Wenn eine Galvanik-Anlage im Wald steht

12.4.2018, 21:00 Uhr
Wenn eine Galvanik-Anlage im Wald steht

© Foto: Hans-Joachim Winckler

50 Jahre "Saubere Landschaft" – überwiegt die Freude über das Jubiläum oder ist es nicht eher traurig, dass es die Aktion noch immer braucht, Herr Haack?

Peter Haack: Sowohl als auch. Ich finde es wichtig, dass gerade Kinder – wir haben Schulklassen, Jugendfeuerwehren oder Pfadfinder, die regelmäßig mitmachen – für die Müllproblematik sensibilisiert werden. Allerdings haben wir im Landkreis mit unseren beiden Wertstoffhöfen und Deponien ein so großes Angebot, um den Müll loszuwerden. Da bräuchte niemand seinen Dreck in die Landschaft zu werfen.

 

Warum passiert das doch?

Haack: Es geht um Zeit und ein gewisses Anspruchsdenken. Wenn Bürger beispielsweise am Mittwoch vor unseren Wertstoffhöfen stehen, die an diesem Tag geschlossen haben, weil wir unsere Mitarbeiter regelmäßig schulen müssen oder es Betriebsversammlungen gibt, dann wollen sie ihre Sachen trotzdem loswerden. Und dann gibt es eben schwarze Schafe, die kippen ihren Abfall in den nächsten Wald oder stellen ihn vor das Tor. Das habe ich selbst schon erlebt.

 

Erzählen Sie doch mal.

Haack: Ich bin an einem Mittwoch von Bronnamberg nach Zirndorf gefahren, da sehe ich ein Auto vor der verschlossenen Einfahrt am Wertstoffhof stehen. Eine Frau mittleren Alters wollte gerade ihre Sachen abstellen. Ich bin hin, habe sie angesprochen und gleich ein Foto mit dem Handy vom Kennzeichen gemacht. Damit ich weiß, wohin der Landkreis die Rechnung schicken soll, habe ich ihr gesagt. Es gab eine kleine Diskussion, aber dann hat sie alles wieder eingepackt.

 

Welche Müllmengen holen die Ehrenamtlichen bei der Aktion eigentlich aus Straßengräben oder aus den Wäldern?

Haack: Es kommt ganz darauf an, was wir finden. In der Regel sind es zehn bis 20 Tonnen. Aber wenn wir fünf Herde dabei haben, kann es auch schon mal mehr sein.

 

Was haben Sie schon alles so gefunden?

Haack: Das Kurioseste war einmal eine komplette Galvanik-Anlage mit vier oder fünf Kunststoffbehältern, die wog allein, so schätze ich, zwischen drei und sechs Tonnen. Die war mit schwerem Gerät in den Wald gebracht worden, und so haben wir sie auch wieder abgeholt – mit einem Kranwagen. Einmal hat ein Mädchen einen Zehn-Mark-Schein gefunden, den durfte sie behalten. Auch eine noch verschlossene Flasche Cognac war schon dabei.

 

Was steht in der Hitliste ganz oben?

Haack: Nach wie vor Altreifen. Überhaupt spielt das Auto bei dieser Art von Umweltverschmutzung eine wichtige Rolle: Da werden Coffee-to-go-Becher genauso während der Fahrt aus dem Fenster geworfen wie Burger-Verpackungen. Und den Kühlschrank schleppt man ebenfalls nicht auf dem Buckel in den Wald, sondern entsorgt ihn mit dem Auto. Es gibt aber auch positive Entwicklungen: Bis vor 15 Jahren haben wir viele Einwegflaschen gefunden, aber da hat die Einführung des Flaschenpfands wirklich viel gebracht.

 

Gibt es bestimmte Punkte im Landkreis, die Müllsünder besonders anziehen?

Haack: Wir haben 20 bis 30 Stellen, die wir regelmäßig anfahren und säubern. Da würde ich manchmal schon gerne so eine Wildbeobachtungskamera aufhängen, aber das geht rechtlich natürlich nicht.

 

Sie sind seit 1984 für die Aktion Saubere Landschaft im Landkreis verantwortlich. Wie sieht Ihre Aufgabe aus?

Haack: Ich koordiniere das Ganze. Ich schlage Landrat Matthias Dießl zwei mögliche Termine vor, schreibe die 14 Kommunen an und kontaktiere das BRK, das nicht nur die Erste-Hilfe-Leistungen übernimmt, sondern auch den Eintopf für die Helfer kocht. Heuer gibt es übrigens das erste Mal auch eine vegetarische Variante.

Außerdem wird es zum 50. Jubiläum kreativ . . .

Haack: Walburga Popp, eine Künstlerin aus Puschendorf, wird ein Werk aus Müll schaffen, das das Thema Abfall und unseren Umgang damit in den Mittelpunkt rückt. Auch die Bürger sind dazu aufgerufen, aus Abfall Neues entstehen zu lassen. Da kann aus kaputtem Geschirr eine Mosaik-Schale werden oder aus einer alten Feuerschale ein Pflanzgefäß. Fotos der Kreationen kann man an asl@lra-fue.bayern.de schicken. Der Landkreis wird die Schönsten auswählen und veröffentlichen.

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