Zwischen Frauenmantel und Josefskraut

22.4.2013, 16:00 Uhr
Zwischen Frauenmantel und Josefskraut

© Hans-Joachim Winckler

Als das Wetter gegen Mittag besser wurde, schauten deutlich mehr Pflanzenfreude vorbei, um eigene grüne Schätzchen zu spenden und dafür die eine oder andere Pflanze mitzunehmen. Besonders viele Töpfe waren es nicht, die auf Bänken in einer Gartenecke abgestellt wurden. Doch wer schaute und nachfragte, der entdeckte zwischen Bärlauch, Silberblatt und Frauenmantel dann doch etwas für sich und trug es nach Hause, um es dort großzuziehen.

Der Garten bot auch einen anregenden Rahmen für Fachsimpeleien rund um die Themen Herkunft, Aufzucht und Pflege der mitgebrachten Gewächse. Zugleich freuten sich die Besucher über neue gärtnerische Herausforderungen. Ulla Peters-Müller zum Beispiel war sehr froh über ihren Frauenmantel und den letzten Ysop, den sie ergattert hatte. Die auch als Josefskraut bekannte Gewürz- und Heilpflanze passe hervorragend in ihre Kräuterspirale.

Die 62-Jährige bewirtschaftet mit ihrer Familie seit fast 40 Jahren einen Garten in Ronhof in der Nähe der Spielvereinigung und nutzt die jährliche Tauschbörse, so oft sie kann. So erinnert sie sich gut an Jahre, als der Platz auf den Gartenbänken für die vielen Spender-Pflanzen nicht ausreichte.

Das war an diesem Samstag anders, doch dafür wurden besondere Pflanzen bewundert und gewürdigt. So wussten es andere Pflanzenliebhaber sehr zu schätzen, dass Hobbygärtnerin Peters-Müller einen weißblühenden gefüllten Flieder mitgebracht hatte. Auch zwei Apfelbäume bot sie dem Bund Naturschutz an — was Reinhard Scheuerlein als Vorsitzender der Kreisgruppe ebenso gern hörte wie Doris Weininger und die freiwilligen Helfer.

Schließlich gab es zu diesen Bäumen sogar eine Geschichte: Die bewurzelten Reiser hatten laut Peters-Müller Bauern aus der Gegend um Fürths Partnerstadt Limoges zu einem der ersten Apfelmärkte nach 2001 mit nach Fürth gebracht. Einige davon hatte sie in ihrem Garten gepflanzt, wo sie in der Zwischenzeit gediehen sind. Einer der nun kräftigen jungen Bäume wurde bereits nach Stein versetzt. Über mögliche Standorte für zwei weitere Apfelbäume französischer Herkunft wurde in der Runde angeregt diskutiert – und unter anderem der Südstadtpark vorgeschlagen.

Tauschbörsen-Besucherin Isolde Pfeiffer wiederum suchte gezielt nach einer gelb blühenden Zierpflanze, einer Gemswurz. Doch eine solche hatte niemand abgegeben. Scheuerlein notierte sich ihre Telefonnummer und sagte zu, Bescheid zu geben, falls jemand zufällig noch eine Gemswurz bringen sollte. „Das hier ist eben keine Massenveranstaltung, sondern ein Handelsplatz, der von Angebot und Nachfrage lebt“, so der Naturschützer, der die Umstehenden auch gleich auf einen Zilpzalp aufmerksam machte, der sich wie andere Kleintiere auch im Garten offenbar sehr wohl fühlt.

Scheuerlein berichtete, dass im vergangenen Jahr sehr viele Zimmerpflanzen abgegeben wurden. Davon aber gab es heuer kaum welche. Immerhin entdeckte Claudia Oehm gleich zwei Akeleien im Topf. Die 44-Jährige hatte sich nicht vom Regen davon abhalten lassen, zur Pflanzenbörse zu radeln. „Ich freue mich schon sehr darauf, meine Dachterrasse mit vielen blühenden Blumen auszugestalten“, sagte sie. Und versicherte, im nächsten Jahr Ergebnisse ihrer Pflanzenzucht zum Tausch vorbeizubringen. Auch sie dankte den Organisatoren der Aktion mit einer Spende, die sie in die Sammelbüchse steckte.

So war die 18. Pflanzentauschbörse der Fürther nicht die erfolgreichste. Doch sie brachte einmal mehr Gespräche, Geschichten und Grün in Häuser und Gärten derer, die blühende Besonderheiten schätzen und viel Freude daran haben, sie gedeihen zu sehen.

 

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