Zehn Jahre Renaturierung

Wie der Asbachgrund zur Parklandschaft wird

13.9.2020, 15:58 Uhr
Holzstege führen auf den Kreutleser Wiesen über den renaturierten Asbach. Die Bürger nehmen die neue „Flaniermeile“ in der grünen Mitte der Stadt gerne an.

© Hans-Joachim Winckler Holzstege führen auf den Kreutleser Wiesen über den renaturierten Asbach. Die Bürger nehmen die neue „Flaniermeile“ in der grünen Mitte der Stadt gerne an.

Zwei Männer am Bach (v. li.): Wolfgang Kleinlein, Vorsteher des Wasser- und Bodenverbands, und Landschaftsarchitekt Christoph Gräßle.

Zwei Männer am Bach (v. li.): Wolfgang Kleinlein, Vorsteher des Wasser- und Bodenverbands, und Landschaftsarchitekt Christoph Gräßle. © Thomas Scherer

Auf einzelnen Abschnitten schlängelt sich der Bach mit seinem zum Teil aufgeweiteten Bett durch den Grund. Parallel läuft ein Weg für Spaziergänger, Jogger und Radler. Wie sehen die Protagonisten das Projekt heute?

Der Planer

So ein Auftrag fällt einem auch nicht alle Tage vor die Füße. Von "der Kür, von etwas Besonderem", spricht Christoph Gräßle. Für den Landschaftsarchitekten, der, wann immer es geht, mit dem Fahrrad zu seinen Terminen kommt, ergibt das Vorhaben, das sich aus den ergibt, "wirklich Sinn, weil es für Natur und Landschaft ein Gewinn ist".

Dafür musste er von Anfang an Überzeugungsarbeit leisten. Und Gräßle wusste, bei wem, den Eigentümern des Asbachs und den Flächen drumherum. Sie brauchte und braucht es als Partner im Boot, damit die grüne Vision Gestalt annehmen kann. Und so fuhr er mit dem Wasser- und Bodenverband gleich zu Beginn an die Sulz, einen Fluss, der seinerzeit bei Neumarkt renaturiert wurde.

Nur ein Rinnsal

Das sei doch kein Vergleich zum Asbach, der dagegen wie ein Rinnsal daherkäme, hieß es. Aber ein Anfang war immerhin gemacht. In Wolfgang Kleinlein, dem Vorsteher des Wasser- und Bodenverbands, fand Gräßle einen Mann, mit dem der Dialog funktioniert.

Ein Jahrzehnt hatte der Planer veranschlagt, um den Asbach auf rund sechs Kilometern wieder ein Stück an die Natur zurückzugeben. Nimmt man das sogenannte Biotop bei Rehdorf dazu – eine weitaus ältere Ausgleichsmaßnahme für ein Baugebiet – sind gerade knapp 1000 Meter geschafft, an der Sattlerwiese und den Kreutleser Wiesen. Zu wenig? "Das ist gut", sagt Christoph Gräßle, "es freut mich, dass es vorangeht." Bis Visionen Realität werden, braucht es eben Demut und einen langen Atem.

Der Wasser- und Bodenverband

Die Skepsis war groß: Eine grüne Vision am Asbach – und wo bleibt da Platz für die Landwirtschaft? Das war nur eine Sorge, die die 80 Mitglieder des Wasser- und Bodenverbands umtrieb, denen der Wasserlauf gehört, samt der daran angrenzenden Grundstücke. Urgroßeltern und Großeltern hatten den einstigen Wiesenbach in den 1930er-Jahren begradigt und dessen Bett mit Natursteinen verkleidet. Die vorher nicht nutzbare Fläche wurde so für die Landwirtschaft urbar gemacht. Und jetzt diese Pläne: "Man sollte keine falschen Hoffnungen wecken", sagte Wolfgang Kleinlein damals.


Oberasbach: Natur am Wasser kommt zurück


Den Vorsteher des Verbands und die anderen Eigentümer, darunter viele Landwirte, plagten diverse Ängste: Wie würde sich der erhöhte Freizeitdruck auswirken? Fände sich künftig noch mehr Hundekot auf den landwirtschaftlichen Flächen? Und schließlich die Kardinalfrage: Führt der Bach nach der Renaturierung überhaupt noch genügend Wasser?

Zwar gilt auch heute noch, dass "wir im Asbach froh um jeden Liter Wasser sind", wie Kleinlein sagt. Aber nach der Umgestaltung der ersten Abschnitte drehen sich die Diskussionen längst um andere Dinge.

Bescheid lässt auf sich warten

Etwa um die aus Sicht der Eigentümer "nicht optimale Pflege" der renaturierten Flächen. Dabei geht es um Mähaktionen, das Ausbaggern der Sandfänge und die Reinigung der Drainagen. Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde, Vertretern der Stadt, des Wasserwirtschaftsamtes und der Stiftung wurden Anfang 2019 bei einer Begehung Pflege- und Entwicklungsregeln festgelegt bzw. präzisiert. Das soll helfen, Konflikte künftig zu vermeiden. Allerdings gibt es auch nach eineinhalb Jahren noch keinen geänderten Bescheid des Landratsamtes.

Klare Regeln und deren Einhaltung wären wichtig, schließlich soll es weitergehen: Die Stadt will die Lohbauerwiesen beim Alt-Ort angreifen, der kommunale Bauausschuss hat schon dafür votiert. Entscheidend ist freilich die Zustimmung des Verbands, die steht aber noch aus. Es müsse Lösungen geben, die für beide Seiten passten, sagt Wolfgang Kleinlein, dem sichtlich zwei Seelen in der Brust schlagen.

Denn natürlich soll auch in 50 Jahren im Asbachgrund noch Landwirtschaft möglich sein. Freilich, der Wandel der Gesellschaft macht vor dem Verband nicht Halt: Viele Mitglieder bekommen Flächen vererbt oder haben mit der Landwirtschaft längst nichts mehr am Hut. Wenn dann die Stiftung ein gutes Angebot macht, wechseln Grundstücke eben den Besitzer. "Wer Eigentum hat, kann darüber verfügen", sagt Kleinlein dazu nur. Da habe der Vorstand nichts mitzureden.

Die Stadt und die Stiftung

Was tun mit dem Vermögen? Für Walter Weichlein war das keine Frage. Der Oberasbacher war 18 Jahre lang Stadtrat in seiner Heimatkommune, vor allem aber auch ein großer Naturfreund. Und so rief er 2001 die "Stiftung zur Renaturierung des Asbachgrundes" ins Leben. Den Vorstand besetzte er mit Personen seines Vertrauens: dem Nürnberger Landschaftsarchitekten Gerd Aufmkolk, Ludwig Sothmann, Ehrenvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern, das jeweilige Stadtoberhaupt von Oberasbach und einem Finanzfachmann aus dem Bankwesen. Seit 13 Jahren ist das Peter Fuchs.

Anliegen der Stiftung ist es, Grundstücke im Asbachgrund zu erwerben, um Hand in Hand mit der Kommune – der nun im Ruhestand befindliche Stadtbaumeister Peter Kleinlein war hier lange Jahre die treibende Kraft – das Renaturierungsprojekt voranzubringen. "Wir würden gerne mehr kaufen", sagt Fuchs, aber der Oberasbacher weiß: "Auch die Landwirtschaft braucht ihre Flächen."

Geld ist kein Problem

Die Gemengelage mit dem Wasser- und Bodenverband, dem die Stiftung selbst angehört, macht das nicht immer einfach. Allerdings ist da der besagte Strukturwandel, und die Stiftung zudem eine ökonomische Macht. Was ihr Kapital angeht, möchte Fuchs zu Zahlen öffentlich nichts sagen. Aber wenn für einen Quadratmeter Ackerland fünf Euro aufgerufen werden, ist es jedenfalls kein Problem, einen höheren Betrag zu bieten.

Die Kommunikation mit dem Verband hat sich über die Jahre verbessert, und Fuchs hat auch Verständnis, wenn dort der Ärger aufflammt, weil die Stadt die Pflegemaßnahmen nicht so in den Griff bekommt, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Er hofft, dass jetzt die Lohbauerwiesen schnell angegangen werden können. Zumindest zwischen Rehdorf und dem Alt-Ort hätte Oberasbachs grüne Mitte dann auch ein Gesicht.

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