Zehn Jahre FürthWiki: Ein Lexikon für die ganze Stadt

6.11.2017, 13:00 Uhr
Zehn Jahre FürthWiki: Ein Lexikon für die ganze Stadt

© Hans-Joachim Winckler

Die große Wikipedia umfasst unzählige Seiten und kennt Antworten auf ziemlich viele Fragen. Doch manchmal, da kann auch die große Wikipedia nicht weiterhelfen. Das Fürther "Arschbackencafé" zum Beispiel ist ihr (noch) kein Begriff.

FürthWiki aber kennt es freilich: das Café mit den markanten Rundungen, das offiziell Café Fenstergucker hieß und in den Fünfzigern gleich bei der Bahnunterführung Schwabacher Straße zu finden war, am Letra-Haus.

Wer mehr über Fürther Häuser, Orte oder Persönlichkeiten wissen möchte, wird von Google oft auf die Seiten von FürthWiki geschickt. Zehn Jahre nach seiner Geburt ist das auf die Kleeblattstadt spezialisierte Internetlexikon so aktiv wie nie zuvor: Nach Angaben des Trägervereins schauen täglich rund 9000 Besucher auf den Seiten vorbei. Ihnen stehen inzwischen 8300 Artikel und 8100 Bilder zur Stadtgeschichte und zu anderen Fürther Themen zur Verfügung.

Die Menschen, die dahinter stehen, konnte man am Sonntag einmal kennenlernen: beim FürthWiki-Tag, der gemeinsam mit dem Stadtmuseum veranstaltet wurde. Die Veranstaltung passte gut in das Museum, denn viele der FürthWiki-Autoren haben ein besonderes Interesse an der Geschichte der Kleeblattstadt. Und etliche schreiben nicht nur Interneteinträge, sondern sammeln und archivieren auch, was ihnen wertvoll erscheint.

Während in einer Nische alte Fürth-Filme liefen und in einem Vortragssaal Fürth-Wissen vermittelt wurde, lieferte eine kleine Ausstellung einen Eindruck von den Schätzen, die sich bei diesen Privatleuten befinden. An einer Wand gab es ein Wiedersehen mit alten Holzkleiderbügeln, die einst in vielen Fürther Schränken hingen: von der Reinigung Schradin, von Hofmann & Wagner, dem "Haus der guten Herren- und Knabenkleidung", von Fiedler und Wöhrl. Alte Rechnungen, etwa vom Zimmermann Georg Fridriech Hofmann oder vom Schmiedmeister Wilhelm Conrad, waren in einem Schaukasten zu bestaunen, neben teils 100 Jahre alten Fürther Publikationen.

Gesucht werden alte und nicht ganz so alte Fotografien

Die "Ortspolizeiliche Vorschrift für die Prüfung und Überwachung von Starkstromanlagen" von 1916 wurde ebenso bewahrt wie die Satzung des Gesangsvereins "Aurora", ein "Textbook", mit dem Fürther nach dem Zweiten Weltkrieg Amerikanisch lernen konnten, oder Sterbebücher des Klinikums. Man sieht an den Ausstellungsstücken: Was ein Wiki stark macht, sind Menschen mit ihren unterschiedlichen Interessen.

Mehr von ihnen werden gebraucht, damit dieses Archiv nicht aufhört, weiterzuwachsen. Ehrenamtliche Autoren, die ihr "Inselwissen" mitbringen, werden genauso gesucht wie Menschen, die Fotos aus Fürth besitzen – alte Fotografien und nicht ganz so alte. "Geschichte wird jeden Tag geschrieben", sagt Kamran Salimi vom Trägerverein. Was heute noch recht neu wirkt, wird in 50 Jahren alt sein. Und wertvoll für Menschen, die dann mehr wissen wollen über das Fürth, das uns noch ganz nah ist. Die Fotos muss übrigens niemand hergeben: Die FürthWiki-Macher können sie direkt vor Ort einscannen.

Dass manche Gäste den Tag nutzten, um Fundstücke mitzubringen oder Hilfe anzubieten, freute das Team besonders. So haben sie jetzt etwa in Aussicht, das Archiv des TV Fürth 1860 zu digitalisieren. Jede Menge Stoff fürs Wiki.

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