Weihnachten mit FÜ-Jazz: Das wohlige Gefühl der Beständigkeit

24.12.2019, 16:35 Uhr
Weihnachten mit FÜ-Jazz: Das wohlige Gefühl der Beständigkeit

© Foto: Markus Kohler

Man kann – wie soeben die Combo "Panzerballett" in der Kofferfabrik eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat – die traditionellen Weihnachtslieder parodieren, dekonstruieren und in einer Mischung aus Heavy Metal und Death Jazz neu zusammenpuzzeln. Oder man kann auf amerikanische Standards zurückgreifen und ein schönes traditionelles angejazztes Weihnachtsfest zelebrieren. So, wie es der Fürther Jazzclub FÜ-JA ZZ im Keller des Babylon-Kinos tat.

In diesem Fall werden keine Experimente gewagt. Man bleibt beim Altbewährten, und das Publikum in größtenteils gesetztem Alter weiß dies auch zu schätzen und verlangt nach nichts anderem. "Um mich warmzuhalten, habe ich meine Liebe" heißt einer dieser Songs, und diese Liebe ist der traditionelle Swingjazz.

Das heißt aber nicht, dass nun Kitsch und Saccharin die Melodien überzuckert. Nein, man dringt stets zum Gefühlskern der Songs vor. Und damit keine Routine im schlechten Sinne aufkommt, wechselt bei fast jeder Nummer die Besetzung der Allstars. Klar, das Bläsertrio (Christine Balig, Andreas Hirsch und Jürgen Trießl) dominiert über weite Strecken, ebenso unverzichtbar hantieren Stefan David als Begleiter am Klavier und Armin Rech an der Gitarre. Interessant wird es bei den kleinen Besetzungen. Sascha Fath brilliert am Piano mit der Ballade "What a wonderful world", Dieter Bittermann fliegt wie eh und je mit seiner Croonerstimme zum Mond und pflückt die Sterne vom Himmel, Klaus Bleis brilliert mit akrobatischen Stepptänzen, und Dagmar Krauß liefert sich mit Trießls gestopfter Posaune ein köstliches Duett.

Doch wo die allseitige Harmonie befohlen wird, ist die Zwietracht nicht weit, lugen Zank und Hader unterm Weihnachtsbaum hervor. So etwa, wenn Dagmar Krauß und Marion Bachl einen veritablen Zickenkrieg austragen: bei "Me and Mister Jones" ist für eine dritte Person kein Platz mehr an der Krippe. Es sei denn, Mister Jones besucht am zweiten Weihnachtsfeiertag seine Nebenfrau . . .

So bleibt denn musikalisch alles beim Altbewährten. Wenn schon Schnee und Glatteis ausbleiben, die Zeiten sich ändern (nicht unbedingt zum Besseren), die Ansprüche der Kiddies steigen und man mit Wehmut an vergangene Weihnachten denkt, als die Welt scheinbar noch in Ordnung war, dann träumt man, angeleitet von Dieter Bittermanns Stimme, von weißen Weihnachten, wie man sie von früher in Erinnerung hat. Dann stiftet solch ein Jazzweihnachtskonzert das wohlige Gefühl, dass die Liebe bleibt. Die Liebe zum Musizieren, Zuhören und Nachempfinden.

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