Zehn Eicheln passen in den Kropf

23.6.2013, 13:00 Uhr
Zehn Eicheln passen in den Kropf

© Bernhardt

Von wegen Vegetarier. Eicheln, Bucheckern, Erbsen, Kastanien, Mais, Beeren und Früchte – alles schön und gut. Manchmal muss es aber auch einmal eine fette Maus sein. Natürlich werden auch gern einige Vogelnester ausgeräumt oder eine unvorsichtige Feldmaus hat ihr Nest nicht gut genug versteckt – dann bleibt von der Brut nicht viel übrig. Nur haben ein Trupp Eichelhäher oder andere Krähenvögel, wie die Elster, die Dohle oder die Aas- und Saatkrähe es nie geschafft, eine Vogelart zum Aufgeben zu zwingen. Eine Zweitbrut wird nach den gemachten Erfahrungen dann immer besonders gut versteckt; oft folgt sogar eine Drittbrut.

Die ausgewachsene wildlebende Hausmaus hat der offensichtlich in der Mäusejagd geübte Eichelhäher unter einem Holzpolder erbeutet, unter dem sich ein viel benutzter Mäuseparcours befand. Es passiert des öfteren, dass sich manche Tiere auf eine besondere Jagdart spezialisieren. Die wird allerdings nicht vererbt und auch nur selten erfolgreich an die Nachkommen weitergegeben.

Der Kropf eines ausgewachsenen Eichelhähers ist übrigens so geräumig, dass in ihm etwa zehn Eicheln Platz haben und eine weitere noch im Schnabel davongetragen werden kann. Entweder deponiert der kluge Vogel sie einzeln in diversen Verstecken, möglichst trocken und geschützt, oder er füttert damit im Frühjahr seine Partnerin, die sich ganz dem Brutgeschäft hingibt und vom Eichelhäher-Männchen aufopfernd versorgt wird.

Ein weiterer Beweis der Klugheit dieses auch zähmbaren hübschen Vogels ist seine „Sprachbegabung“. Wie oft narrt er den Spaziergänger mit lautem „Miää miää“, so dass der in die Höhe schaut, um zum Beispiel das Flugspiel der Bussarde zu beobachten oder vermeintlich den Lockruf der Alttiere zu hören glaubt. Auch die Laute der Fischreiher, des Kauzes, der Amsel oder das Räuspern eines Menschen gehören zum Repertoire dieses bunten Vogels. Versucht man, mehrere Eichelhäher mit einigen Leckereien anzulocken, wird man beobachten können, wie vorsichtig sie sich dieser Versuchung nähern.

Oft überfliegen sie sie aus größerer Entfernung, dann verharren sie lange in guter Deckung im Gebüsch und verständigen sich mit leisen Tönen. Manchmal verschwinden sie einfach wieder, wenn sie sich über eine eventuelle Gefahr nicht klar werden können. Das sind Beobachtungen der scheuen, im Wald lebenden Arten. Haben sie sich für ein Leben in menschlicher Nähe entschieden, können sie allerdings sehr zutraulich werden.

Selten findet man das gut versteckte Nest auf einer Astgabel oder im dichten Gebüsch. Sorgfältig wird es nach endgültiger Entscheidung durch das Männchen schließlich von beiden Partnern mit Tierhaaren, feinen Wurzeln und Moos gebaut und ausgepolstert, aber erst bezogen, wenn der Blattaustrieb ausreichend Deckung bietet. Für die Intelligenz des bei uns überwinternden „Garrulus glandarius“ spricht auch, dass er in Freiheit bis zu 17 Jahre alt werden kann.

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