Hohe Frauenquote

Zukunftsträchtiges Modell: Zirndorfer Schreinerei bietet Teilzeitausbildung

7.10.2021, 21:00 Uhr
Zukunftsträchtiges Modell: Zirndorfer Schreinerei bietet Teilzeitausbildung

© Foto: Florian Burghardt

Die Quote von 13 Prozent kann man bei der Pautz Möbelmanufaktur in Zirndorf überhaupt nicht bestätigen. Hier ist aktuell die Hälfte des achtköpfigen Teams weiblich. Der Ausbildungsbereich ist sogar komplett mit Frauen besetzt: Mit Danielle Schelle (28), Nicole Quednau (37) und Julia Hochreuther (33) befinden sich derzeit ausschließlich angehende Gesellinnen im Betrieb.

"Ich strebe nicht bewusst ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis an. Ein bisschen habe ich das Thema Diversität in der Belegschaft schon im Hinterkopf. Aber alle drei haben sich im Bewerbungsverfahren mit Kompetenz durchgesetzt", versichert Schreinermeister und Firmengründer Adrian Pautz. Der 27-Jährige wisse aber um die teilweise veraltete Denkweise in seiner Zunft. Da würden immer wieder Bemerkungen fallen, die es Frauen schwer machten, Gefallen an dem Beruf zu finden, meint er.

Davon können auch die drei Auszubildenden berichten. Wenn sie zur Montage auf einer Baustelle sind, gebe es häufig komische Blicke, Getuschel hinter vorgehaltener Hand und sogar laut ausgesprochene abwertende Bemerkungen. In ihrem Betrieb sei das aber gar nicht so. Und auch allgemein würden sie Verbesserungen erkennen.


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"In der Berufsschule liegt der Anteil der Schreinerinnen bei ungefähr einem Drittel", schätzt Quednau. Sie betreibt seit elf Jahren eine Gaststätte, fühlt sich aber schon lange zur Arbeit mit Holz hingezogen und hat sich deshalb für die Schreinerausbildung entschieden. "Wahrscheinlich, weil ich aus einer Handwerkerfamilie komme", sagt sie. Ihr Lokal kann sie während der Lehrzeit weiterführen. Denn bei Pautz absolviert sie die Ausbildung in Teilzeit. Das bedeutet, dass das zweite und dritte Lehrjahr nach dem Berufsgrundschuljahr auf einen Zeitraum von drei bis vier Jahren ausgedehnt wird.

"Man lernt den Beruf quasi in Teilzeit, zum Beispiel für 20 oder 25 Stunden pro Woche und hat nebenher mehr Zeit für andere Dinge", erklären die beiden anderen Auszubildenden, auf die dieses Modell ebenfalls zutrifft.

Hochreuther ist gelernte Industriekauffrau, wollte aber nicht mehr 40 Stunden pro Woche im Büro zubringen. Ihr Vater sei Metallarbeiter, doch dieses Material rieche nicht so gut wie Holz, sagt sie lächelnd.

Neben ihrer Ausbildung ist sie bei der Zirndorfer Schreinerei in Teilzeit als Teamassistentin angestellt. Für die Erfüllung dieser Aufgaben verdient sie mehr als das Azubigehalt und kann ihre bisherige Berufserfahrung in der Büroorganisation einbringen.

"Über das Modell Ausbildung in Teilzeit mit paralleler Teilzeitanstellung kann man Mitarbeiter gewinnen, die schon ein höheres Maß an Lebenserfahrung und beruflicher Qualifikation mitbringen", erklärt Chef Pautz. Allerdings habe er gerade erst auch eine junge Gesellin übernommen, die ihre Lehrzeit direkt nach dem Schulabschluss bei ihm gemacht hat.

Auch für Schelle ist das Modell optimal. Sie hat Design studiert und sich in ihrer Bachelorarbeit dem hölzernen Produktdesign gewidmet. "Ich wollte mich aber nicht nur theoretisch mit dem Thema auskennen", erzählt sie.

In ihrer Ausbildung lernt sie unter anderem, Zuschnitte an der Plattensäge durchzuführen und an der CNC-Maschine zu fräsen. Das Wissen aus ihrem Studium kann sie während der Teilzeitanstellung zum Beispiel beim Produktdesign am Computer einbringen. Zudem kümmert sie sich um die Bereiche Marketing und Kommunikation bei der jungen Firma. Gerade weil hier alles etwas anders sei, glaubt sie, fühlen sie und ihre Kolleginnen sich als vollwertige Teammitglieder.

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