Zuzüge aus Nürnberg machen Fürth jünger

20.12.2018, 05:56 Uhr
Zuzüge aus Nürnberg machen Fürth jünger

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Wie alt, wie jung ist die Fürther Bevölkerung? Und die Nürnberger? Das haben sich die Experten vom gemeinsamen Amt für Stadtforschung und Statistik beider Kommunen vor kurzem genauer angesehen und dabei festgestellt: Die Menschen, die aus der Umgebung – aus Nürnberg oder dem Großraum – nach Fürth ziehen, haben einen positiven Effekt auf die Altersstruktur der hiesigen Bevölkerung. Sie helfen, das Älterwerden der Gesellschaft zu bremsen, das überall in Deutschland zu beobachten ist.

Grundsätzlich ist die demographische Entwicklung bundesweit vom Altern geprägt: Weil Menschen immer länger leben und gleichzeitig die Geburtenzahlen jahrzehntelang zurückgingen, werden Senioren in den nächsten Jahren einen immer größeren Anteil ausmachen. Nur durch Zuzüge können sich Städte verjüngen, heißt es in dem Bericht der Wissenschaftler. Nicht nur Fürth, auch Nürnberg gelingt es, diese Chance zu nutzen. Beide Städte ziehen insbesondere junge Menschen an. Der Unterschied: Junge Erwachsene entscheiden sich eher für Nürnberg, junge Familien mit Kindern eher für Fürth.

Das zeigt sich schon deutlich, wenn man sich allein die "Wanderungsbewegungen" zwischen Fürth und Nürnberg ansieht. Tatsächlich ziehen in den meisten Altersgruppen mehr Menschen aus Nürnberg nach Fürth als umgekehrt. Auffällig aber ist, dass Nürnberg die größte Zugkraft auf Fürther Anfang und Mitte 20 ausübt – Fürth dagegen auf Nürnberger, die wenige Jahre älter sind. Die Forscher halten fest: Nürnberg gewinnt junge Erwachsene – und verliert vor allem Familien mit Kindern unter 5 Jahren. Im Vergleich beider Städte, heißt es im Bericht des Statistikamts, "haben die Wohnortwechsel derzeit eher einen positiven Effekt auf das Durchschnittsalter der Stadt Fürth". Insgesamt machten 2017 die Umzüge aus Nürnberg 28,8 Prozent der Zuzüge in die Kleeblattstadt aus.

Angesehen haben sich die Wissenschaftler auch, wie viele Menschen aus dem Umland – also aus Erlangen und Schwabach sowie den Landkreisen Nürnberg-Land, Fürth, Erlangen-Höchstadt und Roth – sich für die Kleeblattstadt als Wohnort entscheiden. 18,1 Prozent aller Zuziehenden kamen 2016 aus der Region. Wieder sind es auffällig viele junge Erwachsene bis etwa 30, die sich in Fürth oder Nürnberg eine Wohnung suchen. Bei den 30- bis 45-Jährigen hingegen verlieren beide Städte Einwohner ans Umland. Ab dem 45. Lebensjahr sind Zu- und Fortzüge nahezu ausgeglichen. Erlangen mit seiner Universität wiederum steht bei 18- bis 25-Jährigen hoch im Kurs.

Den Zuzügen sei es zu verdanken, dass der Alterungsprozess in den Städten noch nicht so sehr zu spüren ist wie in ländlichen Gegenden, betonen die Forscher. Während in Nürnberg, Fürth und Erlangen wenigstens 20 Prozent der Einwohner im jungen Erwachsenenalter sind, sind es in den Landkreisen nur 16 Prozent. Die Wanderungsdynamik aber werde wohl abnehmen, so die Prognose der Experten, auch weil Neubauprojekte nicht mehr im gleichen Maße verwirklicht werden könnten.

An der Altersstruktur der Fürther Bevölkerung lassen sich auch die großen Wendepunkte der demografischen Entwicklung in Deutschland erkennen. Bei den ältesten Fürthern etwa sind die Folgen des Zweiten Weltkriegs noch zu sehen: Deutlich mehr Frauen als Männer gibt es im hohen Alter.

Dem Geburtentief während der Wirtschaftskrise und nach dem Zweiten Weltkrieg folgte in den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs der Babyboom: Zwischen 1954 und 1969 waren die Geburtsjahrgänge besonders stark. Danach sanken die Geburtenzahlen, auch dank der Pille. Große Jahrgänge gab es erneut, als die Babyboomer selbst Eltern wurden. Die Kinderzahl je Frau aber ging immer weiter zurück und hat erst in den letzten Jahren wieder leicht zugenommen.

In naher Zukunft wird die Gruppe der über 60-Jährigen in Fürth stark wachsen, wenn auch die Babyboomer ins Ruhestandsalter kommen. Mittelfristig wird der Alterungsprozess auch in den Großstädten ankommen, prophezeien die Wissenschaftler: Denn wenn es weniger jüngere Menschen gibt, sinkt auch das Zuzugspotenzial.

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