Abschied von der Wirtschaftsschule Gunzenhausen

22.7.2019, 12:00 Uhr
Abschied von der Wirtschaftsschule Gunzenhausen

© Wolfgang Dressler

Schulleiter Thomas Grad erinnerte sich, wie er im März vor dem Fernseher saß und Franziska von Almsick erblickte, wie sie als "Vertretungslehrerin" auftrat. Sie erzählte vom "inneren Schweinehund". Den musste sie als Profisportlerin und oft allein beim Training im Becken immer wieder überwinden. Da war von der Komfortzone die Rede, die man verlassen müsse, von der Motivation, für die man Vorbilder brauche, von Gefährten und von positiven Erfahrungen, die nötig seien. Franzi feierte große Erfolge, erlebte bittere Niederlagen. Besonders schlimm war es bei einer Weltmeisterschaft, als sie den Endlauf verpasste. Da tat sich doch noch eine Chance auf, als eine andere Schwimmerin auf das Finale verzichtete. Franzi wurde Weltmeisterin – auf die Tränen folgte der Triumph.

Ganz so dramatisch ging es für die Schüler der Klassen V 10 A, V 10 B, Z 11 A und Z 11 B in den letzten Jahren nicht zu. Thomas Grad zog dennoch Parallelen. Die Wirtschaftsschüler strengten sich mächtig an und seien "momentan beneidenswert fit" für die nächsten Anforderungen. Sie hätten ihre Kenntnisse und Fertigkeiten ausgeweitet, dazugelernt – und besagten Schweinehund oftmals besiegt. Dabei habe es Unterstützung von Lehrern und Eltern gegeben. Und man habe Rückschläge verkraften müssen.

"Panikzone" bringt gar nichts

Doch Misserfolge sollten als Motivation dienen, um im zweiten Anlauf mit mehr Energie, vielleicht aber auch mit mehr Lockerheit zum Erfolg zu kommen, betonte der Schulleiter. Im Sport, in der Schule, aber auch allgemein gelte, dass junge Menschen in der "Wachstumszone" viel erreichen können. Darüber hinaus jedoch werde es gefährlich: Wer Schüler in die "schädliche Panikzone" bringe, der bewirke bei seinen Schützlingen nur mit dem Lernen verbundene Angstzustände.

Bei der Abschlussfeier wurde mehrmals das Bild von den Lehrern als Bergführer bemüht. Sie wollten ihre Schüler ganz nach oben leiten. Das gelinge, wenn man motiviere, vorangehe und keinen vor dem Ziel verliere. Jetzt, mit dem mittleren Bildungsabschluss in der Tasche, könne man neue Ziele, neue Gipfel ins Auge fassen. Der in der Region "sehr anerkannte" Abschluss sei die Eintrittskarte in die Arbeitswelt. Und diese enthalte mehr denn je attraktive und nachhaltige Angebote, vor allem in der beruflichen Bildung. Grad: "Selten haben sich Industrie, Handwerk und Politik so sehr um jeden einzelnen motivierten Auszubildenden bemüht. Selten war es so einfach, in die persönliche und berufliche Zukunft aufzubrechen."

Viele zieht es jetzt an die FOS

73 Schüler waren zur Abschlussprüfung angetreten, sei es nach vier oder zwei Jahren Wirtschaftsschule. 70 gelangten zum "Gipfel" – 39 in der vierstufigen Schulform und 31 in der zweistufigen. Stellvertretender Landrat Robert Westphal zeichnete die drei Schulbesten aus. Julia Galz (Notendurchschnitt 2,0) glänzte in der V 10 A und will jetzt Kinderkrankenschwester werden. David Miller (2,0) aus der V 10 B peilt erst die FOS und dann die Ausbildung zum Piloten an. Lucas Diener (2,0) aus der Z 11 B zieht es ebenfalls auf die FOS in Weißenburg, danach will er seinen Weg im Bereich der Informatik gehen. Geehrt wurde auch Karyna Paliichuk, die Klassenbeste (2,25) aus der Z 11 A. Sie stammt aus der Ukraine, lernte sehr schnell Deutsch und will jetzt die FOS besuchen.

Stellvertretender Schulleiter Wolfgang Förtsch fasste sich in seiner berühmt-berüchtigten "Rede an die Nation" diesmal kurz Er bescheinigte den 70 glücklichen jungen Menschen, dass es ihr Erfolg sei, den sie erreicht hätten. Und dann könne man ja eine gewisse Zeit ausruhen, bevor es darum gehe, weitere Aufgaben im Bildungsbereich und Arbeitsleben zu meistern. Den Glückwünschen schlossen sich Elternbeiratsvorsitzende Fatma Bulduk und Stefan Meier für den Freundeskreis der Wirtschaftsschule an. Die Schülersprecher Lea Meyer und Florian Seitz äußerten ihrerseits abschließend, dass es ihnen bewusst sei, wie groß der Anteil von Lehrerschaft und Eltern am nunmehr Erreichten sei.

Warnung vor Oberflächlichkeit

Keine Abschlussfeier ohne Grußredner. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz legte den Absolventen ans Herz, Respekt, Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit bei dem, was vor ihnen liege, unter Beweis zu stellen und sich vor Oberflächlichkeit zu hüten. Das sei umso mehr vonnöten in einer Zeit, in der viele ohne ausreichendes Wissen über andere urteilten und sie gerne verurteilten. Alexander Herzog wies auf die Leistungen und Angebote von IHK und Wirtschaftsjunioren hin. Sein Appell lautete: "Ihnen stehen jetzt alle Türen offen. Wir brauchen Sie mehr denn je." Kreishandwerksmeister Hermann Grillenberger berichtete, die Betriebe suchten mehr denn je Fach- und Führungskräfte. Hier könne das Handwerk punkten, auch wenn klar sei, dass die Mehrzahl der 70 Absolventen zu anderen Ufern strebten.

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