Wenn Fürther Polizeistreifen mit dem Fahrrad kommen

22.5.2018, 10:00 Uhr
Wenn Fürther Polizeistreifen mit dem Fahrrad kommen

© Foto: Sippel

Markus Söder plant eine "bayerische Kavallerie", so hat das der neue Ministerpräsident zumindest im April in seiner Regierungserklärung angekündigt. Was Söder damit meint: Polizisten reiten hoch zu Ross Streife durch Bayerns Großstädte.

"Brauchen wir nicht", findet Fürths Oberbürgermeister. Er sähe die Polizisten lieber auf dem Rad. Kein Wunder, Thomas Jung schwingt sich selbst liebend gerne in den Sattel – in den Sattel seines Fahrrads, versteht sich.

Als Bayerns Innenminister neulich zu einem offiziellen Termin nach Fürth kam, versäumte es Jung daher nicht, sich auf dem kurzen Dienstweg von Joachim Herrmann gleich mal eine Fahrradstaffel für die Polizei der Kleeblattstadt zu wünschen. In der jüngsten Stadtratssitzung dann trat Jung mit demselben Anliegen an den neuen Fürther Polizeichef heran – und der zeigte sich aufgeschlossen.

Michael Dibowski fährt selbst viel und leidenschaftlich gerne Rad. "Wir haben intern schon besprochen, wie man das gestalten könnte", verrät der 41-Jährige. Vier Diensträder seien in der Inspektion bereits vorhanden. Auf die Schnelle will man nun Taschen organisieren, damit die Kollegen Ausrüstung mitnehmen könnten – und sei es nur einen Verwarnungsblock.

Unter Umständen könnten schon in diesem Sommer punktuell Fahrradstreifen in Fürth eingesetzt werden. In Grünanlagen zum Beispiel, aber auch dann, wenn man gezielt Radfahrer kontrollieren möchte. "Ich glaube, Polizisten auf Rädern stoßen bei anderen Radlern auf noch mehr Akzeptanz", sagt Dibowski. Er hält Fahrradstreifen in jedem Fall für sinnvoll, allein schon durch ihre "Bürgernähe".

Gespannt blickt er nach Erlangen, wo derzeit Beamte sechs Monate lang spezielle Funktionskleidung für Fahrradstreifen testen. Sie besteht aus Trikots, gepolsterten Hosen, die es im Sommer auch in kurzer Variante gibt, modernen Softshell-Jacken und – natürlich – Helmen. Die Testkleidung stammt aus Österreich und aus den Kollektionen der Polizei in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

Bisher konnten Polizisten auf Rädern nur Teile ihrer Uniform und das dazu gehörige Poloshirt tragen. Und das sei nicht optimal, findet Dibowski. Ist die Testphase abgeschlossen, will er die Kleidung auch für Fürth ordern.

In Bayern schwingen sich mehr als 400 Polizistinnen und Polizisten auf Diensträder und fahren Streife. Den Anfang machte 2013 die Inspektion Schwabing in der Landeshauptstadt. Dort patrouillieren die Beamten beispielsweise im Englischen Garten und im Luitpoldpark. "Wir haben viele positive Rückmeldungen von Bürgern bekommen", sagte unlängst Schwabings Polizeidirektor Peter Breitner.

Zurück zu den berittenen Polizisten, wird es die ebenfalls in Fürth geben? Nach den Worten des Ministerpräsidenten soll sie "jede bayerische Großstadt" bekommen. "Wir machen uns schon mal Gedanken, wie wir sie einsetzen könnten", sagt Michael Dibowski. Ob Fürth sie aber wirklich kriegt, das wisse er noch nicht. Auch im Polizeipräsidium Mittelfranken will man sich noch nicht äußern. "Es gibt bislang keinen offiziellen Auftrag aus dem Innenministerium", heißt es. Alles sei noch in der Planungsphase. Es sieht also so aus, als würden Fürths Polizisten erst einmal bloß in den Fahrradsattel steigen.

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