Wilhermsdorf baut Investitionsstau ab

29.3.2016, 13:00 Uhr
Der Wilhermsdorfer Haushaltsplan wurde genehmigt.

© Fotolia Der Wilhermsdorfer Haushaltsplan wurde genehmigt.

Emmert selbst erläuterte das von Kämmerer Johann Krauß ausgearbeitete Zahlenwerk in einer Folienpräsentation. Für diese „klare und vor allem auch für Bürger verständliche Darstellung“ war Emmert von SPD-Sprecherin Wernhilde Mann ausdrücklich gelobt worden. Auch die beiden anderen Fraktionen dankten Emmert und der Verwaltung.

Dabei seien nicht alle Zahlen wirklich erfreulich, gab der Ortschef zu und hob dabei auf der Einnahmenseite besonders die schwächelnde Gewerbesteuer hervor: Die Gemeinde rechnet mit weniger als 900 000 Euro, dem gleichen Wert wie 2015. In den zwei Jahren zuvor gingen auf dieser Stelle jeweils knapp 1,2 Millionen Euro ein. Emmert sieht die Firmen seit Jahren in einer Investitionsphase und hofft, „es geht bald wieder aufwärts mit der Steuer“.

Gut 1,9 Millionen Euro muss Wilhermsdorf an den Landkreis abführen, „ein um 80 000 Euro höherer Betrag trotz gesunkenem Hebesatz für die Kreisumlage“, merkte Emmert kritisch an. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde liegt mit 430 Euro (Bayern-Durchschnitt 770 Euro) weit unter dem Schnitt, stellte Emmert heraus.

Dagegen fürchtet er, die Kosten für die Kinderbetreuung könnten die Gemeinde über kurz oder lang über Gebühr belasten: Von 1,3 auf 1,5 Millionen Euro steigt der Haushaltsansatz inklusive Zuschüssen an, der gemeindliche Eigenanteil wächst sich von 487 000 im Vorjahr auf 685 000 Euro aus. 2010 habe die Kommune gerade einmal 270 000 Euro selbst aufbringen müssen. „Das hängt vom Betreuungsverhalten ab“, meinte Emmert: Mehr Familien würden die Kinder immer jünger in Betreuung geben und dann auch noch mehr Stunden buchen als früher. „In zwei Jahren liegt unser Anteil bei 900 000 Euro“, schätzt er.

Insgesamt liegt der Gesamtplan für 2016 um 3,22 Prozent über dem des Vorjahrs. Die 16,4 Millionen Euro teilen sich in 11,6 Millionen für den Verwaltungs- und 4,8 Millionen für den Vermögenshaushalt auf. Doch auch 2015 seien von den damals 1,7 Millionen Euro an Ansätzen für Investitionen nur 0,4 Millionen gebraucht worden. Deshalb sei nicht zu befürchten, dass die Rücklagen der Gemeinde von derzeit drei Millionen Euro bald komplett aufgezehrt sind, so Emmert. Aber mit Investitionen ins Feuerwehrgerät (0,2), Kindertagesstätte (0,8), Städtebau (0,6), Hochwasserfreilegung (0,4), Straßenbau (0,4), Breitband (0,5), Bauhof (0,3) oder Bürgerhäuser in Ortsteilen (0,4, jeweils in Millionen Euro) würden teils Investitionsstaus der Vergangenheit aufgelöst. Für zahlreiche dieser Ausgaben — zusammen 1,7 Millionen Euro — rechnet die Gemeinde zudem mit öffentlichen Zuschüssen.

Zwei Baustellen werden in Zukunft den Wilhermsdorfer Haushalt stärker belasten als zuletzt. Da ist zum einen das 40 Jahre alte Hallenbad. Nicht nur das Betriebsdefizit von 300 000 Euro jährlich, sondern auch die steigenden Reparaturkosten — heuer muss die Chlorgasanlage für 80 000 Euro erneuert werden — schlagen zu Buche. Eine Generalsanierung würde weit über 3 Millionen Euro kosten — damit wären die Rücklagen aufgebraucht. Weshalb parallel über einen Neubau, eventuell in kommunaler Allianz mit Langenzenn nachgedacht werde (wie berichtet).

Das zweite absehbare Großprojekt ist eine Art Kulturzentrum rund ums Rathaus. Mehrere Gebäude sind bereits im Besitz der Kommune. „Man kann es mit dem Bürgerhaus von Markt Erlbach vergleichen: Das Defizit der laufenden Kosten ist dort erträglich. Es könnte bei uns den Zusammenhalt fördern und das Ortsbild verändern“, erläuterte Emmert. Für das laufende Jahr seien deshalb bereits Planungskosten und erste Maßnahmen einkalkuliert. Doch entschieden sei noch nichts.

„Noch in den Sternen“

„Wir wollen etwas draus machen. Doch was draus wird, steht für mich noch in den Sternen“, gab Fritz Ruf, der Freie-Wähler-Sprecher zum Kulturhaus zu. Doch um auch hierfür Spielräume zu haben, mahnte er die Verwaltung, „den Haushaltsplan wie bisher als Wunschliste zu sehen, von dem nicht alles umgesetzt werden muss“. Nicht nur bei den Personalkosten, die schon 2014 um 25 Prozent gestiegen seien, „muss man noch besser haushalten. Das hat auch der Kämmerer in seinem Vorbericht geschrieben“, ergänzte Ruf.

Wernhilde Mann (SPD) erwähnte zusätzlich „etliche Investitionen, die wir in den nächsten Jahren im Rahmen des Isek tätigen wollen“, dem Integrierten Städtebau-Entwicklungskonzept. Auch dafür wären Mittel notwendig.

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