Für besseres Klima

"Gärten des Grauens": Fränkische Stadt bietet jetzt 5000 Euro für drastischen Schritt

Alice Vicentini

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31.5.2023, 17:42 Uhr
Ästhetische Steinwüsten, auch sogenannte "Gärten des Grauens".

© Arnulf Hettrich via www.imago-images.de Ästhetische Steinwüsten, auch sogenannte "Gärten des Grauens".

Ein akkurates Betonbett und darin ein Meer kleiner Steine: Schottergärten sind vielerorts sehr beliebt. Sie gelten als weniger arbeitsintensiv als ein Vorgarten voller Blumen und Sträucher. Für Artenvielfalt und Mikroklima sind die Steinwüsten aber ein schlimmer Trend. "Da findet ein Flächenverbrauch im Kleinen statt", sagt Stefan Petzold vom Naturschutzbund (Nabu) der "Deutschen Presse Agentur" (dpa). Durch die Versiegelung könnten keine Pflanzen mehr wachsen, in der Folge fehle es Insekten und Vögeln an Nahrung.

Der Boden als eigentlich artenreichstes Biotop in Europa verliere dort ohne Not seine Funktion und werde über Jahre unbrauchbar, sagt der Biologe Ulf Soltau. Das sei umso dramatischer, da Gärten und Siedlungsbereiche mittlerweile unsere artenreichsten Orte darstellten. Auf kleiner Fläche seien hier sehr viele verschiedene Lebensraumtypen vorhanden.

Soltau hat vor einigen Jahren die "Gärten des Grauens" ins Leben gerufen. Auf mehreren Social-Media-Plattformen sammelt er Bilder von Schottergärten und plädiert für den Naturgarten. "Unsere Artenvielfalt außerhalb der Städte ist inzwischen so drastisch zurückgegangen, dass unsere Städte und Kommunen als Biodiversitäts-Hotspot gelten", sagt er. Doch: "Wo keine Pflanzen wachsen, wird sich auch kein Tier wohlfühlen." Allgemeiner Artenverlust sei die Folge.

Fränkische Kommune geht gegen Schottergärten vor

Schon seit einiger Zeit mehrt sich der Gegenwind. Baden-Württemberg verbot 2020 die Neuanlage von Schottergärten, in mehreren weiteren Bundesländern und Gemeinden sind sie ebenfalls nicht erlaubt.

Jetzt geht auch Kitzingen gegen die beliebten Schottergärten vor. Die Stadtfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat ein Förderprogramm beantragt, um Flächenentsiegelung, Nachbegrünung und Biodiversität zu fördern. "Der Antrag wurde in der Stadtratssitzung am 25. Mai mit großer Mehrheit angenommen und wird umgesetzt", heißt es auf der Webseite der Kitzinger Grünen.

Um das Mikroklima und die Biodiversität im bebauten Stadtgebiet von Kitzingen und den Ortsteilen zu verbessern, sollen Bürger für die freiwillige Entsiegelung und Nachbegrünung von versiegelten Flächen belohnt werden. Die Förderung beträgt pauschal bei versiegelten Flächen 20 Euro pro Quadratmeter bzw. fünf Euro bei teilversiegelten Flächen, wie beispielsweise wassergebundenen Wegen, Schotterflächen und Kiesflächen. Höchstgrenze pro Maßnahme liegt bei 5000 Euro. Mögliche Zuschussempfänger sind "Grund- und Hauseigentümer, Verbände und Unternehmen oder sonst dinglich Verfügungsberechtigte". Um die Förderung zu erhalten, ist es erforderlich, dass heimische Arten gepflanzt werden, die die Biodiversität, den Nahrungsraum für Bienen, Schmetterlinge und Insekten fördern. Eine Auswahl an geeigneten Pflanzen finden Sie unter diesem Link aufgelistet.