Weinfest to go? Fürth verwirft die Idee

10.7.2020, 06:00 Uhr
Mit einem mulmigen Gefühl hat man auch im Fürther Rathaus die Bilder vom Gedränge an beliebten Nürnberger Plätzen betrachtet.

© Stefan Hippel Mit einem mulmigen Gefühl hat man auch im Fürther Rathaus die Bilder vom Gedränge an beliebten Nürnberger Plätzen betrachtet.

Im Corona-Hilfspaket, das der Stadtrat jüngst für die Innenstadt beschlossen hat, fand sich auch dieser Punkt: Prüfung eines "speziellen Weinfests". Vielleicht, so die Überlegung, könnte man die Gastronomie in diesem schwierigen Jahr mit einer etwas anderen Variante der beliebten Veranstaltung unterstützen. Die Idee: Quasi im Spazierengehen, vom Gaukler- bis zum Paradiesbrunnen, könnten die Fürther Wein und Kunst genießen. Damit, so dachte die Politik, ließen sich aktuelle Corona-Vorgaben womöglich gut erfüllen.


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Bilder vom Bamberger und Nürnberger Nachtleben indes haben daran nun große Zweifel geweckt: Wiederholt standen dort an beliebten Plätzen hunderte Menschen beieinander – fröhlich und friedlich, aber eben dicht gedrängt, wie sonst beim Fürther Grafflmarkt. Auch auf dem Kopfsteinpflaster des Tiergärtnertorplatzes ließen sich die Leute gesellig nieder wie in Vor-Corona-Zeiten. Sie genossen das To-go-Bier aus umliegenden Lokalen oder selbst mitgebrachte Getränke.

Bamberg hat bereits reagiert und in der Altstadt den Verkauf von alkoholischen Getränken to go am Wochenende nach 20 Uhr verboten. Die Stadt Nürnberg hat ebenfalls Maßnahmen beschlossen, um das Gedränge zu beenden.

Mit einem recht mulmigen Gefühl habe er die Aufnahmen gesehen, sagt auch Fürths Ordnungsreferent Mathias Kreitinger auf FN-Nachfrage. "Unkontrollierte Menschenansammlungen" und Feiern im öffentlichen Raum seien aus gutem Grund nach wie vor verboten – um das Infektionsgeschehen weiter einzudämmen.

"Gleichwohl", betont Kreitinger, "verstehe ich nach all den Corona-Einschränkungen das Bedürfnis der Menschen nur zu gut, sich an lauen Sommerabenden bei dem einen oder anderen Gläschen zu treffen und zu unterhalten." Dem müsse man verantwortungsvoll gerecht werden, findet er, mit "attraktiven Angeboten", bei denen sich Schutzmaßnahmen gewährleisten lassen. To-go-Konzepte seien dafür wohl kaum geeignet.


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Ein "Weinfest to go" kann sich auch Wirtschaftsreferent Horst Müller nicht mehr vorstellen, dessen Referat das Hilfspaket schnürte. Man müsse aus den Erfahrungen in Bamberg und Nürnberg lernen, sagt er.

Organisierte Veranstaltungen wären die bessere Alternative, meinen Kreitinger und Müller – wenn es genügend Freiraum und ein solides Hygienekonzept gibt, ähnlich wie in Gaststätten und Biergärten. Ein Weinfest etwa mit entzerrten Sitzgelegenheiten und Listen, auf denen Gäste Kontaktdaten hinterlassen.

Nur: Für solche Feste fehlt noch immer die grundsätzliche Erlaubnis. Bisher dürfen sie nur im Einzelfall vom Ordnungsamt genehmigt werden. "Wir können so etwas erst planen, wenn es eine vernünftige Grundlage gibt", sagt Müller. Leider habe der Freistaat noch immer nicht definiert, bei welcher Teilnehmerzahl Großveranstaltungen beginnen – sie sind bis Ende Oktober verboten. Festgelegt ist derzeit lediglich, dass bei privaten Feiern oder kulturellen Veranstaltungen im Freien 200 Menschen zusammenkommen dürfen.

Ein Weinfest mache nur mit einer gewissen Zahl von Gästen Sinn, hatte jüngst OB Thomas Jung zu bedenken gegeben. Etwas "Halbherziges" nütze niemandem. Müller hofft nun, dass Klagen aus den Reihen der Schausteller den Freistaat zum Handeln bringen. Gerichte hätten ja schon mehrere Corona-Regelungen gekippt.

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