Willi Wilde gestorben

22.2.2011, 19:00 Uhr
Willi Wilde gestorben

© Hans-Joachim Winckler

Wilde war langjähriger Schulamtsdirektor, doch nicht nur in den Bereichen Schule und Kultur war sein Rat gefragt. Im Stadtrat galt er als einer, der wie kein anderer das Einmaleins des Haushalts beherrschte und seine Sachkenntnis in allen Verwaltungsfragen einbrachte. Einen „echten Veteranen der Kommunalpolitik, der auch in ausweglos scheinenden Situationen einen kühlen Kopf bewahrte“, nannte ihn der damalige Oberbürgermeister Uwe Lichtenberg, als sich Wilde 1996, mit über 70 Jahren, von der aktiven Arbeit im Stadtrat verabschiedete.

1925 in Niederschlesien geboren und nach sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1948 in den mittelfränkischen Raum gekommen, hatte Wilde in Fürth zunächst als Lehrer gearbeitet. Als Schulaufsichtsbeamter setzte er sich später für die Weiterentwicklung des Volksschulwesens ein.

1966 nahm Wilde die Tätigkeit als ehrenamtlicher Stadtrat für die CSU auf — er kann nicht geahnt haben, dass er sich eines Tages mit einem Paukenschlag von der Partei, die er 1972 bis 1977 als Fraktionsvorsitzender führte, trennen würde: „Um 17 Uhr“, schrieben die FN am 3. Mai 1990, „war die Sensation im Fürther Stadtrat perfekt.“ Wilde hatte in der konstituierenden Sitzung an jenem Tag eine Erklärung verlesen, die eine Spaltung der Fürther Christsozialen bedeutete.

Unter dem Namen „Unabhängige Christsoziale“ (UCS) gründeten Wilde und drei weitere „Abweichler“ — Leonhard Abraham, Konrad Dürschinger und Brigitte Bloß — eine eigene Fraktion. Sie reagierten damit auf einen Beschluss der Stadtrats-CSU, die den vier Rebellen die Mitgliedsrechte innerhalb der Fraktion aberkannt hatte, weil sie den offiziellen CSU-Bewerber und Fraktionsvorsitzenden Ferdinand Metz als dritten Bürgermeister nicht mittragen wollten. Mit den Stimmen der SPD wurde Leonhard „Loni“ Abraham im Amt bestätigt. Wilde und die anderen UCS-Stadträte wurden später offiziell aus der CSU ausgeschlossen, worüber sich gerade Wilde schwer enttäuscht zeigte. Der Krach in der Fürther CSU hatte in ganz Bayern für Aufsehen gesorgt.

Die Stadt Fürth würdigte Wilde, der auch Pfleger des Stadttheaters war, 1996 mit der Verleihung des Goldenen Kleeblatts.