"Wenn du unzufrieden bist, hilft das ja auch nichts"

6.6.2015, 21:00 Uhr
Frank und Nicole Krasowski  sind nicht nur mit dem Töchterlein zufrieden.

© Fotos: Iannicelli Frank und Nicole Krasowski sind nicht nur mit dem Töchterlein zufrieden.

Däne müsste man sein. Die 5,6 Millionen Untertanen von Königin Margrethe II. besetzen regelmäßig die Tabellenspitze, wenn es um Lebensfreude geht. Die Europameister in Sachen Glück liegen auch im neuesten Ranking des Statistikamtes Eurostat vorne. Wir tummeln uns mit Polen und Briten auf Platz 12. Schlusslicht ist Bulgarien auf Platz 32.

Und wie sieht es in der Kleeblattstadt aus? Nicole (30) und Frank (34) Krasowski, der die fünf Monate alte Tochter in einer Trage vor sich hat, sagen spontan: „Wir sind sehr zufrieden. Die Kleine übrigens auch, sie lässt uns sogar nachts schlafen.“ Die Lehrerin in Elternzeit und der Maschinenbauer loben: „Wir leben zum Beispiel gern in Fürth. Es ist schön grün und die Fußgängerzone ist gut geworden.“ Nicole Krasowski mag den Wiesengrund: „Wir haben gerade einen tollen Spielplatz entdeckt.“

Natürlich gibt es nicht nur Positives. Überstunden zählen für Frank Krasowski zu dieser Kategorie: „Aber es ist trotzdem wirklich zum Aushalten.“ Grundsätzlich hat er aber das Gefühl, dass sich in Deutschland generell gerne beklagt wird. “

Tassilo Bode, Gabi Nees und Christian Oczko wollen ebenfalls nicht klagen.

Tassilo Bode, Gabi Nees und Christian Oczko wollen ebenfalls nicht klagen.

Gabi Nees überlegt nicht lange, sondern antwortet auf die Frage nach ihrem Lebensgefühl: „Ich bin ein zufriedener Mensch.“ Die 54-Jährige sorgt für Sohn Christian Oczko, der auf den Rollstuhl angewiesen ist. Die Familie hat zum Beispiel eigenverantwortlich den behindertengerechten Umbau der Mietwohnung gestemmt. Gabi Nees arbeitet viel, aber sagt: „Das mache ich gerne.“ Sie bekräftigt: „Eigentlich geht es uns wirklich gut. Es gibt immer Schlimmeres.“

Nachbar Tassilo Bode, der mit Gabi Nees und Sohn in der City gerade Besorgungen erledigt, stimmt zu: „Wer das bezweifelt, der sollte nur einmal in ein Krankenhaus schauen. . .“ Wie bewertet Bode seine eigene Zufriedenheit mit Schulnoten? „Eine glatte Zwei“, sagt er. Was fehlt zur Eins? „Ach, die brauche ich gar nicht. Es gibt im Leben sowieso nichts Perfektes, und wenn doch, dann würde einen das doch nur übermütig machen.“

Christian Oczko, der in den Boxdorfer Werkstätten arbeitet, fällt vieles ein, was ihn zufrieden macht: „Es ist schön, U-Bahn zu fahren“, sagt der 25-Jährige und strahlt. „Und Musik hören ist gut, ich mag ACDC, die Schürzenjäger und Helene Fischer.“

Für Attila Vida ist sein Hund ein Glücksfall.

Für Attila Vida ist sein Hund ein Glücksfall.

Der Glücksfall für Attila Vida hat vier Beine und heißt Spike. „Der Hund macht zufrieden“, weiß Vida. Der 54-Jährige kann das begründen: „Er füllt einen aus, weil man immer mit ihm raus muss, dadurch ist man beschäftigt und kommt raus aus der Bude.“ Vida ist von Beruf Trockenbauer, derzeit aber ohne Arbeit. Er kann gut nachvollziehen, dass in der Statistik zur Lebensqualität die Deutschen nicht vorne liegen: „Wir haben doch einen Haufen Arbeitslose und viele arme Leute in Deutschland. Wenn einer von Hartz IV leben muss, dann ist das hart.“ Sein Hund Spike, sagt Vida, ist freilich auch ein Kostenfaktor: „Die Hundesteuer in Fürth ist sehr hoch“, moniert er. Sein Resümee heißt trotzdem: „Wenn du unzufrieden bist, hilft das ja auch nichts.“

Aus Wien kommt Lorin Wey, der 25-jährige Tenor probt am Stadttheater die Kammeroper „Baruchs Schweigen“, die am 13. Juni Premiere hat. Österreich steht in der EU-Statistik übrigens an achter Stelle. Frage: Murren die Deutschen mehr als ihre Nachbarn? „Das darf man einen, der aus Wien kommt, eigentlich nicht fragen. Dort gehört es fast zum guten Ton, sich die ganze Zeit zu beschweren.“

Der junge Künstler fühlt sich im Moment allerdings ausgesprochen wohl: „Hier ist alles günstiger als in Wien, und ich wohne jetzt an der Gustavstraße, das gefällt mir.“ Noch eines macht Lorin Wey gute Laune: „Das Stadttheater – der Innenraum ist der Wahnsinn. Ich habe schon in Nürnberg die Oper besucht, aber das Fürther Haus gefällt mir viel besser.“

Da sind wir doch zufrieden.

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