Gift für ein ganzes Dorf

5.6.2007, 00:00 Uhr
Gift für ein ganzes Dorf

© Oberth

«Wir sind von Anfang an hintergangen worden», sagt Ortssprecher Johannes Maibom. Ein Fehler sei es schon gewesen den blumigen Erzählungen über die Rekultivierung der Tongrube Glauben zu schenken, erinnert er sich an den März im Jahr 2003. Damals hatten Vertreter der Ingolstädter Recycling-Firma BSR im Gemeinderat die Pläne dazu vorgestellt.

Tatsächlich ist die Tongrube, die über 30 Jahre ausgebeutet wurde eine regelrechte Wunde in der Landschaft. Zehn Hektar Fläche umfasst das Gelände, sieben Hektar gehören der Firma BSR. Den Bewohnern wurde damals eine reine Rekultivierung zugesichert, bei der nur Erdaushub sowie sortierter und unbedenklicher Bauschutt zum Einsatz kommen sollte.

Doch dann kam alles ganz anders. Anwohner hatten ab Januar 2006 zu ihrem Erstaunen mit angesehen, wie keineswegs Erdaushub, sondern Gleisschotter abgeladen wurde. Stutzig machte die Oberniederndorfer zudem, dass statt der angekündigten fünf oder sechs Lkw am Tag immer mehr kamen. «Am Schluss waren es zwischen 30 und 40 Ladungen, die täglich abgekippt wurden», erzählt Beobachter Wilhelm Götz. Der Schock folgte vor einem Jahr: Aus dem Schotterberg lief eine stinkende, ölig schimmernde Brühe. Fachleute warnen seither vor der Gefahr, dass bei der Vergärung von Pflanzenanteilen problematische Stoffe in das Grundwasser gelangen könnten. Mit verheerenden Folgen für die Bevölkerung, denn die Wasserversorgung erfolgt hier ausschließlich über Hausbrunnen.

Seitdem tobt ein erbitterter Streit darüber, ob das Material aus der Tongrube wieder entfernt werden muss oder nicht. Inzwischen liegt das Verfahren beim Verwaltungsgerichtshof in München, eine erste Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht Ansbach wurde ohne Ergebnis vertagt. Zwischenzeitlich hatten mehrere Gutachter ihr Urteil abgegeben. Je nach Auftraggeber kamen sie zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

«Um die Ohren gehauen»

Am Ansbacher Gericht sah sich Richter Rainer Stumpf nicht in der Lage, ein Urteil zu sprechen. Er habe «selten erlebt, dass sich Gutachter ihre Gutachten so um die Ohren hauen». Stumpf kündigte an, noch einige Fragen klären zu lassen, um dann eine Entscheidung zu treffen, die er als «völlig offen» bezeichnete. Solche Worte lassen bei den Betroffenen alle Alarmglocken klingeln. Denn Dorfbewohner wie Maibom fürchten, dass neben ihren Häusern jetzt «jahrzehntelang eine Bedrohung für unsere Wasserversorgung liegen bleibt».