Zirndorf: Mittelschule braucht Platz - schon wieder

27.11.2019, 21:00 Uhr
Zirndorf: Mittelschule braucht Platz - schon wieder

© Thomas Scherer

Im Februar 2016 war es, da lud die Mittelschule zum Tag der offenen Tür. Stolz präsentierte man den gut sechs Jahre lang generalsanierten, erweiterten und mit einer neuen Turnhalle ausgestatteten Komplex. Gerade einmal dreieinhalb Jahre später meldete Rektor Helge Kuch, im zweiten Schuljahr in Zirndorf tätig, jetzt während der Etatberatungen im Stadtrat bereits Nachbesserungsbedarf an: Die Schule habe zwei Klassenzimmer zu wenig, es fehle zudem an einer zweiten Küche. Ein entsprechender Anbau sei kein Luxus, sondern absolute Notwendigkeit, um den Schülern gerecht zu werden, sagt Kuch.


Walter Liebel, SPD-Stadtrat und bis 2010 Leiter der Mittelschule, findet den neuerlichen Platzmangel sehr ärgerlich. In der Planungsphase habe er die Regierung von Mittelfranken als Zuschussgeber stets darauf hingewiesen, dass weiter von anhaltend hohen Schülerzahlen auszugehen sei. „Doch meine Prognosen sind angezweifelt worden, in Ansbach rechnete man mit rückläufigen Zahlen.“ Er hätte das neue Raumkonzept auf 24 Klassenzimmer ausgelegt – tatsächlich hat die Schule heute 19. 


Zweite Küche in Wintersdorf

Auch aus der zweiten Schulküche wurde nichts. Schließlich konnte und kann die Mittelschule noch auf die Einrichtung in der damals noch als Teilhauptschule laufenden Einrichtung in Wintersdorf ausweichen. Dorthin waren mangels Platz am eigentlichen Standort ohnehin stets mehrere Klassen ausgelagert. 

Doch über kurz oder lang steht diese Küche nicht mehr zur Verfügung: Sobald der angrenzende Neubau für den Kindergarten der Awo steht, dessen Bau in Kürze beginnen soll, wird die Grundschule zum Hort umfunktionier; dann ist es mit der Ausweich-Schulküche vorbei. So greift eins ins andere. 


Liebel sieht sich in seinen ursprünglichen Prognosen bestätigt: Die Zahlen sind die gleichen wie 2010. Heute muss die Schule – mit etwa 450 Schülern und 20 Klassen – einen Ausweichraum als Klassenzimmer nutzen, der dafür eigentlich zu klein ist. „Wir bringen die kleinste Klasse darin unter und können nur hoffen, dass wir im laufenden Schuljahr nicht noch weitere Neuzugänge aufnehmen müssen“, sagt Schulleiter Kuch.


Vorreiter im Fach E-Learning


Differenzierungs- oder Intensivierungsmaßnahmen für einzelne Schüler oder Kleingruppen seien nicht im gewünschten Rahmen möglich. Bedauerlich findet er die Enge auch vor dem Hintergrund, dass die Zirndorfer Mittelschule im Fach „digitale Medien im Unterricht“ Modell-Charakter hat. Kollegen geben Seminare und Workshops, am 12. Dezember steht erneut eine Fachtagung für Pädagogen aus der ganzen Region auf dem Programm. „Da sind wir räumlich natürlich auch eingeschränkt.“


Kuch hat mit Stadtbaumeister Gerhard Klein schon einmal bei der Regierung in Ansbach vorgefühlt. Klein zufolge habe die Regierung weitere zwei Klassenzimmer und die zweite Schulküche auf zwei Etagen nun auch anerkannt. Ob das auch für eine dritte Etage zutrifft, die Kuch vorschwebt, um dort eine nach Möglichkeit teilbare Lehrwerkstatt und damit mehr Flexibilität im Raumprogramm für Projektarbeit zu erreichen, ist offen. 


In den nächsten drei Jahren jeweils knapp eine Million Euro: Das hatte die Verwaltung deshalb für die Mittelschule im Etatentwurf vorgeschlagen; die Stadträte wollten das so allerdings nicht mittragen. Den Bedarf, so CSU-Fraktionschef Udo Nürnberger, stelle niemand in Abrede. Doch derartige Summen ohne genauere Informationen, etwa über mögliche Zuschüsse, abzusegnen – das lehnte er ab. Vorplanungen aber sind nach Einschätzung von Stadtbaumeister Gerhard Klein unumgänglich, um in konkrete Verhandlungen mit der Regierung über die Förderfähigkeit gehen zu können. Unter anderem dafür wurden 247.000 Euro bereitgestellt.


„In einem Aufwasch hätten wir das schon vor ein paar Jahren günstiger haben können“, ärgert sich SPD-Stadträtin Elke Zahl über diese Entwicklung. Bürgermeister Thomas Zwingel sieht das Verschulden dafür bei der Regierung. „Doch die, die das damals so entschieden haben, sind nicht mehr da“, sagt er. 


Vorwürfe, die Wilfried Brehm, heute Schulrat und ab 2010 Nachfolger Liebels und als solcher Hausherr in der Mittelschule während der Bauphase, etwas relativiert: Er trat die Leitung der Zirndorfer Schule in einer Zeit an, da die Reform der Hauptschule zur Mittelschule unmittelbar bevorstand. 


Mit dem Schuljahr 2010/11 verlor Zirndorf, bis dato einziger Standort eines M-Zugs im Landkreis, der über eine zusätzliche zehnte Klasse zum mittleren Abschluss führt, dieses Alleinstellungsmerkmal. Fortan konnten Schüler in der neu formierten Hauptschullandschaft aus drei Verbünden nicht mehr nur in Zirndorf, sondern auch innerhalb der Verbünde Cadolzburg, Langenzenn, Veitsbronn sowie Oberasbach, Roßtal und Stein den M-Zug absolvieren.


Aus damaliger Sicht, so Brehm, sei die Entscheidung der Regierung, von eher rückläufigen Schülerzahlen in Zirndorf auszugehen, nachvollziehbar gewesen. Die zweite Schulküche sei stets auch Thema gewesen, doch sie stehe ja noch in Wintersdorf zur Verfügung. Dass fünf, sechs Jahre später in Zirndorf auch Deutschklassen für Kinder mit Migrationshintergrund eingerichtet würden, die vorübergehend auf bis zu vier Klassen anwuchsen – das sei damals nicht absehbar gewesen.

 

Keine Kommentare