Wiad scho wean

20.9.2010, 11:00 Uhr
Wiad scho wean

© Ralf Rödel

Beziehungsreicher kann es kaum losgehen. „Wiad scho wean“ ist der Titel des Programms, mit dem das Kollegium Kalksberg am Samstag den Kufo-Innenhof (19 Uhr, bei schlechtem Wetter in der Großen Halle) entert. Dem Trio folgt mit nicht minder selbstironischer Note Wiener Soul eines Quintetts mit dem schönen Namen „5/8erl in Ehr’n“. Programmtitel: „Bitteschön!“

Wird es ein finsterer Herbst? Annette Wigger ahnt, dass der Stadtrat am Ende seiner Haushaltsberatungen eher „Dankeschön“ sagen wird fürs einbehaltene Geld. Zwar sei sie ein Mensch, der „nie jammert“, so die Kufo-Programmchefin; doch wenn es dem Etat des unter den Fittichen des Kulturamtes stehenden Kulturzentrums unweit der Maxbrücke an den Kragen gehen sollte, was zu befürchten steht, „dann müssen wir aufpassen, dass unser Profil nicht verloren geht“.

Derzeit beträgt der Programmetat nur 85000 Euro pro Saison, ein Mini-Betrag, der das Team der Tafelhalle in der Nachbarstadt ein müdes Lächeln kostet. Setzt Fürths sparwütiger Oberbürgermeister das Messer an — von 20000 Euro ist die Rede — , wackeln die Kufo-Fundamente. „Vermutlich müssen wir“, so Wigger, „an der Werbung und an den Gagen sparen“, denn ans Tafelsilber des erst 2004 rundum sanierten und wiederöffneten Hauses mag sie nur ungern gehen.

Beispiel Kindertheater, immer wieder sonntags. „Klar, das ist teuer und bringt, obwohl es stets ausverkauft ist, wenig ein. Aber wir sind in Fürth nun mal die einzigen Anbieter.“ Auch das Musikprogramm mit der Geschmacksnote „anspruchsvoll“ will die Programmchefin nach Möglichkeit erhalten. Zum einen spricht die Satzung der Kulturstiftung, deren „Kind“ das Kulturforum ist, eine klare Sprache — Niveau, viele Sparten für alle Altersgruppen. Das ist vorgeschrieben. Zum anderen sei es vollends absurd, das technisch piekfein ausgestattete Haus nur noch mit preisgünstigen Barden aus der Kreisliga zu bestücken.

Und um gleich auch noch über den „Worst Case“ zu sprechen: „Das wäre, wenn jeder rein darf, nur damit die Kasse stimmt. Dann haben Sie ein Sammelsurium à la E-Werk. Aber für so etwas braucht es dann keinen Programmgestalter mehr, sondern nur noch jemand, der die Räume vermietet.“ Na, Dankeschön.

Keine tollen Aussichten, nirgends? Doch. Eine recht pompöse und noch vor dem Sparkonzert angeschaffte Leinwand prangt an der Wand des Kufo-Innenhofes; Wigger zeigt sie jetzt, am Start-Wochenende, schon mal vor, ihren Dienst als neue Open-Air-Kino-Spielfläche tritt sie erst im Sommer 2011 an.

Bis dahin bleiben Wigger und ihr Team bei der Mischung aus Konzerten, Literatur (die LesArt 2010 findet heuer vom 6. bis 13. November statt), Kindertheater, Tanz und Festivals — eine Mischung, die in der vergangenen Saison weniger Anklang fand als 2008/09, doch die Folgen der Finanzkrise spürten ausnahmslos alle, die Kultur auf die Beine stellen. Die Österreicher-Trias vollenden sterzinger experience („War Falco eine Reblaus?“, 22. September, 20 Uhr) und Anna Veit von der Wiener Volksoper („Ich warte“, 24. September, 20 Uhr).

Zu den Saison-Höhepunkten zählen die dritten, prominent besetzten Fürther JazzVariationen (22. bis 24. Oktober) mit Frankreich-Schwerpunkt, das multimediale Hörspiel zum Bahnjubiläum „Höchste Eisenbahn!“ (28./29. Oktober) in Kooperation mit dem BR, die KinderKulturTage im November und zwei Uraufführungen — Gesang, Tanz und Multimedia-Kunst fusioniert Countertenor Johannes Reichert („Du, Liebe?!“, ab 6. Januar), Choreograf Thomas Kopp, der hier mit „cool memories“ schon Furore machte, zeigt seine neue Produktion im April.

Knapp 100 Spieltage belegt wieder das Stadttheater. Traditionelle Highlights sind auch heuer die Dullnraamer-Sidzung, das Klezmer Festival Intermezzo, das Salsa Camp sowie das 17. und vielleicht letzte Figurentheater-Festival. Das verflixte Thema Geld. Oder, wie der Österreicher sagt: Wiad scho wean.