Wenn die Feuerwehr nicht vom Fleck kommt

17.1.2017, 16:00 Uhr
Wenn die Feuerwehr nicht vom Fleck kommt

© Foto: Horst Linke

Eineinhalb bis zwei Minuten, schätzt Christian Gußner, dauert es, bis die Männer der Fürther Berufsfeuerwehr nach einer Alarmierung abfahrbereit im Wagen sitzen. Und dann? Dann sind sie abhängig davon, wie schwer es ihnen die Autofahrer machen.

Werden diese zum Hindernis, werden aus Sekunden quälende Minuten: „Jede Minute kommt dem, der auf Hilfe wartet, wie eine Ewigkeit vor – genauso wie uns, die wir helfen wollen“, sagt Gußner, der die Berufsfeuerwehr leitet. Er kann sich vorstellen, was am Samstag in den Pegnitzer Kollegen vorging, als nach einem Unfall auf der A9 die Rettungsgasse nicht funktionierte. Einsatzkräfte mussten sogar aussteigen, um im Stau stehende Lastwagen-Fahrer zu bitten, mehr Platz zu machen: „Da ärgert man sich richtig.“ Zum Glück waren die Verletzten nicht im Fahrzeug eingeklemmt, sondern konnten vom Rettungsdienst versorgt werden, bevor die Feuerwehr die Unfallstelle erreichte. Auch ein Rettungshubschrauber war schneller da.

Eine dreispurige Autobahn gibt es in Fürth nicht – Situationen, in denen die Feuerwehr flucht, schon. Auch auf der Südwesttangente oder dem Frankenschnellweg nähern sich viele Leute einem Stau, ohne zu bedenken, dass womöglich Rettungsfahrzeuge durch müssen, sagt Gußner. „Am besten fährt man nicht Stoßstange an Stoßstange auf, damit man noch zur Seite fahren kann.“ Privat lenkt er, wenn er an ein Stauende kommt, seinen Wagen gleich mal ein wenig an den äußeren Rand seiner Fahrspur.

In der Stadt gibt es andere Probleme: blöd geparkte Autos in der Schwabacher Straße, die anderen das Ausweichen erschweren; Fahrzeuge, die zum Ausladen auf der linken Spur der Friedrichstraße stehen und zum Slalom zwingen; Eltern, die mittags vor der Feuerwache parken, um die Kinder von der Schule abzuholen. „Jeder denkt: Es passiert schon nichts.“

Regelmäßig beobachtet Gußner zudem, dass Autofahrer überfordert wirken, wenn sie die Feuerwehr hören. Manche halten erschrocken an – doch wenn es eine einspurige Straße ist und Gegenverkehr kommt, hilft das den Rettern nicht: „Besser wäre es da, erst mal zügig weiterzufahren.“

Ausgebremst wurde die Feuerwehr auch bei der letzten Michaelis-Kärwa: Etliche Besucher wollten die Fahrzeuge im Einsatz sehen – und verpassten es, aus dem Weg zu gehen. Wie die Pegnitzer Kollegen machte die Wehr damals auf ihrer Facebook-Seite auf die Rücksichtslosigkeit aufmerksam. An ihrem zukünftigen Standort, der vielbefahrenen Kapellenstraße, sollen übrigens „intelligente Ampelschaltungen“ dafür sorgen, dass die Einsatzkräfte nicht gleich vor der Haustür im Berufsverkehr stecken.

Abgefahrene Spiegel und Kratzer

Ein anderes Problem sind in Fürth schmale Straßen mit vielen parkenden Autos. „Marien-, Theresien-, Theaterstraße“, zählt Gußner als Beispiele auf. Immer wieder blieben Fahrzeuge in solchen Straßen hängen: Abgefahrene Spiegel und Kratzer sind die Folge. „Den Schaden melden wir der Polizei.“ Die Heinrich-Heine-Straße am Scherbsgraben fällt in dieselbe Kategorie – im Straßenverkehrsamt überlegt man, hier das Parken tagsüber nur noch auf einer Seite zu erlauben. „Wenn die Müllabfuhr Probleme hat, durchzukommen, ist das für uns ein Zeichen“, sagt der stellvertretende Amtsleiter Antonius Kaiser.

Manchmal, so Gußner, hören Autofahrer die Feuerwehr viel zu spät, weil sie das Radio zu laut aufgedreht haben; zumal vor einigen Jahren das Martinshorn leiser geworden ist. „Gute Erfahrungen machen wir mit einem Wagen, an dem zusätzlich eine spezielle Hupe betätigt werden kann: Das klingt dann wie ein Schiffshorn.“

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