Gewaltige Army-Übung: So läuft "Defender Europe" in Franken

22.2.2020, 16:52 Uhr
Gewaltige Army-Übung: So läuft

© Karsten Klama/dpa

Inzwischen ist in Norddeutschland die heiße Phase der Truppenbewegungen gestartet: Nach mehrwöchiger Fahrt über den Atlantik treffen die ersten Panzer und anderes Gerät von rund 19.000 Soldaten aus den USA in Bremerhaven ein. Von dort werden Material und Truppen über Straßen und Schienen transportiert. Dass Panzer über die Straßen rollen, ist nicht geplant.

Die Phase eins dauert bis April. In dieser Zeit wird das US-Material aus Depots in Deutschland und Belgien auf Truppenübungsplätze in Bergen in Niedersachsen und Grafenwöhr sowie später nach Polen an den Militärflugplatz Powidz, 250 Kilometer westlich von Warschau, verlegt. Die Phase zwei dauert von Ende Februar bis Anfang Mai 2020. Dann wird das Personal und weiteres Material von den USA nach Europa verlegt. Besonders am Nürnberger Flughafen werden am Anfang März etliche Militärmaschinen landen. In Grafenwöhr ist geplant, 10.000 zusätzliche Soldaten in Zelten und Baracken provisorisch unterzubringen, weil die vorhandenen Unterkünfte nicht reichen.


Gewaltige Übung mit Panzern: US-Army zieht durch Franken


Auch Katterbach bei Ansbach spielt eine Rolle. Dort sollen etliche Hubschrauber auf die Bahn verladen werden. Die Phase drei dauert von Ende April bis Ende Mai. Material und Truppen werden aus Deutschland nach Polen verlegt. Ende Mai 2020 findet auf dem Truppenübungsplatz Bergen in der Lüneburger Heide eine Abschlussübung statt, an der auch die Bundeswehr teilnehmen wird. Die Rückverlegung dauert von Ende Mai bis Juli 2020. Die Streitkräfte der USA und Deutschlands kehren wieder an ihre Heimatstandorte zurück.

Staus und Behinderungen auf der Straße

Mit Staus und Behinderungen auf den Straßen wird zu rechnen sein – obwohl die Streitkräfte keine Auswirkungen auf den Personenverkehr der Bahn erwarten. Um die Belastung für die Bevölkerung zu minimieren, soll der Großteil der Transporte nachts zwischen 22 und 6 Uhr rollen. "Wenn es gut geht, wird man es nicht bemerken", sagte Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis der Bundeswehr.

Allein für Bayern sind 20 Truppenbewegungen geplant. Besonders auf der Route vom Nürnberger Flughafen nach Grafenwöhr über die A9 dürften etliche Konvois unterwegs sein. Insgesamt nehmen an der Übung rund 37.000 Soldaten teil, davon knapp 19.000 US-Soldaten. 19 Nationen sind beteiligt. Etwa 33.000 Fahrzeuge, Anhänger und Container werden bewegt, mindestens 450 Panzer verladen, und an 48-Konvoi-Tagen sind insgesamt bis zu 100 Bahntransporte geplant. Die Bundeswehr unterstützt die US-Truppenverlegung mit bis zu 1500 Soldaten und beteiligt sich mit bis zu 4000 Soldaten an den eigentlichen Manövern. Für Sicherheitsvorkehrungen ist die Landespolizei auf der Straße zuständig, Feldjäger begleiten die Transporte, auch um die Kommunikation zu erleichtern. 

Russland nimmt Aktion in den Blick

International wird "Defender 2020" genau beäugt. Mindestens 56 Nationen – darunter Russland und Weißrussland – wollen die Aktion mit Übungsbeobachtern in den Blick nehmen. Im Bundesverteidigungsministerium erklärt man, die Übung sei längerfristig angelegt. "Sie ist nicht gegen Russland gerichtet“, betont etwa Generalleutnant Schelleis. In Grafenwöhr bereitet sich der Stab schon seit zwei Jahren auf die Übung vor. Die Verantwortlichen richten ihr Augenmerk auf die technische Abstimmung mit den beteiligten Partnern wie etwa die Kompatibilität der Kommunikationsverbindungen.

Im Kern geht es auch um die Frage, wie schnell eine in den USA stationierte Division an einen Punkt in Europa verlegt werden kann. Das Manöver sei auch als eine Folge der neuen russischen Expansionspolitik zu verstehen, heißt es in einem Schreiben der Verteidigungsministerin. "Die Veränderung der sicherheitspolitischen Lage seit 2014 mit einer möglichen Bedrohung der Sicherheit, insbesondere unserer Bündnispartner in Osteuropa, erfordere von der Nato die Fähigkeit, starke militärische Kräfte schnell verlegen zu können, schreibt Annegret Kramp-Karrenbauer. 

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