Zweite Auflage für die Jüdischen Filmtage in Fürth

13.2.2016, 21:00 Uhr
Zweite Auflage für die Jüdischen Filmtage in Fürth

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Der Start war ein Erfolg. Mehr noch. Die Erstauflage der Jüdischen Filmtage vor einem Jahr, sagt Tobias Lindemann vom Babylon-Kino in Fürth, „sprengte alle Erwartungen“. Ob 2015 das mutige Thema – Homosexualität in Israel – möglicherweise besondere Zugkraft hatte, wird sich nun zeigen. Für Daniela Eisenstein, Direktorin des Jüdischen Museums Franken, lag das neue Motto auf der Hand: „Fremdsein steht im Fokus, das ist im Grunde natürlich ein globales Thema. Wir beziehen es allerdings auf Israel, dort ist die Geschichte der Einwanderung eine andere als hier.“

Ausgesucht wurden aktuelle Spielfilme, Dokumentationen und eine Komödie. Etwas Besonderes, so Lindemann, der in erster Linie für die Auswahl verantwortlich war, ist zum Beispiel der semi-dokumentarische Film „Our Children – Unsere Kinder“ von 1948. Es war die letzte Spielfilmproduktion in jiddischer Sprache in Polen. Kinder, die die Shoa überlebten, spielen mit einem Comedy-Duo eine Geschichte nach und erleben spürbar „die befreiende Kraft, die von Musik und Tanz“ ausgehen kann.

Erst im vergangenen Jahr hatte dagegen der Spielfilm „Son of Saul“ Premiere, der in Cannes den Preis der Jury gewann. „Unsere Anfrage hat anscheinend dazu beigetragen, dass dieser kontrovers diskutierte Film deutschlandweit in die Kinos kommen wird“, erklärte Lindemann. In Fürth wird es dazu eine Einführung und ein Filmgespräch zur Darstellung der Shoa im Spielfilm mit Professor Sven Kramer von der Leuphana Universität Lüneburg geben.

Wie bunt die Filmlandschaft in Israel ist, machen so unterschiedliche Beiträge wie „Next to her“ und „Atomic Falafel“ deutlich. Während es in dem einen unter anderem um die sexuelle Selbstbestimmung von Behinderten geht, dreht sich der andere um die Freundschaft eines israelischen Mädchens mit einer jungen iranischen Rapperin. Gemeinsam gelingt es ihnen, einen atomaren Krieg zwischen Israel und Iran zu verhindern. „Das wird mit leichter Hand erzählt, fast schon überdreht.“

Ein Beitrag ist auch für die Festival-Verantwortlichen bis jetzt ein unbeschriebenes Blatt: Die aktuelle Neuverfilmung von „Das Tagebuch der Anne Frank“ feiert gerade Weltpremiere bei den Berliner Filmfestspielen und wird im März in die deutschen Kinos kommen. Tobias Lindemann ist zuversichtlich: „Die 15-jährige Schauspielerin Lea van Acken dürfte der Rolle der Anne Frank sehr gut gewachsen sein.“ Neben ihr werden renommierte Darsteller wie Martina Gedeck und Ulrich Noethen zu sehen sein.

Auf dem dichten Programm stehen aber auch Dokumentationen wie „Raise the Roof“. Ein „sehr sinnlicher, sehr beeindruckender Film“, der die Erinnerung an brutal zerstörte jüdische Kultur weckt. Das breite Spektrum der Beiträge stehe für den Grundtenor des Jüdischen Filmfestivals, machte Daniela Eisenstein klar: „Wir wollen die Vielfalt des jüdischen Lebens zeigen und dabei geht es nicht zuletzt darum, bestimmte Stereotypen aufzubrechen. Das ist auch im Museum ein wesentliches Thema.“ Das Medium Film sei besonders gut für diese Aufgabe geeignet, weil es „die Menschen auf sehr direkte Weise berührt“.

Erstmals wird es nun neben den bekannten Vorverkaufsstellen auch im Babylon-Kino die Möglichkeit geben, ab 24. Februar (15 Uhr) Karten für alle Vorstellungen zu kaufen. Trotz des Erfolgs der Kooperation sprachen sich Daniela Eisenstein und Tobias Lindemann für eine Ausweitung des Festivals aus: „Das ist eine sehr schöne Größe, weil der Kontakt zum Publikum eng ist und die vertraute Atmosphäre kein Gefühl von Anonymität aufkommen lässt, sondern einen regen Austausch erlaubt.“ Daniela Eisenstein hat deshalb aber noch einen wichtigen Tipp: „Unbedingt Plätze für den kosher-style Brunch am 28. Februar vorbuchen, das ist sonst ganz schnell komplett besetzt.“

www.juedische-filmtage.de

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