhänge, könne die Bahn die weitere Planung in Sachen S-Bahn-Bau erst jetzt aufnehmen. Der Abgeordnete rechnet damit, dass in zwei Jahren Klarheit bei der Frage herrschen werde: Schwenk oder Bestandsstrecke? Schmidt ist aber zuversichtlich, "dass die Bestandsstrecke mit einem S-Bahnhof Fürth-Vach kommen wird".

Beim Mammutprojekt Güterzugtunnel wird ihm zufolge jetzt das Planfeststellungsverfahren auf den Weg gebracht. "Ich hoffe, dass dann in den nächsten fünf Jahren mit dem Bau begonnen werden kann."

Der 20-Minuten-Takt

Schwenk hin oder her, spätestens 2022 – das ist bereits bekannt – soll das dritte Gleis im Fürther Bogen in Betrieb gehen, dank zusätzlicher Weichen. Das ermöglicht eine dritte S-Bahn-Fahrt pro Stunde und damit einen 20-Minuten-Takt. Damit wäre schon fast der Takt erreicht, der im Endausbau der Strecke angestrebt wird.

Barrierefreier Hauptbahnhof

Wasserstoffzüge und S-Bahn-Schwenk: Was tut sich bei der Bahn in Fürth?

© Wolfgang Händel

Der Hauptbahnhof soll endlich barrierefrei werden, bislang gelangt man nur zum S-Bahnsteig per Aufzug. Die Planungen für den Ausbau laufen bis 2022, sagt Schmidt. "Wenn Geld da ist, könnte das dann nahtlos in die Baumaßnahme übergehen." Es gebe verschiedene Finanzierungstöpfe von Bund und Land. "Ich bin optimistisch, dass wir das hinkriegen."

Stoppt der ICE in Fürth?

Im Dezember wurde der Intercity aus Köln/Frankfurt durch einen ICE ersetzt – die Folge: Er rauscht jetzt wie alle anderen Schnellzüge durch Fürth, ohne zu stoppen. Ein unwürdiger Zustand für eine Großstadt, findet Schmidt. Auf sein Betreiben hin werde die Bahn prüfen, ob der ICE Köln/Frankfurt nicht wenigstens "am Tagesrand" auch in Fürth halten könne. Eine Entscheidung darüber sollte bald fallen, meint Schmidt, denn für einen ICE-Halt müsse in jedem Fall ein Bahnsteig umgebaut werden – und das ließe sich am besten zeitgleich mit dem geplanten barrierefreien Ausbau umsetzen.

Mit Wasserstoff unterwegs

In Niedersachsen, so Schmidt, haben Wasserstoffzüge in einer einjährigen Testphase auf einer nicht elektrifizierten Strecke Diesel-Loks ersetzt. Die Erfahrungen seien durchwegs positiv. Schmidt will deshalb erreichen, dass Wasserstoffzüge auch auf der Rangbaubahn (Fürth-Cadolzburg) und der Zenngrundbahn (Fürth-Markt Erlbach) zum Einsatz kommen. "Warum sollte die Region kein Vorreiter in dieser Sache sein?", fragt er und weist darauf hin, dass es Jahre dauern würde, die Strecken zu elektrifizieren. Wasserstoffzüge könnten eine schnelle, klimafreundliche Alternative sein. Bei Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder hofft Schmidt auf "offene Ohren und offene Kassen" zu stoßen. Eine Entscheidung könnte 2020 fallen.

Haltepunkt Klinikum

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© Visualisierung: DB

Die Baumaßnahme für den S-Bahn-Haltepunkt Klinikum, der die provisorische Haltestelle Unterfarrnbach ersetzt, soll ebenfalls im Frühjahr 2022 fertiggestellt sein. Barrierefrei versteht sich.

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