Abenteuer mit Ausblick aus dem 43. Stock

24.1.2015, 07:00 Uhr
Abenteuer mit Ausblick aus dem 43. Stock

Die 22-jährige Gunzenhäuserin machte dort allerdings keinen Urlaub, die Gewerbekundenspezialistin der Raiffeisenbank Weißenburg-Gunzenhausen durfte als Praktikantin der DZ Bank in Singapur einen Blick hinter die Kulissen des Bankwesens in Südostasien werfen und lernte die Abläufe in einem großen Unternehmen kennen.

Es war ihr Wunsch, sich nach der Ausbildung zur Bankkauffrau und der berufsbegleitenden Weiterbildung zur Bankfachwirtin und zertifizierten Gewerbekundenspezialistin einmal den Wind um die Nase wehen zu lassen und Auslandserfahrung zu sammeln. In einem Gespräch mit ihrem Chef, Vorstandsvorsitzendem Wilfried Wiedemann, der sie bei ihrem Vorhaben gern unterstützte, wurde schnell die Idee geboren, Kontakt mit der weltweit agierenden DZ Bank aufzunehmen. Die DZ Bank ist die große Partnerin der Genossenschaftsbanken mit Sitz in Frankfurt am Main. Dorthin richtete Kim Adolphs eine Bewerbung um einen Praktikumsplatz – in englischer Sprache.
Bald schon stand die junge Gunzenhäuserin vor der Wahl: New York, Hongkong oder Singapur? Letzteres sollte es schließlich werden, „in Asien war ich noch nie“, erklärt Kim Adolphs. Überhaupt war sie noch nie alleine so weit weg, doch auch die Eltern ließen sich sofort von den Plänen der Tochter begeistern. Über das Internet fand sie eine Wohnung in einem sogenannten Condominium – ein Hochhaus, in dem vom Fitnessstudio bis hin zum Pool alles zu finden ist – , die sie sich mit zwei Mitbewohnern teilte. Und für die sie mit 1000 Euro Miete im Monat ganz schön tief in die eigene Tasche greifen musste.

Dann ging es auch schon los, das Abenteuer Ausland, für das sie von ihrem Arbeitgeber freigestellt wurde: Nach gut elf Stunden Flugzeit landete Kim Adolphs in Singapur und damit in einer völlig anderen Welt. Hochhäuser so weit das Auge reichte und ein wahrer Schmelztigel der unterschiedlichsten Kulturen. Auf der Straße trifft man Engländer, Franzosen, Deutsche und Italiener, die dort für große Unternehmen tätig sind. Der Stadtstaat ist aber vor allem Heimat für Inder, Malaien, Chinesen, Koreaner und Japaner – und „alle bringen ihr Essen mit“, berichtet die Bankmitarbeiterin lächelnd: „Ich habe alles mal probiert!“
Denn der tägliche Gang in ein „food-court“ ist ein Muss in Singapur. Hier kann man zu erschwinglichen Preisen zu Mittag essen, und die Pause musste Kim Adolphs nie allein verbringen. Vielmehr wurde sie von ihren Kollegen der DZ Bank unter die Fittiche genommen. „Jeder Mittag war verplant, und sie gaben mir viele Tipps, was ich mir unbedingt anschauen sollte“.

Kontakte zu knüpfen, fiel der sympathischen 22-Jährigen auch außerhalb der Arbeit (Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr) nicht schwer. Zum einen war sie viel mit ihrem deutschen Mitbewohner unterwegs, zum anderen werden eigens Partys für Austauschschüler veranstaltet. Insgesamt machte sie nur positive Erfahrungen: „Alle waren sehr freundlich und nett.“ Angst um ihre Sicherheit hatte die  Deutsche nie, egal ob Bus oder  U-Bahn, „alles ist sehr gut organisiert, und in der ganzen Stadt ist es sehr sauber.“ Singapur, das wird in vielen Bereichen deutlich, ist ein sehr reiches Land, das viel in seine Infrastruktur investiert.

Da Englisch die Hauptsprache ist, gab es auch keine Verständigungsschwierigkeiten, auch wenn sie die  zum letzten Mal in der Schule gesprochen hat. „Die Sprache ging ganz schnell in Fleisch und Blut über.“ An den Wochenenden machte Kim Adolphs Ausflüge, stattete den Inseln rund um Singapur einen Besuch ab, flog nach Kuala Lumpur und Bangkok. Zeit für Heimweh blieb ihr also nicht, zumal sie via Skype mit Familie und Freunden kommunizieren konnte.

Etwas seltsam war allerdings, das Weihnachtsfest in der Ferne zu verbringen – bei 30 Grad und im Bikini. Das durchgehend feuchttropische Klima sei überhaupt ein bisschen gewöhnungsbedürftig gewesen. Kim Adolphs Büro im 43. Stock mit wunderbarem Blick auf das bekannte Hotel Marina Bay Sands war auf kühle 18 Grad klimatisiert. „Bei uns ziehst du die Jacke auf der Arbeit aus, dort ziehst du eine an“, bringt sie es auf den Punkt. Hineinschnuppern durfte sie während ihres Praktikums in zwei Abteilungen, dem Capital Market (der Handelsabteilung, zuständig für Swap- und Devisenhandel) und dem German Corporate Desk (Firmenkundenabteilung, zuständig für deutsche Unternehmen mit Tochtergesellschaften in Südostasien).

Jetzt sitzt sie wieder in ihrem Büro in der Hauptstelle der Raiffeisenbank in Gunzenhausen, ist wieder Ansprechpartnerin für ihre Kunden, und sie ist ihrem Arbeitgeber dankbar dafür, ihr all das ermöglicht zu haben. Gern erzählt sie von ihren Erlebnissen im weit entfernten Singapur, den guten Erfahrungen, die sie mit Land und Leute gemacht hat, von Begegnungen, die sie nicht missen möchte. „Ich würde das sofort wieder machen und kann es nur weiterempfehlen“, betont Kim Adolphs, die froh ist, das Abenteuer gewagt zu haben. Und da blitzt es wieder auf, das Strahlen in den Augen, gemischt mit ein bisschen Fernweh.

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