Zogels taktischer Rückzug in die sichere Pension

12.3.2010, 00:00 Uhr
Zogels taktischer Rückzug in die sichere Pension

© Schönfeld

Für viele im Ort kam die Entscheidung überraschend. Frank Tiefel, langjähriges SPD-Mitglied und seit 2006 Chef der Seukendorfer SPD, ist bisher nur wenig auf dem kommunalpolitischen Parkett in Erscheinung getreten. »Ich war einfach beruflich zu sehr eingebunden», erklärt der 37-jährige leitende Bankangestellte. Das soll sich demnächst ändern. Tiefel rückt nämlich in den Gemeinderat nach, aus dem sein Parteifreund Lothar Wagner wie berichtet aus beruflichen Gründen ausscheidet.

»Geeigneter Mann»

Auf Nachfrage gab sich Zogel mit Blick auf die Entscheidung seiner Genossen gelassen: »Ich wollte in der Lage sein, als Bürgermeister zu gehen, wenn ich will und nicht wenn ich muss», erklärte er. Tiefel sei für ihn schon lange der geeignete Mann für seine Nachfolge gewesen. »Ein Mosaiksteinchen dazu war sicherlich mein schwerer Unfall im vergangenen Jahr. Er hat mir gezeigt, dass es Zeit für mich ist, mich mit meiner weiteren Lebensplanung zu beschäftigen.»

Noch vor zwei Wochen hatte Zogel gegenüber den FN erklärt, dass er sich vom SPD-Ortsverein wieder als Bürgermeisterkandidat nominieren lassen wolle. Jetzt beteuern SPD-Fraktionsvorsitzender Lothar Wagner, Frank Tiefel und Martin Zogel einmütig, dass es bereits seit Monaten zwischen ihnen intensive Dreiergespräche zu dem Thema SPD-Bürgermeisterkandidat gegeben habe. »Die Aussage, ich lasse mich nominieren, war eine rein rechtliche Geschichte», erläuterte Zogel.

Hintergrund dafür ist die Gesetzeslage: Das bayerische Wahlbeamtengesetz sichert einem Bürgermeister nämlich die Pensionsansprüche mit sofortiger Wirkung zu, wenn er nach zehn Jahren entweder von seiner Partei nicht mehr nominiert oder vom Volk nicht mehr ins Amt gewählt wird. »Ich wollte dazu erst eine klare Auskunft von der Rechtsaufsichtsbehörde», erläuterte der 59-Jährige jetzt seine Aussage von vor zwei Wochen.

Aus gut informierten Kreisen war zu hören, dass durchaus noch andere Gründe für einen Rückzug Zogels im Spiel waren. Einer sei die nicht immer reibungslose Kommunikation mit seiner Fraktion gewesen. Dieser Umstand trat offen zu Tage, als im Sommer vergangenen Jahres die Weichen für die künftige Abwasserentsorgung gestellt wurden. Zogel stand mit seiner Meinung allein in seiner SPD- Fraktion, als es darum ging, abzustimmen, ob künftig das Seukendorfer Abwasser nach Veitsbronn übergeleitet oder die örtliche Kläranlage modernisiert werden soll.

Abstimmung verloren

Wochenlang beschäftigte das Thema den Gemeinderat. In einer Kampfabstimmung votierte Zogel als einziger SPD-Vertreter mit der CSU für die Überleitung der Abwässer nach Veitsbronn und unterlag gegen die Stimmen seiner Fraktion und der Freien Wähler knapp. »Schön, wenn man als Fraktion mit einer Stimme spricht, aber das ist nicht zwingend. Bei uns ist jeder frei in seiner Entscheidung», kommentiert der scheidende SPD-Fraktionssprecher Lothar Wagner die Sache.

Frank Tiefel sieht das sogar als Teil der sozialdemokratischen Kultur. »Wir in der SPD sind nicht beliebig und treffen schon mal kontroverse Entscheidungen», bekräftigt der neue Bürgermeisterkandidat.

In der Bevölkerung ist der Noch-Bürgermeister durchaus als bürgernah geschätzt. »Der war sich nicht zu schade, auch mal die Müllsäcke persönlich vorbeizubringen», hört man von den Seukendorfern.

Frank Tiefel bleibt bis zum Wahltag am 4. Juli Zeit, um sich in Seukendorf bekannt zu machen. »Bisher war es meine Frau, die sich im Ort engagiert hat», erzählt er und sieht sich im Team mit seiner Frau »ein wenig als die Obamas Seukendorfs». In den kommenden Monaten wird der Abteilungsleiter einer Bank beruflich zurückstecken. Gemeinsam mit Zogel will er Veranstaltungen besuchen und Gespräche führen.