„Gesellschaftliches Engagement kann schon in der Schule beginnen“

23.11.2013, 00:00 Uhr
„Gesellschaftliches Engagement kann schon in der Schule beginnen“

© privat

Frau Bergmann, Zontians gelten vereinfacht gesprochen als weibliches Pendant zu den Rotariern, also nicht gerade als Vertreterinnen problematischer Schichten.
Der Bezug zu Gewalt gegen Frauen ist da auf den ersten Blick nicht erkennbar.

Gabriele Bergmann: Die 1919 gegründete Zonta-Bewegung mit inzwischen gut 31 000 Frauen weltweit hat sich zum Ziel gesetzt,
die Stellung der Frau in rechtlichen, wirtschaftlichen und beruflichen Belangen zu verbessern. Wir schauen übrigens bei Neuaufnahmen nicht auf den Geldbeutel, aber wir erwarten schon gesellschaftliches Engagement. Und da gehört es dazu, der Gewalt entgegenzuwirken.
Wir leben unseren Anspruch vor, indem wir uns gegenseitig als Freundinnen helfen und im Beruf wichtige Netzwerke bilden.

Wie wollen Sie die Gewalt stoppen?
Bergmann: Wir schaffen Bewusstsein. So hat sich erst kürzlich ein Zonta-Kongress mit dem Thema Zwangsprostitution befasst. Wir Zonta-Frauen unterstützen finanziell die Arbeit von Frauenhäusern oder von Streetworkerinnen. Wir haben in Erlangen einige Projekte, die wir seit vielen Jahren unterstützen. Dabei geht es auch um das Wohl von Kindern.

Also informieren Sie sich und spenden.
Bergmann: Zonta-Engagement ist ein bisschen mehr als Vorträge hören und den Geldbeutel öffnen. Wir veranstalten seit 17 Jahren beim Altstadtfest eine Tombola, und der Erlös kommt Demenzerkrankten und betreuenden Familienangehörigen zugute. Die Zonta-Clubs in Nürnberg und Herzogenaurach sind ebenfalls recht einfallsreich, was Hilfsprojekte angeht. Wir sind in Erlangen 43 Frauen im Alter zwischen 29 und 84 Jahren, die mit viel Enthusiasmus Preise für die Tombola sammeln. Außerdem organisieren wir auch Benefizkonzerte.

Jetzt spricht die Gymnasiallehrerin für Musik und Ethik?
Bergmann: Ja, ich sehe mit Freude, wie sich junge Menschen engagieren und in Konzerten ihren Beitrag leisten können, anderen zu helfen. „Kinder spielen für Kinder“, solche Aktionen motivieren den Nachwuchs. Wir von Zonta haben mit dem Erlanger Kammerorchester und der Bürgerstiftung im Sommer mehr als tausend Menschen in die Lades-Halle gebracht. Und im Jugendorchester saß auch ein Kind, das von diesen Spenden profitiert. Schule kann gesellschaftliches Engagement vorleben.

Nun haben Sie den Vorteil, dass Sie am musischen Christian-Ernst-Gymnasium lehren, wo es ständig Nachwuchs an musikalischen Kindern gibt.
Bergmann: Das ist wunderbar, ich sehe es aber auch als Auftrag. Das Jugendsinfonieorchester besteht aus 95 Mitgliedern einschließlich seltener Instrumente wie zum Beispiel Horn, Fagott und Tuba. Daneben gibt es drei weitere Orchester und acht Chöre an der Schule. Mir ist es wichtig, dass der Nachwuchs auch außerhalb der Schule bei verschiedenen Veranstaltungen in der Stadt seine Bühne hat.

Also „netzwerken“ Sie, mal als Musikpädagogin, mal als Zonta-Präsidentin?
Bergmann: Beruf und Ehrenamt ergänzen sich manchmal. Für alle Seiten ist es von Vorteil, wenn die Schule in der Stadt präsent ist. Bildung hört eben nicht auf, wenn der Unterricht vorbei ist, „Herzensbildung“ ist das Stichwort. Inzwischen sind wir stark gefragt. Unsere Ensembles spielen zum Beispiel bei der „Woche der Brüderlichkeit“, beim „Friedensweg“, in Altenheimen, Kliniken und bei Vernissagen. Dafür bekommen die Musiker mal ein Geschenk, mal einen Büchergutschein. Ich beobachte, dass es die Kinder und Jugendlichen stärkt, in der Öffentlichkeit zu stehen, außerdem macht es ihnen großen Spaß.

Sind musizierende Kinder intelligenter als andere?
Bergmann: Da zerbrechen sich Wissenschaftler schon lange den Kopf. Ich sehe das pragmatisch: Musiker müssen aufeinander hören. Chor und Orchester fördern sicher die soziale Intelligenz, auch weil verschiedene Altersgruppen gemeinsam Stücke erarbeiten. Und zur Musik gehört immer auch Disziplin. Deshalb freue ich mich über die Musik-Initiativen für die Grundschulen.

Was passiert am Uno-Tag gegen die Gewalt an Frauen im Christian-Ernst-Gymnasium?
Bergmann: Kinder und Jugendliche haben Informationen zum Thema gesammelt und auf Plakaten zusammengestellt, andere haben Skulpturen geschaffen, mit denen sie auf die Probleme aufmerksam machen. Am 25. November werden wir diese Ausstellung zeigen, dazu gibt es ein Konzert.

Die Homepage der Zonta-Frauen: www.zonta-erlangen.de
 

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