Zorniges Quartier im Hölzleshoffeld

9.11.2016, 06:00 Uhr
Zorniges Quartier im Hölzleshoffeld

© Foto: Thomas Scherer

Ziel der Kommune ist es, die künftige Bauentwicklung in dem südlich der Bahnlinie gelegenen Quartier, das von Birkenstraße, Oberem Locher Weg, Tannen- und Platanenweg begrenzt wird, zu steuern. Eine Nachverdichtung auf den im Schnitt rund 900 Quadratmeter großen Grundstücken ist künftig — zumindest mit einem Haus in zweiter Linie – nicht mehr möglich. Anbauten können jedoch realisiert werden. Ein jeweils acht Meter breiter Streifen zur Grundstücksgrenze hin soll als so genanntes „Siedlungsgrün“ erhalten bleiben.

Von zirka 130 Grundstückseigentümern haben 112 bei einer Unterschriftensammlung erklärt, dass sie die vorgesehene Festlegung der Bebauung und Nutzung der eigenen Grundstücke ablehnen. Am 21. Januar diesen Jahres hat Alfons Gottschling die Liste im Rathaus abgegeben, und trotz einer entsprechenden Nachfrage, wie er sagt, bis heute keine schriftliche Reaktion erhalten.

„Ein Verhinderungsplan“

Diese Tatsache ärgert seine Nachbarn und ihn ebenso wie der Punkt, dass der Prozess einfach weiter läuft. „Der Stadtrat soll den mehrheitlichen Willen der Bürger umsetzen und nicht dagegen regieren“, sagt Walter Schwarz. Für ihn ist der vorliegende Entwurf „kein Bebauungsplan, sondern ein Verhinderungsplan, der den Wert unserer Grundstücke reduziert“.

Dem widerspricht Architektin Brigitte Sesselmann, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Kristina Vogelsang und Landschaftsplaner Christoph Gräßle für die Stadt im Hölzleshoffeld tätig ist und den Prozess begleitet. Der Wert eines Grundstücks richte sich nach der Nachfrage und der Wohnqualität. Der Bebauungsplan erhöhe eigentlich den Wert, weil er übermäßige Versiegelung verhindere und das charakteristische Grün erhalte.

Gauben werden erlaubt

Ein weiterer Vorwurf seitens der Bürger: Weil Gauben nicht mehr genehmigt würden, sei es unmöglich, den Dachboden auszubauen und so „günstig Wohnraum zu schaffen“, sagt Gottschling. Kritik, auf die die Planer reagiert haben. Nach der ersten Auslegung der Pläne sei man einen „gravierenden Kompromiss“ eingegangen, erläutert Brigitte Sesselmann, dieser lautet: „Es kann Dachgauben geben, aber diese müssen sich unterordnen.“ Ebenfalls erlaubt: Die Häuser zur Seite und nach hinten zu vergrößern, zur Straßen hin bestehen Einschränkungen. Doch gerade die seitlichen Anbauten stoßen auf Kritik, sie veränderten den Charakter der Siedlung nachhaltig, meinen die Anrainer. So ergebe sich ein uniformes Bild, das sieht dann aus „wie in einer Kaserne“, befürchtet Gottschling.

Knackpunkt bleibt das Bauen in zweiter Reihe: Im Hölzleshoffeld gibt es bereits in einigen Fällen zwei Häuser auf einem Grundstück. Fünf solcher Nachverdichtungen fallen den Anliegern spontan ein. Es gehe nicht darum, gleich zu bauen, sagt Heinz Scheiderer. Aber man wolle sich zumindest für die eigenen Kinder „eine Option offen hallen“. Es gehe um „gleiches Recht für alle“, komme der Bebauungsplan, dann werde mit zweierlei Maß gemessen. Wenn jeder in sein Grundstück bauen würde, wie er wollte, entgegnet die Architektin, gebe es zum einen Probleme mit der Grundflächen- und Geschossflächenzahl und langfristig mit der Erschließung, die nicht mehr gesichert sei. Um diese Entwicklung zu verhindern, habe sich der Stadtrat zum Bebauungsplanverfahren durchgerungen.

Harald Renner würde in sein rund 1100 Quadratmeter großes Grundstück am Fichtenweg 19 dennoch gerne ein weiteres Haus bauen. Platz sei genug, sagt er, und – er hatte bereits einen genehmigten Bauantrag. Da über sein Grundstück aber eine Stromleitung lief, von der es hieß, sie würde entfernt, setzte er das Projekt nicht in der vorgeschriebenen Frist um. Die Leitung ist inzwischen weg, die Genehmigung für das Haus aber ebenfalls. Das Gebäude sei ursprünglich wegen eines Strommastes „ins Eck gepfercht gewesen“, erklärt Renner. Als er nun beantragte, das Vorhaben mehr in die Mitte seines Grundstücks zu rücken und in den vorgesehenen Bebauungsplan aufzunehmen, wurde sein Wunsch negativ beschieden.

Gegen Bebauungspläne im allgemeinen haben Alfons Gottschling und seine Nachbarn nichts, sagen sie. Nur: Es sei ein Manko gewesen, dass die Kommune dies beim Bau der Siedlung im Hölzleshoffeld versäumt habe. Jetzt wünschen sie sich einen Kompromiss, die Suche nach einem „gemeinsamen Nenner“. Denn eines steht für sie mit Blick auf die jetzigen Absichten der Stadt fest: „Man kann einen Fehler nicht mit einem anderen gut machen.“

Man dürfe auf Fehlern aber auch nicht weiter aufbauen, erwidert Architektin Sesselmann. Im Übrigen sei nichts festgelegt und beschlossen. Die Anwohner können mit den Planern und den Verantwortlichen der Stadt diskutieren und ihre Anregungen einbringen. Gelegenheit dazu besteht am Mittwoch, 9. November, um 18 Uhr, bei einer Informationsversammlung im Hans-Reif-Sportzentrum.

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